Chapter Six

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Wir lagen noch etwas so und es fühlte sich toll an. John hauchte Leben in meinen toten Körper und belebte meine toten Gefühle. Ich hätte Stunden so liegen können, erlöst von seiner Wärme und Gegenwart. Wir mussten nicht reden, die Taten sprachen für sich. Ich schaute dauerhaft in die Bäume, die Lichter; die Blätter; es war wunderschön. Johns Augen waren geschlossen. Er wirkte als würde er schlafen, aber sein Puls verriet anderes. Er genoss das hier, mindestens so sehr wie ich. Die anderen ließen uns in Ruhe. Zwei Betreuer saßen nicht weit von uns auf ihren Handtüchern, zwei andere waren im Wasser. Sie wechselten sich immer wieder ab. Im Moment saßen Mary und Ajay da. Viele Kinder waren nicht da, nur eine Gruppe Mädchen, wovon eine offenkundig ihre Tage hatte und die anderen deshalb auch nicht ins Wasser gingen, und vereinzelt noch andere, die lasen oder einfach die Sonne genossen. Es war so entspannend, das einzige Geräusch leises Rufen vom weit entfernten Sprungturm und Vögel, dessen Gesang wunderschön war. In meinen Kopf hörte ich irgendwo lovely von Billie Eilish. Ein Ohrwurm. Ich hatte es irgendwann mal auf der Violine gelernt.

Ich schloss meine Augen und ließ den Moment passieren. John bewegte sich genauso wenig wie ich. Ich schaute rüber zu Mary und sie lächelte mich an. Ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Ich war einfach gerade so überglücklich. Johns Gegenwart ließ mein Herz höher schlagen, meine Frequenz erhöhen, meine Pupillen erweitern. Er machte etwas mit mir, was so unerklärlich und so schön war. Dann stand Mary auf und setzte sich zu uns. Ich brauchte ihre Nähe nicht dringend, aber im Moment konnte nichts meine Stimmung senken. Sie setzte sich neben mich und ich nahm noch einmal Johns Puls. Er war auf mir eingeschlafen. Sie lächelte mich aufmunternd an und wollte gerade anfangen zu sprechen, als ich meinen linken Zeigefinger vor die Lippen nahm und Shh flüsterte. Dann warf ich einen Blick zu ihm und sie nickte. Ich lehnte mich etwas zurück und schaute wieder nach oben in die Bäume. Sie schienen so unendlich dicht und doch so durchdringbar. Mary setzte sich neben mich und flüsterte leise, um John nicht zu wecken. „Geht es dir besser?" Ich nickte leicht. Mir ging es gerade besser, als es nur jemals möglich war. Sie lächelte wieder und ich tat es ihr gleich.

Wir saßen noch etwas so, bis Alex klatschnass zum Platz kam und alle ins Wasser zog. Von den Wehrrufen wurde John wach. Ich spürte automatisch wie sich sein Herzschlag erhöhte. „Sherlock?", flüsterte er etwas ängstlich und versuchte sich schnell aufzusetzen, aber ich hielt ihn mit meinem Arm zurück. „Ja?", flüsterte ich sanft zurück. Sofort entspannte er sich wieder. „Ich bin eingeschlafen", sagte er leise, „und ich hab geträumt. Nicht schön geträumt meine ich." Ich nickte und ließ in sich so hinlegen, dass wir uns anschauen konnten. „Du warst weg; hast mich verlassen. Ich hab die anderen gefragt. Sie meinten ich sei nicht gut genug für dich." Ihm lief eine Träne die Wange hinunter und ich drückte ihn an meine Brust. „Oh Sherlock... Bitte lass das nie passieren... Ich liebe dich doch so sehr." Da waren sie wieder. Die drei Worte, mit denen ich nicht umzugehen wusste. Ich liebe dich auch John, aber mein Mund wehrt sich es auszusprechen. Irgendwas sträubt sich dagegen. Etwas starkes. „Ich würde dich nie verlassen John", antwortete ich, „du bist doch so viel besser und perfekter als ich."

Dann kam Ajay auch zu uns, als er die Gruppe Mädchen ins Wasser gescheucht hatte. „Wollt ihr auch ins Wasser gehen?", fragte er rhetorisch. John löste seinen Kopf von meiner Brust und ich schaute ihn aufmunternd an. So kam es, das wir jetzt händchenhaltend im Augenlicht der anderen über die Wiese trotteten und uns ans Wasser setzten. Beziehungsweise setzte er sich ans Wasser und ich ging rein. „Maschine", winselte er erneut, jedoch kam er dieses Mal auch ganz rein. Die Sonne schien und es war keine Wolke zu sehen. An diesem Tag hatten wir Höhen und Tiefen, aber John Watson war doch ein echt bemerkenswerter junger Mann.

Der Rückweg war nicht annähernd so schlimm wie der Hinweg. Im Zimmer angekommen räumten wir unsere Rucksäcke aus und setzten uns auf unser jeweiliges Bett. „Meinst du, wenn wir die Nachttische wegschieben, könnten wir unsere Betten zusammenschieben", theoriesierte er, „und die Nachttische wieder neben an die Betten." Ich musste erst überlegen, aber die Idee war fantastisch und so setzten wir sie um. Keuchend und Schnaufend von der Anstrengung lagen wir auf dem Bett und lachten. Es war schön jetzt neben John einschlafen und aufwachen zu dürfen. „Hör mal, ich bin ganz verschwitzt. Ich würde duschen gehen... Das klingt so komisch, aber willst du mit?" Ich nickte hastig. Ich wollte keine Minute mehr ohne ihm verbringen. Ich küsste ihn und griff an die unteren Enden seines T-Shirts und zog es ihm aus. Er tat dasselbe mit meinem Shirt. Dann langsam öffnete ich den Knopf seiner Hose und zog ihm auch diese aus. Unser Weg bahnte sich zum Badezimmer, bis wir dann irgendwann beide komplett nackt in der Dusche standen. Ich machte das Wasser an. Es war lauwarm und John war mir so nah. Seine Berührungen waren so schön und seine Haut so zart. Ich übersah ihn mit Küssen. Seine Wärme war so unbeschreiblich. Das Gefühl ihn zu wollen war stärker als jemals zuvor. Er drückte mich an die Wand der Dusche, die kalten Fliesen. Sein Kuss hatte so viel Kraft und Energie und Leidenschaft; und ich liebte es.

I love u more than drugs {teenlock; deutsch/german}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt