Daryl war ruhig. Ruhiger als sonst auch. Er vermisste Jodie mehr als sonst auch. Beth war bei ihm, aber dennoch hatte er beinahe das Gefühl ganz verloren ohne seine kleine Freundin zu sein. Als wäre er ein Kind, dass einen Teddybären geschenkt bekommen hatte und nun hatte er ihn irgendwo verloren und er war unauffindbar.
Beth hatte noch Hoffnung und teilweise erinnerte ihn das an Jodie. Dieser kindliche Glaube. Hoffnung. Die Unschuld. So war Jodie auch gewesen.
Er war sich sicher, dass sie draußen bestimmt eine Weile Überleben konnte, auch ohne ihn. Das hatte er bereits gesehen. Aber dennoch...
Sie war eben noch ein Kind. Sie war vierzehn und was war, wenn sie vielleicht solchen Vergewaltigern wieder gegenübertrat, wie damals. Gegen alle würde sie sich nicht wehren können. Vielleicht würde sie auch ermordet werden oder andere schlimme Sachen.
Das wollte er sich nicht vorstellen. Beth machte es nicht gerade besser. Auch wenn sie noch Hoffnung hatte, was brachte es nach etwas zu suchen, von dem man nicht wusste, wo man suchen sollte? Oder wenn man eigentlich wusste, dass man denjenigen nie wiedersehen würde.
Daher versuchte er sich einfach nur aufs Überleben zu konzentrieren. Auf seins und auf das von Beth. Alles andere war egal. Es interessierte ihn nicht mehr.
Zumindest versuchte er sich das solange einzureden, bis er es glaubte.
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Er hatte am Morgen eine Schlange erlegt, sie gehäutet und sie über dem Feuer gegraben. Beide saßen schweigend um die winzige Feuerstelle herum und aßen.
Schließlich brach Beth die Stille.
„Ich brauch einen Drink", sagte sie beinahe zögernd.
Ohne ein Wort warf Daryl ihr eine Wasserflasche zu und aß weiter.
„Nein, ich mein einen richtigen. Mit Alkohol. Ich hab noch nie Alkohol getrunken", erklärte sie ihm.
„Wegen meinem Dad, aber der ist ja jetzt nicht mehr hier, also...ich dachte, wir suchen mal welchen", erzählte Beth ihre Idee, da Daryl sich nicht weiter darum scherte, sondern einfach weiter aß.
Doch Daryl ging nicht darauf ein. Erst hatte sie tagelang darauf beharrt, die anderen zu finden, jetzt wollte sie Alkohol suchen? Die war doch wohl nicht mehr ganz sauber! Für so was hatte er keine Zeit und entschied sich gar nicht erst darauf eine Antwort zu vergeuden.
„Okay, na dann lass dir deine Schlange schmecken", seufzte sie, stand auf und nahm das Jagdmesser, ehe sie das Lager verließ.
Daryl wartete einen Moment ab, ob sie es sich vielleicht anders überlegte und wiederkam. Da sie aber scheinbar keine Anstalten machte zurückzukehren, folgte er ihr mit der Armbrust. Er fand sie nur wenige Meter vom Camp entfernt mit dem Messer in der Hand, wo sie sich hinter einem Baum versteckte und ein paar Beißer erfolgreich abgelenkt hatte.
Als sie sich zu ihm umwandte, erschrak sie zuerst, dann sah sie ihn jedoch unbeeindruckt an.
Ohne ein Wort wandte er sich um und ging wieder zurück zum Camp. Diesmal folgte Beth ihm.
„Ich glaube wir sind ihnen entwischt. Wir müssen da lang um was zu trinken zu finden", meinte Beth noch, ehe sie gegen die selbst gebaute Alarmanlage des Camps stieß.
„Was soll das? Du bringst mich zurück?! Ich bleibe nicht in diesem ekligen Camp!", rief sie aufgebracht und zeigte Daryl den Mittelfinger.
Dann wandte sie sich um und wollte gehen, doch Daryl packte sie am Arm und hielt sie fest.
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Silent Fighter
HorrorJodie ist erst 13 als die Apokalypse ausbricht. Auch bereits davor hatte sie keine einfaches Leben. Dennoch findet sie nach einigen Monaten ein neues Zuhause in einem Gefängnis, dass nun als neue Gemeinde dient. Doch durch ein traumatisches Ereignis...