Chapter Two

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~~~ Sichtwechsel ~~~

Ich saß immernoch auf Mycrofts Bett. Nachdem ich leise Anderson erklärt hatte, dass wir keinen Sex in der Dusche hatten und auch keiner von uns beiden schwul ist, was wohl gelogen war, stand ich auf und stieß mir damit den Kopf am der Kante des Hochbettes. Innerlich schrie ich auf, aber ich wat tough genug, es nicht in Wirklichkeit zu tun. Ich hielt mir trotzdem die Hand an den Hinterkopf. „Ich geh mal rüber gucken zu Sherlock", sagte ich und begab mich zur Tür. „Warum?", fragte Greg. „Er ist schon ziemlich lange weg", antwortete ich, „also dafür, dass er nur sein Handy holen wollte." Greg nickte. Ich schaute nochmal zu Molly hoch. Ich hatte das Gefühl, dass sie den ganzen Tag noch nichts gesagt hatte, aber da ihr Bett über dem von Mycroft war und sie die ganze Zeit darin saß, hatte ich sie auch kaum wahrgenommen. Ich griff an die Türklinke. „Denk an den Sturm da draußen", rief Sally noch, aber ich war Meister in Parcouren.

Ich fixierte meine Augen an dem Ziel und überlegte mir noch im Türrahmen stehend einen Weg über das Schlachtfeld. Dann begann ich loszurennen. Sprang erst über einen, dann über den zweiten Koffer; Versteckte mich kurz in einem Türrahmen und wollte weiterrennen. Nur blöderweise traf mich ein Kissen, dass mich zu Boden warf. Danach war ich wie aus dem Takt geholt. Fiel über einen Koffer, wurde von zwei Kissen und etwas nassem, klebrigen, dass sich später als eine Saftpackung herausstellte, getroffen. Ich kam an meinem Zimmer an und schloss sofort die Tür. Ich schloss meine Augen um etwas durchzuatmen, es ging aber direkt wieder. Als ich sie öffnete, konnte ich Sherlock nirgends sehen. Ein bisschen Panik machte sich in meinem Magen breit und zog sich über meinen Brustkorb in meinen Hinterkopf. „Sherlock?", fragte ich und merkte wie meine Stimme stockte.

Wo war er? Mitlerweile kontrollierten Angst und Panik meinen gesamten Körper. Ich ging durch den Raum. Mit den Gedanken nur da, wo er bloß sein könnte. Sein Handy hatte er noch garnicht angefasst, es lag noch auf dem Bett. Ich blickte kurz darauf und sah, dass er vor einer Stunde eine Nachricht von seiner Mutter bekommen hatte. Sherlock hatte sein Handy tatsächlich nicht in der Hand gehabt! Ein kalter Schauer fließ mir den Rücken runter. Ich nahm es in die Hand. Und schaute auf. Die Badezimmer. Nur warum antwortete er nicht? Ich stieß die Tür der Dusche auf. Keine Spur von ihm. Dann die der Toilette. Ich machte sie auf und der Anblick hätte mich glatt in Ohnmacht fallen lassen können. Sherlock lag auf dem Boden vor dem Waschbecken, auf dem Bauch und bewegte sich nicht. An den Fliesen an der Wand auf Kopfhöhe und auf dem Boden um Sherlock Kopf herum klebte etwas Blut.

Ein Schock durchfuhr mich und ich hatte tausend Gedanken im Kopf. Was sollte ich tun? Wie ist das passiert? War jemand hier oder war er allein? Das erste, was mir einfiel war Hilfe zu holen. Ich rannte auf den Flur und schrie, dass mein Freund Bewusstlos war und natürlich Hilfe. Nicht alle reagierten darauf, aber die, die es taten setzten sich sofort in Gang zu gaffen. „Holt einen Betreuer! Schnell!", rief ich zu ihnen und eine Gruppe Mädchen rannte sofort zum Betreuerzimmer. Ich ging wieder zu Sherlock und kniete mich neben ihn. Mein Vater war Militärarzt und zeigte mir einmal, wie man den Puls misst. Also nach meinen Messungen hatte er einen Puls, aber er war unregelmäßiger als sonst was! Ich drehte ihn um, sodass sein Rücken auf dem Boden lag. In meiner Verzweiflung versuchte ich mich daran zu erinnern, was mein Vater mir beigebracht hatte. Ich drehte sein Gesicht zu mir, gab ihm ein paar leichte Ohrfeigen und wiederholte immer wieder das Wort Sherlock, in der Hoffnung, er würde mich hören. Dann beugte ich mich über seinen Mund mit dem Ohr um zu hören, ob er atmet, was er zu meiner Erleichterung tat und wenn doch nur schwach.

Ich hörte die Tür schwungvoll aufgehen und als Alex, Gabriel und Mary reinkamen und ihre erschrockenen Augen sah, spürte ich zum ersten Mal mein Herz rasen und eine Träne in meinem rechten Auge. Mary machte eine Handbewegung, dass ich weggehen sollte und ich gehorchte sofort. Sie nahm meinen Platz ein und machte nochmal dasselbe, was ich eben tat, nur weniger zitternd und ruhiger. Dann rief sie zu Gabriel, dass er sofort einen Rettungshubschrauber anforden sollte. Bei dem Wort setzte mein Herz kurz aus. Alex sah, wie wackelig ich plötzlich auf den Beinen war und begleitete mich ruhig aus dem Bad heraus. „Alles wird gut", flüsterte er immer wieder und um ehrlich zu sein, hatte es etwas sehr beruhigendes an sich. Ich sah dann erst, wie viele Leute vor unserem Zimmer standen und nur durch Ajay aufgehalten wurden. Ich setzte mich auf mein Bett und versuchte durchzuatmen, mit einem starren Blick nach vorne. Mein Freund war gerade am sterben und ich konnte nichts für ihn tun. Dann hörte ich das Surren eines Hubschraubers. Entweder er war verdammt schnell oder, was ich mir besser vorstellen konnte, die Zeit flog wie wild an mir vorbei. Ich hörte Gabriel und Ajay schreien, dass alle auf ihr Zimmer gehen sollen und es nichts zu sehen gibt, aber es war wie als wäre es ganz weit enfternt. Ich war in Gedanken nur bei meinen Freund. Ich konnte nicht anders, als daran zu denken, was die Ursache dafür sein könnte und machte mir selbst gerade die meisten Vorwürfe, obwohl ich wusste, dass ich es nicht tun musste.

I love u more than drugs {teenlock; deutsch/german}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt