Vom frei sein und verlieren

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Jesus hatte sich an den großen Küchentisch gesetzt und kramte in seinem Rucksack herum, breitete einige Medikamente vor ihr auf dem Tisch aus.

Jodie saß ihm gegenüber, nun eine Pistole auf ihn richtend, das Jagdgewehr hing auf ihrem Rücken. Sie beobachtete ihn ganz genau. Jede Regung, jedes Zucken.

Er sollte ja nicht auf dumme Ideen kommen.

Jesus blickte zu ihr, lächelte sie an.

„Du redest nicht sehr viel, oder?"

Jodie zog die Augenbrauen hoch, als wollte sie sagen: „Blitzmerker!"

„Versteh schon, es ist sicher nicht einfach jemand Fremden zu trauen. Weder damals, noch jetzt, nicht wahr?", fragte er einfühlsam.

Jodie nickte nur. Es war kein Geheimnis, was er da aussprach.

„Weißt du, es wäre einfacher, wenn du mir sagst, was du brauchst", meinte er dann. Jodie machte mit einer Hand eine Bewegung, als wollte sie etwas nähen und Jesus schien zu verstehen.

„Warte, da hab ich was", er schob ihr die benötigten Utensilien hin und betrachtete sie dann kritisch.

„Wofür brauchst du das denn? Bist du verletzt?"

Jodie schüttelte den Kopf, während sie mit einer Hand die Sachen in ihre Taschen schob.

„Jemand anderes vielleicht?"

Jodie sah ihn nur emotionslos an. Was ging ihn das an?

„Verstehe. Schlimm?"

Wieder nur ein schweigender Blick.

„Tut mir leid. Ähm...hier, nimm das auch mit", er schob ihr zwei kleine Fläschchen rüber.

„Das ist Penizillin. Hilf ganz gut bei Wunden, die genäht werden müssen", meinte Jesus und Jodie schob sie zögernd in ihre Tasche. Dann zögerte sie, zog einen Stift aus ihrer Tasche und schrieb auf den Tisch ein einziges Wort.

Danke.

Jesus nickte freundlich.

„War mir ein Vergnügen", meinte er und räumte die restlichen Medikamente wieder in seinen Rucksack.

Dann sah er Jodie an.

„Darf ich jetzt gehen? Oder willst du lieber gehen?", fragte er.

Sie deutete auf sich, nahm mit einer Hand ihren Rucksack und hängte ihn sich um. Die andere Hand hielt noch immer die Waffe. Hielt sie stets auf Jesus gerichtet.

„Pass auf dich auf, Mädchen", meinte er zu ihr, als sie die Küchentür erreichte. Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, nickte jedoch.

„Vielleicht sieht man sich ja mal wieder", lächelte Jesus. Jodies Mundwinkel zuckte leicht und sie lächelte ebenfalls.

Dann rannte sie los.

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Jodie wusste, dass sie keine Garantie hatte, dass dieser Kerl ihr folgte. Doch um sicherzugehen, rannte sie bis zum nächsten Haus, versteckte sich dort hinter der Hausecke und wartete. Sie spähte ein paar Mal um die Ecke und lauschte. Es kam niemand. Nach etwa fünf Minuten, beschloss sie weiterzuziehen und Daryl seine Medikamente zu bringen.

Als sie wieder ankam, verrammelte sie alle Ein-und Ausgänge und hoffte, dass Jesus sie nicht verfolgt hatte. Dann lief sie zu Daryl, der noch immer blass auf dem Bett lag. Einen Moment lang, fürchtete Jodie, dass sie zu spät gekommen war und er bereits tot war. Doch noch immer atmete Daryl.

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