Neuanfänge

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Jodie schreckte von ihrer Pritsche hoch. Dieser Tag hatte ihr Leben verändert. Die Apokalypse selbst hatte ihr Leben schon so komplett auf den Kopf gestellt, aber damals war sie noch bei ihrer Familie gewesen. Bei ihrer Mom. Und mit diesem einen Wort, mit dieser einen Nacht hatte auch dies sich verändert. Jodie fuhr sich über das Gesicht. Seit drei Tagen war sie nun in diesem Gefängnis.

Es war seltsam in einer Zelle zu schlafen, aber irgendwie auch beruhigend. Etwas mehr Privatsphäre. Sie stand auf und wusch sich das Gesicht an dem kleinen Waschbecken in ihrer Zelle. Dann kämmte sie ihre Haare und sah in den fleckigen Spiegel. Ihr Gesicht war immer noch dasselbe. Lange rotbraune Haare, grüne Augen, blasse Haut. Mittlerweile musste sie bereits vierzehn sein. Sie erinnerte sich noch an die Zeit kurz vor der Apokalypse, wo sie sich das letzte Mal im Spiegel betrachtet hatte. Damals hatte sie wirklich noch wie ein kleines Mädchen gewirkt, das langsam auf dem Weg zu einer erwachsenen Frau wurde. Jetzt wirkte sie so viel älter. So viel abgebrühter und ernster. Jodie war wegen Melvin niemals völlig unbeschwert gewesen. Aber im Vergleich zu der jetzigen Situation, waren ihre Probleme beinahe ein Witz gewesen.

Es klopfte an ihrer Zellentür. Cole kam schließlich zögerlich herein und lächelte schüchtern. „Hey, alles klar?", fragte er.

Stumm nickte sie.

„Du bist früh auf", bemerkte Cole und Jodie sah zu ihm.

Du aber auch. Jodie sprach nicht mit dem Mund. Nur mit den Augen und in Gedanken.

„Wie hast du geschlafen? Gut?"

Sie nickte. Wieder stumm.

„Ich hab die Bibliothek gefunden, vielleicht findest du ja was Interessantes zum Lesen." Sie lächelte. Cole. Er wollte sie immer aufheitern und schaffte dies meist auch mit seiner unermüdlichen Art.

„Oder du spielst mit den anderen Kindern." Jodie nickte, sah ihn aber dabei nicht an. Mit anderen Kindern zu spielen war nicht ihr Ding. War es damals nicht und jetzt auch nicht mehr. Die kindliche Leichtigkeit hatte sie längst verloren, die ihr den Zugang zu anderen erleichtert hätte.

„Und Carol hat gefragt, ob du ihr vielleicht in der Küche helfen könntest oder mit dem Baby, was sie haben", fuhr Cole fort.

Jodie nickte. Eigentlich hätte sie lieber bei den Waffen geholfen oder wäre raus in den Wald gegangen, aber sie war erst seit kurzem hier und wollte zunächst einmal alle Arbeiten kennenlernen, die Menschen kennenlernen und nicht gleich unangenehm auffallen. Daher nickte sie erneut fast schon ergeben.

„Komm ich bring dich runter zu ihr."

Sie folgte Cole hinunter in die Gefängnisküche, wo Carol, eine Frau mit kurzem mausgrauem Haar, gerade mit ein paar anderen Frauen Töpfe abwischte und trocknete und außerdem nebenbei eine Suppe kochte. Als sie Cole und Jodie erblickte, kam sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf sie zu.

„Das ist Jodie. Sie wollte euch gerne zu Hand gehen, falls ihr noch Hilfe braucht", stellte Cole sie vor. Carol nickte verstehend und sah freundlich schmunzelnd zu Jodie, die das Lächeln zögerlich erwiderte.

„Jodie, du kannst den anderen helfen, die Töpfe zu spülen und danach kannst du draußen helfen die Suppe zu verteilen", band sie sie sofort mit einer sehr warmen Art ein und Jodie nickte. Als sie an ihr vorbei ging, sah sie wie Cole Carol etwas zu flüsterte. Vermutlich gab er ihr Bescheid darüber, dass Jodie nicht reden würde. So wie er es mit jedem tat, der Jodie neu kennenlernte, wenn er dachte, dass sie gerade nicht hinhören würde. Jodie nahm es ihm keinesfalls übel. Stattdessen sah sie auf den Stapel Töpfe und Pfannen, der sich vor ihr und der Spüle stapelte. Seufzend krempelte sie die Ärmel hoch und begann mit der Arbeit.

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