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Alec

Es war ein Tag wie jeder anderer, ich sitze in meinem Zimmer und lese als ich plötzlich eine Stimme vom gegenüberliegenden Zimmer höre, die meinen Namen ruft. Izzy, meine kleine Schwester. Sie hatte sich vor ein paar Tagen den Fuß gebrochen und jetzt einen Liegegips.

Ich stehe auf und mache mich auf den Weg zu ihrem Zimmer, wo sie in ihrem Bett sitzt und sehr erschöpft aussieht. Ich kann sie verstehen, ich könnte es nicht aushalten so lange zu liegen.
„Alec, ich weiß, du willst nicht mit anderen Menschen reden, aber...", beginnt sie, doch ich unterbreche sie sofort. „Izzy ich will nicht nur nicht mit anderen Menschen nicht reden, es ist eine Phobie."
„Aber Alec wir haben nichts zu essen zuhause und wie du siehst kann ich nichts einkaufen gehen" Sie deutet auf ihr Gipsbein.
„Izzy ..."
„Es ist nur die Straße runter beim Bäcker" Sie sieht mich mit ihrem Hundeblick an und schiebt die Unterlippe nach vorne.

Unsere Eltern sind auf der Arbeit, also muss ich als großer Bruder wohl meinen Mut zusammennehmen und Essen holen. Wenn ich darüber nachdenke, habe schließlich auch ich Hunger.
„Ok, Izzy.", sage ich seufzend und drehe auf der Stelle um, um die große Treppe hinunterzugehen und in meine Schuhe zu schlüfen.

Auf dem Weg zum Bäcker lasse ich mir das alles noch einmal durch den Kopf gehen. Ich habe Sozialphobie seit ich 13 bin, dadurch habe ich mir nicht viele Freunde gemacht. Dafür bin ich ein ziemlicher Nerd, ich sitze Stunden und verschlinge ein Buch ums andere. Aber um zu meiner momentanen Situation zurück zu kommen; ich stehe vor einer Bäckerei und muss gleich etwas bestellen ... wie soll ich das schaffen?

Der Gedanke drängt sich auf, ob das wirklich so eine gute Idee war, aber trotz dessen öffne ich die Tür und trete ein, wobei mir ein süsslicher Duft in die Nase steigt. Ich stelle mich hinter die kurze Warteschlange und warte.

Nach zwei Minuten bin ich an der Reihe. „Hallo, was möchten Sie?" Eine junge Frau mit blonden Haaren sieht mich fragend an. Ich zeige mit meinem Finger auf das gewünschte Gebäck und warte bis sie es mir vor die Nase legt. „Sonst noch was?" Ich schüttele den Kopf und gebe ihr die von ihr genannte Geldsumme.

Während ich dabei bin aus dem warmen Laden zu gehen, denke ich darüber nach, dass es nur halb so schlimm war wie gedacht, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich nichts sprechen musste.
Durch meine Gedanken abgelenkt bemerke ich nicht, dass in dem Moment jemand anderes den Laden betreten will und stoße mit ihm zusammen. Als ich mich umdrehe, erstarre ich. Ein junger Mann - ich würde ihn meines Alters schätzen, vielleicht etwas älter - mit pechschwarzem Haar wie meines und gold schimmernde Augen, die mich an die einer Katze erinnern.

Mit einem Räuspern werde ich zurück in die Realität geholt. „Oh Entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht gesehen, ist alles ok bei Ihnen?" Auch er scheint etwas durcheinander zu sein. Überfordet mit den unbekannten Gefühlen und der hektischen Entschuldigung drehe ich mich um und gehe mit schnellen Schritten wieder inRichtung meines zuhauses.



Social phobia (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt