Meine Knie zittern und ich umklammer das Buch so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Als ich den Jungs den Vorschlag gemacht habe, im Krankenhaus den Kindern vorzulesen und mit ihnen zu singen, hatte ich vergessen, dass ich jedesmal totales Lampenfieber bekomme, wenn mir Leute bei irgendetwas zusehen.
"Ein und aus. Ein und aus. Atme mit mir, Jess. Das hilft." Ich starre Brian an.
"Du willst, dass ich mit dir atme? Das sieht völlig bescheuert aus. Du steckst in einem Weihnachtsmannkostüm." "Ich dachte du möchtest dich ein wenig beruhigen?", entgegnet mir der Gitarrist.
"Ja, aber das macht es eher noch schlimmer!"
"OK, OK." Brian hebt entschuldigend die Hände.
"Hör mir mal zu, Darling." Freddie stellt sich vor mich und nimmt eine meiner Hände.
"Das hier war deine Idee und sie ist grandios. Du schaffst Das. Die Kinder freuen sich und werden über deine Fehler, falls du überhaupt welche machen solltest, hinwegsehen. Sie wollen einfach ein wenig Spaß und etwas anderes als diese ganze Krankenhausroutine. Mach sie glücklich Jess, ich weiß, dass du das kannst, Darling." Ich umarme Freddie und danke ihm: "Das hat echt geholfen, danke!"
Die Schwester kommt in den kleinen Raum, in dem wir uns befinden.
"Wir fangen jetzt an. Wer möchte denn als erstes seine Geschichte vorlesen?"
"FREDDIE!", kommt es von mir, wie aus der Pistole geschoßen. Freddie sieht mich mit einem Dein-Ernst-jetzt-?!-Blick an. Brian oder besser gesagt, der Weihnachtsmann, folgt der der Schwester aus dem Raum. Er trägt einen roten Mantel, ein Zipfelmütze, falschen Bart und einen Sack auf dem Rücken. Auch wir anderen verlassen den Raum. Der Essenssaal ist bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Die Kinder schauen uns mit großen und erwartungsvollen Augen an. Sie fangen an zu jubeln, als sie den Weihnachtsmann entdecken. Sie springen auf und laufen zu Brian. "Hoho, ward ihr denn alle schön brav?", fragt Brian mit tiefer Stimme. "Jaa", antworten ihm die Kinder. Nach und nach holt er kleine Tüten mit Süßigkeiten aus seinem Sack hervor. Die Kinder freuen sich riesig. Als Jeder seine Tüte in den Händen hält und einen Platz gefunden hat, nimmt Freddie auf einem Stuhl, der auf einer kleinen Bühne steht, platz, stellt sich kurz vor und beginnt dann zu lesen.❄︎ ❄︎ ❄︎
Die Kinder klatschen begeistert und auch ich freue mich. Freddie hat das super gemacht. Er könnte Hörbücher aufnehmen. Als nächstes bin ich dran. Ich atme noch einmal tief ein und gehe dann auf die Bühne.
"Hi." Ich winke schüchtern.
"Mein Name ist Jess und ich möchte euch jetzt mein Lieblingsmärchen vorlesen; 'Die Schöne und Das Biest'." Die Augen der Kinder weiten sich und beginnen zu strahlen. Ich setze mich auf den Stuhl und meine Aufregung ist auf einmal wie weggeblasen.
"Es war einmal ein Kaufmann, der hatte drei Söhne und drei Töchter..."❄︎ ❄︎ ❄︎
"Noch Mal! Noch Mal!", rufen die Kinder und ich freue mich unglaublich. Es ist alles perfekt gelaufen.
"Warum ist das dein Lieblingsmärchen?", fragt ein kleines Mädchen im Rollstuhl.
"Das ist eine schwere Frage", fange ich an zu erzählen.
"Ich glaube es ist die Magie, die in diesem Märchen mitspielt. Und die Tatsache, dass Liebe keine Grenzen kennt und man nur den Charakter eines Menschen wirklich lieben kann. Belle ist so tapfer und fürsorglich. Es scheint so, als hätte sie vor nichts Angst. Das Einzige was sie fürchtet ist, dass sie ihre Familie verliert, denn die ist das Wichtigste." Ich schaue in die stolzen Gesichter der Band und gehe von der Bühne.
"Versuch das zu topen", flüstere ich Brian ins Ohr.
Brain schafft es nicht mich zu überbieten, aber er ist mindestens genauso gut. Die Kinder lieben ihn. Auch John und Roger haben die ganze Aufmerksamkeit der Kinder und alle müssen Lachen als John auf der Bühne herumhampelt und nachspielt, wie der Wolf in den Brunnen fällt.
Zum Schluss singen wir noch die Weihnachtslieder. Die Kinder singen fleißig mit. Als Freddie anfängt 'Thank God It's Christmas' zu singen klappen die Münder jedes einzelnen Kindes weit auf.
"Krass", flüstert ein kleiner Junge.❄︎ ❄︎ ❄︎
"Wir bedanken uns, dass wir heute hier sein durften, es war der Wahnsinn", beendet Freddie unseren Besuch. Die Kinder schauen uns traurig an.
"Könnt ihr nicht noch ein bisschen hier bleiben?"
"Ja, bitte. Nur ein ganz kleines bisschen." Flehend sehen sie uns an. Ich zucke mit den Schultern.
"Wie kann man da schon Nein sagen?" Auch die Jungs geben sich geschlagen.
Bis zum Abend spielen wir mit den Kinder und basteln Sterne. Einige erzählen uns sogar, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Es kommen unterschiedliche Wünsche zusammen. Von Einhörnern und Puppen, ein Feuerwehrauto und eine Murmelbahn, ein Schachspiel und Lego bis zu fast unerfüllbaren Wünschen wie, dass das Kind im Rollstuhl wieder laufen kann oder das die verstorbene Katze wieder zurückkommt.❄︎ ❄︎ ❄︎
"Was ein aufregender Tag. Die Kinder waren so süß. Und ihre Wünsche herzerwärmend", fasse ich den Tag zusammen. Ich liege im Bett und telefoniere mit Lia.
"Wie toll Süße. Ich wünschte, ich wäre auch da gewesen, aber ich musste leider arbeiten. Was habt ihr denn noch so vor?", erkundigt sie sich neugierig.
"Noch sehr viel. Ab nächstem Wochenende besuchen wir unsere Familien. Du hast nicht zufällig Lust, mit zu meinen Eltern zu fahren?" "Liebend gerne! Wann wäre das denn?"
Ich erzähle Lia, wann wir meine Familie besuchen und was wir in Irland noch so machen werden. Anschließend reden wir noch über die vergangene Woche, ehe mir die Augen zufallen.
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Weihnachten mit Queen
FanfictionWeihnachts-Special zu: 'Queen: The Words of Love' • Adventskalender-Buch • 🔏 ABGESCHLOSSEN 🔏 Der 1. Dezember und es hat in London geschneit. Der Leicester Square Weihnachtsmarkt wurde eröffnet und Jess und die Jungs können es kaum erwarten durch...