Chapter Seven

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~~~ Sichtwechsel ~~~

Ich hatte meinen Weg durch die Menschenmasse auch gefunden und im selben Moment wie ich vorne stand und auf den niedergestochenen Vogel schaute, sagte Sherlock folgende Worte:

„Wir werden Sie finden, Sherlock Holmes."

Mein Körper erschütterte kurz. Wer wollte ihn finden? Wer tut so etwas? Ich schaute jetzt zu Sherlock. Er war so ruhig. Ja, schon fast gelangweilt wirkte er. Aber ich hatte dieses Gefühl, in beschützen zu müssen. Ich ging zu ihm und nahm seine Hand. Sie war eiskalt und ich versuchte mit meiner Wärme auf ihn abzufärben. Meine Tat sollte als Geste dienen, ihn zu beschützen; immer für ihn da zu sein. Mein Herz schlug wie wild, aber ich traute mich nicht, Sherlocks Puls zu nehmen. „Komm bitte mal mit, Sherlock", sagte Mary, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Sherlock ließ meine Hand los, aber ich hatte das Gefühl, ihn jetzt nicht allein lassen zu können. Mary ging vor und ich und Sherlock folgten ihr. Ich hatte mir den Abend ganz anders vorgestellt: gemütlich, mit Sherlock auf dem Hügel sitzen und dem Sonnenuntergang hinterher schauen. Jedoch ging das ja nach hinten los. Jetzt ermittelt mein Hobbydetetktiv an einer echten Leiche.

Wir liefen durch ein paar Flure und etwa drei Treppen hoch. Mary zog Sherlock in ein kleines Zimmer und ich konnte nur einen Blick erhuschen, bis die Tür knallhart vor meinen Augen zugemacht wurde. Ich hatte diesen Drang, warten zu müssen. Ihn nicht allein lassen zu können. Mein Kopf sagte mir, dass es unnötig sei zu warten, aber mein Herz hatte sich strikt dazu entschlossen zu bleiben. Ich wollte Sherlock nicht allein lassen. Womöglich stand er unter Schock oder noch schlimmeres. Er war so ruhig. Zuerst stand ich nur vor der Tür, doch es dauerte gefühlte Stunden bis er herauskam, also lehnte ich mich irgendwann gegen die Wand und rutschte an ihr entlang, bis ich auf dem Boden saß. Sherlock ließ lange auf sich warten und verstehen konnte man auch nichts.

Ich hörte Schritte lauter werden und die Tür, die ich so sehnsüchtig anschaute, öffnete sich. Sherlock war blass wie eine Leiche und Mary sah auch sehr verstört aus. Verdammt, was haben die beiden da drin besprochen? Ich nahm sofort Sherlocks Hand und spürte, wie kalt er war. Wenn wir in unserem Zimmer ankommen, würde ich ihm sofort eine Decke über den Kopf werfen und in die Küche gehen um ihm Tee zu machen. Der Weg zu unserem Zimmer war mir unangenehm. Sherlock sprach kein Wort und ich versuchte mir etwas einfallen zu lassen um ihn zum Reden zu bringen. In unserem Zimmer angekommen setzte er sich auf unser gemeinsames Bett und ich versuchte ihn zuzudecken, was mir aber misslang. „Bitte hör auf John", flüsterte Sherlock brüchig. „Bitte Sherl... Du bist eiskalt und kreidebleich. Nimm die Decke, ich geh runter in die Küche und mach uns beiden einen heißen Tee." Er hatte mittlerweile die Decke über den Kopf gezogen und schaute mich mit seinem hilferufendem Blick an, nickte dann aber.

Irgendwie tat er mir Leid. Ich fühlte mich schlecht, dass es mir gut ging und er litt. Ich hatte noch keinen wirklichen Verdacht, aber auf meiner Liste stand Jim Moriarty ganz oben. Er verhielt sich die ganze Zeit wie ein Arschloch, was soll man da erwarten? In der Küche waren eine kleine Gruppe Mädchen. Sie sahen aber nicht befreundet aus, im Gegenteil: Ein Blondie stand an der Wand gekauert, während zwei Brownies und ein Rotschopf sie umzingelt hatten. Sie waren etwa 13 Jahre alt. Sonst war der Saal leer. Ich stellte mich ans Buffet und stellte etwas Wasser auf. Dann suchte ich mir einen Tee für Sherlock aus und entschied kurzerhand, dass ich auch einen trinken möchte. Der Raum war wenig beleuchtet und die Gruppe Mädchen hatte sich auch verzogen. Nur die Blonde blieb zurück. Sie sah traurig aus und ich fühlte mich verpflichtet sie anzusprechen.

„Hey. Gehts dir gut?", fragte ich und fühlte mich wie ein Vollidiot. Sie würde nicken und das Gespräch wär vorbei. Und genau das tat sie, nur das sie dabei in Tränen ausbrach. Ich stellte mich zu ihr und hielt sie fest, damit sie sich nicht auf den Boden warf. „Alles okay", flüsterte ich und sie lehnte sich stark an mich. Das leise Weinen wurde etwas lauter und ich schaffte es nicht mehr sie zu halten. Wir sackten leicht zusammen und fielen auf den Boden. „Ähm... Ich bin John", fing ich an, „wie heißt du denn?" Sie wischte sich die Tränen von der Wange und schaute mich an. „Sarah." Ich nickte. „Was ist passiert, Sarah?" Sie schien mir sentimental und leicht einknickbar. „Jeanette hackt die ganze Zeit auf mir rum. Sie sagt als dass ich total ecklig bin und dass mich deswegen keiner mag." Wie fies. „Es kommt aber nicht darauf an", flüsterte ich und sie schaute zu mir auf, denn ich stand auf. „Es kommt auf die inneren Werte an." Ich streckte ihr die Hand aus und half ihr hoch. Plötzlich war ein ganz komischer Moment zwischen uns, den ich bisher nur von Sherlock kannte. Dieser wurde aber zum Glück unterbrochen durch das schrille Pfeifen des Wasserkochers. Ich wollte diesen Moment nur mit Sherlock haben. Ich wollte nur Sherlock haben.

I love u more than drugs {teenlock; deutsch/german}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt