Jodie wurde allmählich wahnsinnig. Diese Mauern engten sie ein und sie wollte raus. Raus in den Wald, frische Luft einatmen, mit ihrer Armbrust trainieren und etwas anderes sehen, als kühle Mauern. Bäume, Sträucher, Tiere. Frei sein.
Aber Rick ließ niemanden heraus, der nicht auf Tour ging. Und dies war eine der wenigen Arbeiten, die er ihr verweigerte. Sie war zu jung um rauszugehen und sich der Gefahr der Beißer auszusetzen. Jodie wusste, es war zu ihrem Besten, aber sie hatte langsam aber sicher das Gefühl zu ersticken.
Ihr fiel die Decke auf den Kopf.
Und obwohl sie wusste, dass es bestimmt Ärger geben würde, begann sie den Zaun auf Schwachstellen zu untersuchen, damit sie in einem günstigen Moment vielleicht mal hinauslaufen konnte. Nur für ein, zwei Stunden.
Und tatsächlich an einer der Außenmauern, wo der Zaun endete, gab es tatsächlich eine kleine Stelle, wo der Zaun nicht richtig festgemacht worden war. Wenn sie sich ganz dünn machte, konnte sie sich vielleicht hindurchzwängen.
Jodie blickte hinter sich auf den Hof. Sie wusste, dass es gefährlich war und dass sie bestimmt Ärger bekommen würde. Aber sie brauchte das jetzt. Nur einmal Freiheit. Allerdings musste sie auch sicherstellen, dass kein Beißer oder jemand anderes durch die Lücke im Zaun kam, während sie weg war. Sonst würde sie alle in Gefahr bringen.
Sie ging zurück in die Vorratskammer, suchte sich einen starken, stabilen Draht und holte ihre Armbrust. Sie schob zuerst die Armbrust hindurch, dann ihren Rucksack und zwängte sich dann selbst hindurch.
Der Zaun kratzte über ihre Haut und hinterließ leichte Striemen. Als sie es geschafft hatte sich hinaus zu zwängen, zog sie den Draht aus ihrer Tasche und verschloss die Lücke damit wieder. Dann rannte sie hinaus und verschwand so schnell es ging im Wald. Vom Wachturm aus, konnte man sie nicht sehen, da sie selber oben gewesen war und es überprüft hatte. Diese eine Stelle war nicht einsehbar, weshalb niemand sie von dort aus entwischen sehen konnte.
Als sie etwa hundert Meter gerannt war, blieb sie stehen. Atmete die frische Waldluft ein und schloss für einen Moment die Augen. Endlich. Freiheit, frische Luft. Sie lächelte und sah wie ein Beißer sich von der Seite näherte. Er war langsam, weshalb Jodie kurz überlegte, ob sie nicht besser die Armbrust an ihm ausprobieren sollte, doch dann nahm sie lieber ihr Messer. Sie konnte keine Pfeile an den Beißer verschwenden, wenn sie noch nicht wusste, ob sie gut genug treffen würde.
Sie rammte dem Beißer die Klinge in die Stirn. Dieser sank sofort zu Boden und sein Röcheln erstarb.
Jodie wischte ihr Messer an seiner Kleidung ab und steckte es wieder ein. Dann beschloss sie ein wenig zu üben. Sie beschloss zunächst den nächsten Baum als Übungsziel zu nehmen. Also suchte sie sich einen Punkt, legte einen Pfeil ein, spannte die Armbrust, legte an und schoss. Der Pfeil flog knapp an dem Baum vorbei. Jodie seufzte und versuchte es erneut. Sie hatte ausreichend Pfeile zum Üben mitgenommen. Der nächste Pfeil verfehlte das Astloch, auf das Jodie gezielt hatte um ein paar Zentimeter. Erneut seufzte sie. Es würde bestimmt eine Weile dauern, bis sie zur Meisterschützin geworden war.
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Ungefähr eine Stunde später war Jodie mit sich zufrieden. Sie hatte bestimmt zwei Dutzend Pfeile verschossen und zwei, drei Beißer getötet, die ihr zufällig über den Weg gelaufen waren. Aber am Ende hatte sie es geschafft viermal hintereinander mit dem Pfeil genau das Ziel zu treffen, welches sie beabsichtigt hatte. Stolz lächelte sie. Doch dann fiel ihr auf, dass die Sonne schon sehr tief stand.
Sie musste schnellstmöglich zurück ins Gefängnis. Bestimmt hatte man ihr Fehlen schon bemerkt.
Hastig sammelte sie ihre verbliebenden Pfeile ein und schob auch noch ein paar Stöcke in ihren Rucksack um neue Pfeile schnitzen zu können. Als sie das Gefängnis erreicht hatte, war es bereits dämmrig geworden und heimlich öffnete sie den Draht wieder und zwängte sich durch die Lücke wieder hinein und verschloss sie dann gleich wieder. Jodie war froh, dass man sie vom Wachturm aus nicht sehen konnte, sonst hätte sie wahrscheinlich sofort Ärger bekommen.
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Silent Fighter
HorrorJodie ist erst 13 als die Apokalypse ausbricht. Auch bereits davor hatte sie keine einfaches Leben. Dennoch findet sie nach einigen Monaten ein neues Zuhause in einem Gefängnis, dass nun als neue Gemeinde dient. Doch durch ein traumatisches Ereignis...