Als es zu dämmern begann bauten sie ihr Lager im Wald auf. Rund um ihre Schlafplätze, zogen sie eine Leine mit Dosen und anderen Dingen die Lärm machten auf.
Außerdem bot Fred sich als Wache für die Nacht an.
Jodie nahm das Angebot an. Wer wusste, wann sie das nächste Mal Schlaf bekommen würde? Roderick hatte sich bereits schlafen gelegt und als Jodie sich ebenfalls in ihren Schlafsack kuschelte, sprach Fred sie an.
„Ich weiß, ich war nicht fair zu dir, Jodie und es tut mir leid. Und ich werde es vermutlich auch nie wieder gutmachen können, aber ich bin dir jetzt dankbar, dass du es getan hast. Und egal, was passiert: falls ich es nicht mehr schaffe, pass bitte auf meinen Jungen auf, okay?", bat er sie.
Sie nickte verwirrt, aber ernst und musterte ihn. Er wirkte müde, erschöpft, aber das war ja auch kein Wunder. Das waren sie ja alle.
Jodie kuschelte sich tiefer in den Schlafsack und schlief auch sehr schnell ein. Ein unruhiger Traum nach dem anderen suchte sie heim. Und immer wieder schreckte sie hoch, schlief aber dennoch bald wieder ein.
Am Morgen wurde sie von der Sonne geweckt, die ihre Strahlen auf ihr Gesicht fallen ließ. Verschlafen, setzte sie sich auf und blinzelte. Leichter Nebel waberte über dem Waldboden. Sie lauschte. Kein Beißer oder etwas anderes als das Gezwitscher der Vögel war zu hören.
Sie warf einen Blick neben sich zu Roderick, der immer noch tief und fest schlief. Sie lächelte leicht und sah dann zu dem Wachposten von Fred. Der lag auf dem Boden und rührte sich nicht.
Verärgert runzelte Jodie die Stirn. Er war wirklich bei seinem Wachdienst eingeschlafen?! Damit hatte er sie allen eine großen Gefahr ausgesetzt! Sie mussten möglichst schnell ein Haus finden, wo sie sich besser verstecken konnte. Oder noch besser, andere aus der Gruppe. Jodie schälte sich aus dem Schlafsack und ging zu Fred herüber um ihn wachzurütteln. Da er auf der Seite lag, drehte sie ihn auf den Rücken und rüttelte ihn leicht. Er reagierte nicht. Jodie rüttelte noch heftiger und nun etwas gröber. Noch immer keine Reaktion. Etwas verwirrt schlug Jodie ihm leicht auf die Wangen um ihn wachzukriegen. Als ihre Fingerspitzen seine Haut berührten, war sie überrascht, wie kalt er sich anfühlte.
Da langsam der Herbst kam, wusste sie das es morgens etwas kälter war, aber er war viel kälter als er eigentlich sein sollte. Nun etwas besorgter rüttelte sie ihn erneut, was aber nichts brachte. Sie betrachtete ihn genauer. Sein Körper wirkte ebenfalls etwas seltsam. Sehr viel schlaffer und irgendwie starrer, als bei einem normal schlafenden Menschen. Konnte es etwa sein, das...?
Jodie nahm sein Handgelenk und fühlte seinen Puls. Ihr wurde innerlich ganz kalt, als sie merkte, dass dort kein Puls vorhanden war. Um sicher zu gehen, wühlte sie rasch in ihrem Rucksack, zog einen kleinen Spiegel hervor und hielt ihn vor Freds Nase und Mund. Bitte, beschlag jetzt, flehte sie innerlich.
Nichts passierte. Die Oberfläche des Spiegels blieb klar und unverändert. Fassungslos starrte Jodie auf den toten Körper von Fred. Scheiße, das konnte doch nicht wahr sein. Automatisch zückte sie ihr Messer um die Sache zu beenden, doch dann hielt sie inne. Auch wenn sie nicht wusste, wie viel Zeit noch blieb, sollte Roderick doch wenigstens noch die Chance haben, sich von seinem Vater verabschieden zu können, bevor sie ihn zum zweiten Mal töten musste.
Also weckte sie Roderick mit einem sanften Rütteln. Verschlafen blickte er zu ihr, als er in ihr besorgtes und trauriges Gesicht sah.
„Was ist?", fragte er leise.
Jodie hockte sich neben Fred, nahm sein Handgelenk und schüttelte traurig den Kopf. Roderick brauchte einen Moment, bis er verstand was Jodie meinte. Sein Gesichtsausdruck wechselte von verwirrt zu fassungslos.
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Silent Fighter
HorrorJodie ist erst 13 als die Apokalypse ausbricht. Auch bereits davor hatte sie keine einfaches Leben. Dennoch findet sie nach einigen Monaten ein neues Zuhause in einem Gefängnis, dass nun als neue Gemeinde dient. Doch durch ein traumatisches Ereignis...