Chapter Thirteen

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~~~Sichtwechsel~~~

Sherlocks Geschichte war nicht annähernd, wie ich sie mir vorstellte. Und innerlich wusste ich genau, dass sie in Wahrheit noch viel schlimmer war. Seine lang unterdrückten Tränen liefen über sein rotes Gesicht. Während seiner Erzählung hat er die Kontrolle verloren. Sherlock Holmes hat die Kontrolle verloren. „Wow", hauchte ich leise. „Das war... das war in... in keinster Weise das... was ich erwartet hatte..." Die Luft wurde zu schwer zu atmen. Ich fühlte Schuld. Meine Kindheit war wunderbar. Unendlich viele Freunde in Kindergarten, Grundschule und Weiterführender. Und mein Freund hatte mehr Zeit in irgendwelchen beschissenen Kliniken verbracht, als in Freiheit. Er kniete auf dem Bett, den Kopf zwischen den Knien vergraben, bis er sich nach hinten fallen ließ. „Sherlock", flüsterte ich ihm leise zu, „du darfst dort nicht wieder hin. Ich werd's vermeiden, ich schwör's." Ich griff nach seiner hand.

Irgendwie passte es mir nicht ins Bild, dass wir beide komplett nackt waren, aber vor Sherlock schämte ich ich keineswegs. Er liebte mich, auch wenn er es nicht sagen konnte. „Wenn das doch nur ginge", schniefte er. Ich krabbelte etwas zu ihm und legte meinen Kopf auf seinem Oberkörper ab. Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen, schließlich waren seine Rippen noch immer gebrochen. „Das geht. Glaub mir." Ich legte mich auf die Seite und streckte meinen Arm aus, um an seinen wilden Locken spielen zu können. „Hast du denn irgendwem schon davon erzählt was sie dort mit dir gemacht haben und wie es dir dort ging?" Er schüttelte den Kopf. „Dir. Mycroft weiß nur was ich dort gemacht habe, aber nicht meine Meinung oder irgendwelche Gefühle." Gott tat er mir Leid. „Das musst du aber machen. Mir tat das so goddamn weh, ich weiß garnicht was ich sagen soll." Diesmal nickte er.

In dem Moment hörten wir auf dem Flur wirre Stimmen und Geräusche. „Wurde noch ein Krieg angezettelt?", fragte ich rhetorisch und Sherlock schmunzelte. Ich richtete mich auf und wir beide schauten zur Tür. Was war da los? „John...", sagte Sherlock plötzlich ganz nervös, „Ich glaube wir wurden gehört." Shit. Wenn das wahr war, müssten wir uns jetzt schnell umziehen. Und das taten wir. Boxershort, Socken, Hose, verdammt der Gürtel klemmt wieder. Dann noch das Sweatshirt. Ich sah ganz kurz zu, wie Sherlock seinen Sixpack unter dem Hemd versteckte. Das Stimmengefasel wurde lauter und während ich mein Shirt schnell überwarf, wurde unsere Tür geöffnet. „Was zum Teufel?", rief ein Junge, „die Krawatte und die Geräusche haben heißen Sex versprochen!" Erst als ich mich umdrehte konnte ich erkennen, dass der Junge Sebastian Moran war, der Freund von Jim Moriarty. „Alter, fick dich!" Mit diesen Worten packte ich den Türgriff und warf sie zu. „Was'n Wixxer", murmelte ich noch leise.

Sherlock nahm meine Hand und drückte sie leicht. „Hasst du mich jetzt?", fragte er mit zittriger Stimme. Erst jetzt wandte ich meinen Blick von der Tür zu dem tränenüberflossendem Gesicht meines Ehemannes. Er wirkte so schwach und hilflos. Ohne jeglichen Plan, ohne jegliche Hoffnung. „Sherlock...", flüsterte ich und bewegte meinen steifen Körper zu ihm, „Ich könnte dich niemals und um nichts in der Welt hassen." Ich umarmte ihn fest. Verstand er denn nicht, dass ich ihn um alles liebte? „Warum sollte ich dich hassen?" Ich sah ihn von hier unten in seine rot geschwollenen Augen. Sie waren so magisch, so individuell. Trotzdem konnte ich ihn nicht loslassen. „Weil du jetzt weißt, wie... sehr ich mich hasse." „Du hast versucht dich umzubringen. Zweimal. Während ich dich kannte. Meinst du ich hätte dich verlassen, weil du dich selbst hasst? Du wirst sehr geliebt Sherlock. Nicht nur von mir, auch von deinem Bruder. Bei deinen Eltern bin ich mir immer unsicherer, aber auf jeden Fall von mir und deinem Bruder."

Ich löste die Umarmung und sah ihm in die verweinten Augen. „Ich bin müde, John", flüsterte er schwach. Ich nickte. Heute Abend gab es für uns einige Hochs und Tiefs und mit einem Mal überfiel auch mich die Müdigkeit. „Sherlock. Ich liebe dich", meinte ich, während wir uns umzogen. „Ich weiß", antwortete er selbstsicher, aber trotzdem noch schwach. Kurz darauf löschten wir alle Lichter und begaben uns ins Bett. Es dauerte nicht lange bis ich tief einschlief. Ich machte mir Sorgen über Sherlock. Seine Vergangenheit war immer ein Schlag in die Brust. Er hatte nie über seine Gefühle gesprochen, er hatte sie unterdrückt. Ich träumte von ihm. In Zwangsjacke, angekettet in einem Raum mit gepolsterten Wänden. Ich stand nur da und konnte ihn weinen sehen. Konnte nichts unternehmen. Oft hörte ich mich seinen Namen rufen, aber nichts geschah. Es war Erlösung, als ich kurz darauf geweckt wurde, von dem Opfer. Sherlock rüttelte an meiner Schulter. „Alles okay?", fragte ich leise. Er nickte, sah aber nicht so aus. Wollte er nicht alleine sein? Oh, er war so süß! Unser Zimmer war stockdunkel und nur kaltes Licht kam durch das Fenster herein. „Sherlock, was ist los?", hauchte ich. Er setzte sich auf und zeigte aus dem Fenster. Man konnte über das gesamte Gebäude, welches in mehrere kleine Häuser, die verbunden waren, eingeteilt war, gucken.

I love u more than drugs {teenlock; deutsch/german}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt