4. Dezember oder mehliger Schnee

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"In Ordnung; wir brauchen 200g Nougat, 125g gemahlend Haselnüsse, Butter, Puderzucker, Eier, Zimt, Mehl, Kakao, Marmelade, Milch, Backpulver...", lese ich unseren Einkaufszettel vor und die Jungs strömen in alle Richtungen des Supermarktes, um die Zutaten zu besorgen. John ist als erster wieder da und lässt die Zutaten erschöpft in den Einkaufskorb fallen. Und auch die Anderen legen ihre Besorgungen in den Einkaufswagen.
"Ähm, Freddie? Ich bin mir ja nicht sicher, aber ich glaube nicht, dass Chamanger auf unserer Einkaufsliste stand." Ich schaue den Leadsänger an, welcher nur erwidert: "Etwas zu trinken, braucht man immer!" Er wirft den Kopf in den Nacken, stellt seine Flasche in den Wagen und schiebt diesen dann zur Kasse. Unterwegs wandern noch etliche Süßigkeiten in den Einkaufskorb.

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"Welche Plätzchen wollen wir zu erst machen?" Freddie steht begeistert in der Küche und begutachtet unsere vielen Einkäufe.
"Ich schlage vor, dass wir erst die Linzer machen, da der Teig gekühlt werden muss", berichte ich den anderen.
Wir fügen die Zutaten zusammen, verkneten den Teig und stellen ihn anschließend in den Kühlschrank. Danach sind die Nougatplätzchen dran, welche mit der Gebäckspritze auf das Blech gespritzt werden und dann direkt in den Ofen wandern.
Beim kneten der Butterplätzchen wandert Rogers Finger immer wieder in die rohe Teigmasse.
"He, hör auf Roger, sonst ist bald kein Teig mehr zum Ausstechen da!", schimpfe ich mit ihm.
"Aber ich will doch nur schauen, ob der Teig auch wirklich gut schmeckt", stetzt dieser sich zu Wehr.
"Und?" Roger beantwortet Johns Frage mit einem enthusiastischen Nicken. "Gut, dann nehm deine Finger weg!", weise ich ihn an, doch Roger schüttelt nur mit dem Kopf und meint: "Ich kann nichts versprechen." Ich seuftze und knete dann den Teig weiter und das ohne irgendwelche fremden Finger, die mich daran hindern. Diese kehren allerdings zurück, als ich einen Teil des Teiges ausrolle. Dieses Mal ist es aber nicht Rogers Finger, sondern der von Brian.
Ich nehme eine Handvoll Mehl aus der Mehltüte und Brians Finger taucht in den Teig und möchte sich diesen gerade in den Mund stecken.
Aber nicht mit mir!
Ich nehme noch mehr Mehl aus der Tüte und werfe es in Brians Gesicht. Eine weiße Mehlwolke verbreitet sich in der ganzen Küche.
"Sag mal hast du sie noch Alle?!", ertönt Brians wütende Stimme und er versucht sich das Mehl aus dem Gesicht zu wischen.
"Ich habe euch gewarnt!"
"Ja, aber du hast nicht davon gesprochen, mir Mehl ins Gesicht zu pfeffern! Das bekommst du zurück!" Ehe ich flüchten kann, hat Brian sich die Mehltüte geschnappt und feuert Hände voller Mehl auf mich ab.
"Hör sofort damit auf!", schreie ich. "Wieso sollte ich?" Brian fängt an zu lachen und stellt die Tüte wieder auf die Kochinsel. Das ist meine Chance! Ich laufe zu der Tüte und will sie gerade an mich reißen, da nimmt Roger sich die Tüte und brüllt: "MEHLSCHLACHT!"
Er bewirft John und Freddie mit Mehl und diese schnappen sich die anderen Tüten, die in der Küche stehen, reißen sie auf und bewerfen Roger, Brian und mich.

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Nach fünf Minuten sitzen wir schwer atmend auf der Couch und begutachten die Mehllandschaft.
"Man könnte auch sagen, es hätte geschneit", meint John. Wir zucken gleichgültig mit den Schultern.
Alles ist weiß. Unsere Klamotten, unsere Haare, die Küche, das Sofa, der Boden, die Stereoanlage, der Fernseher, sogar der Weihnachtsbaum.
Plötzlich steigt ein verkohlter Geruch in meine Nase.
"Sagt mal, wer von euch hat denn eigentlich die letzten Plätzchen aus dem Ofen geholt?" Ich schaue die Jungs an.
"Niemand", antwortet mir John. Wir springen alle gleichzeitig auf und stürmen zum Ofen, aus dem schwarzer Qualm steigt. Brian öffnet die Ofentür und wir müssen alle anfangen mit husten. Roger reicht Brian die Ofenhandschuhe und dieser holt das Blech aus dem Ofen. Die Kekse darauf sind kohlrabenschwarz und verströmen einen ungenießbaren Duft.
"Ach, die kann man bestimmt noch essen. Es zählen doch auch die inneren Werte."
"Roger, das ist jetzt nicht dein Ernst. Die kann man nicht mehr essen!", versucht Deaky Roger von seiner Idee abzubringen, aber es ist schon zu spät. Der Drummer nimmt sich drei der verbrannten Plätzchen vom Blech und steckt sich diese in den Mund, kaut und schluckt. Wir starren ihn mit großen Augen an.
"Rog... Alles in Ordnung?", erkundigt sie Freddie bei seinem Bandkollegen, welcher angewidert das Gesicht verzieht. Doch Roger antwortet nicht. Er rennt aus der Küche in die Garderobe, bleibt dort vor dem Pflanzentopf stehen und kniet sich hin. Kurz darauf sind Würgegeräusche zu hören. Ich halte mir die Hand vor den Mund, denn das ganze ist unglaublich ekelig.
Während Roger immer noch am Blumenkübel hängt, fangen die Jungs und ich an, das Mehlchaos zu beseitigen. Dies ist eine mühselige Arbeit.
"Wieso zum Teufel, haben wir das gemacht?" Brian lässt den Putzlappen, an dem ein Mehlhaufen klebt, mit einem lauten Platschen zurück in den Eimer fallen.
"Ich habe keine Ahnung." Auch John lässt seinen Lappen in den Eimer sinken.
"Ach, wisst ihr was? So schlimm sieht das doch auch nicht aus und stören tut es auch nicht. Lasst uns das einfach später sauber machen", schlägt Freddie vor und wir stimmen sofort zu. Wir haben nämlich keine Lust, weiter auf dem Boden zu knieen und das Mehl auf zu wischen. Also lassen wir unsere Putztücher auf dem Boden liegen, gehen wieder in die Küche, waschen uns unsere Hände und rollen den Plätzchenteig weiter aus.
"Rog? Ist wieder alles in Ordnung?", erkundigt sich John bei dem Drummer, der immer noch über dem Blumentopf hängt.
"Hmmm", kommt es nur von diesem. "Ich gehe lieber mal nachschauen." John läuft zu Roger in die Garderobe.
In der Zwischenzeit stechen Brian, Freddie und ich die Plätzchen aus. "Uh, ich will den Katzenausstecher!" Freddie reißt den Ausstecher, in Katzenform, an sich. Brian nimmt den Tannenbaum und das Herz und ich einen Nikolausstiefel und den Lebkuchen-Mann.
Am Ende haben wir 20 Stiefel und Lebkuchen-Männer, 15 Tannenbäume, 30 Herzen und ungefähr 200 Katzen.
"Fred, wer soll das denn alles essen?!" "Ach Bri, Darling. Wir können doch ein paar Kekse an die Nachbarn verschenken oder an Hilfsorganisationen." Ich muss schmunzeln.
"Das ist eine sehr gute Idee, Freddie. Ich wollte morgen eh noch einmal in die Stadt, ein wenig shoppen. Da können wir hübsche Tüten kaufen, worin wir die Plätzchen dann verpacken und können sie dann verschenken." Der Leadsänger und sein Gitarrist nicken und wir fangen an, den Teig für die Vanillekipferl zusammenzumixen.

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Gerade, als wir die fertigen Vanillekipferl in eine Büchse stapeln und die letzten Linzerplätzchen im Ofen sind, kommt John in die Küche. "Roger geht es überhaupt nicht gut. Er hat sich jetzt schon 5 mal übergeben müssen und ist total blass." Wir schauen ihn mitleidig an.
"Ich würde sagen, wir warten, bis die letzten Kekse fertig sind und fahren dann ins Krankenhaus", schlägt Brian vor.

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Nach einer halben Stunde sitzen wir in der Notaufnahme und warten, bis Roger an der Reihe ist. Sein Gesicht ist so weiß, wie seine Haare und in seinen schwitzend Händen hält er eine Plastiktüte. John hat einen Arm um Roger gelegt und Rogers Kopf lehnt an seiner Schulter.
"Mr. Taylor, bitte."
Die Krankenschwester steht im Gang und blickt sich im Warteraum um. Roger steht langsam auf und schaut uns fragend und gleichzeitig flehend an.
"John, kommst du mit?" Deaky nickt, steht auf und stützt Roger auf dem Weg ins Behandlungszimmer.

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Zehn Minuten vergehen, dann stehen die beiden wieder vor uns.
"Und?!", fragen Freddie, Brian und ich gleichzeitig.
"Rog hat eine Lebensmittelvergiftung. Wahrscheinlich eine Salmonellen Vergiftung, aber nur ein leichte. Er soll viel trinken und hat Medikamente gegen das Fieber, Erbrechen und die Bauchkrämpfe bekommen. In zwei Tagen sollte er wieder der Alte sein." "Gott sei Dank!" Erleichtert umarme ich Roger. Dieser lässt mich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wieder los.

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Diese Nacht schlafen wir alle in Freddies Bett. Roger in der Mitte und wir drum herum. Entweder halten wir seine Hand oder kuscheln uns an eines seiner Beine. Der Eimer neben dem Bett kommt zum Glück nur 3 mal zum Einsatz.

Weihnachten mit Queen  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt