Kapitel 22:

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"Because you let our love just fall apart. You no longer have my heart."
- Boyz II Men -

Malekith hat, was er will und geht wieder zurück in sein Flugschiff. Die Dunkelelfen jedoch kommen auf uns zu und halten ihre Waffen auf uns gerichtet. Von einem Kampf zu entweichen sieht unmöglich aus. Immer noch duckt sich Loki über mich und hält seine Hand über meinem Kopf, damit er geschützt bleibt. Thor kämpft bereits mit den ersten Dunkelelfen, die ihn umzingeln und sie alle einer nach dem anderen abgeschlachtet werden. Dann aber schmeißt die Kreatur eine Art Bombe auf uns zu, die anfing zu piepsen. Ich und Loki tauschen kurz unsere Blicke und wissen sofort, dass wir schnellstens das Weite suchen müssen. Er hilft mir sofort hoch, drückt mich von sich weg und schreit mich dabei an, dass ich gefälligst laufen soll, doch es kommt zu spät. Die Bombe saugt alles auf, was in ihrem Umkreis ist und verschwindet für immer in der Luft. Man ist einfach weg und man kommt nicht mehr zurück. Loki wird von dieser Kraft angezogen und schwebt über mir ins Loch, als ich ruckartig aufstehe.

„Freya, du reißt dich noch mit!", schreit er mich an, aber ich ignoriere ihn, forme einen langen Eiszapfen in meiner Hand und reiche diesen schnell Loki rüber.

Widerwillig ergreift Loki meinen Eiszapfen und ich ziehe ihn mit meiner ganzen Kraft zu mir nach unten. Als die Kraft sich schließt und man nicht mehr eingesaugt wird, ziehe ich Loki mit voller Wucht nach unten, wobei er auf mir landet und seine Stirn gegen meine schlägt. Als er seinen Kopf erhebt, schaut er mir kurz in die Augen und steht dann sofort auf. Als ich ebenfalls wieder auf den Beinen stehe, schlägt Thor gerade den letzten Dunkelelf nieder und wir sehen zu, wie Malekith mit dem Äther in seinem Flugschiff verschwindet.

„Freya!", schreit Jane laut hinter mir.

Thor nutzt seinen Hammer und fliegt auf Malekith zu, der bereits mehrere Meter entfernt ist, sodass er so groß, wie mein Fingernagel ist. Thor prallt mitten auf Malekith auf und es kommt wieder zum Kampf. Die Kreatur greift Thor an und schleudert ihn mehrere Meter von uns weg. Einige Dunkelelfen sind beim Flugschiff geblieben, doch Malekith hat diese zurückgelassen und ist inzwischen mit seinem Flugschiff verschwunden. Der Feind hat den Äther und wir müssen noch mit einem ganzen Dutzend Dunkelelfen und einer sehr starken Kreatur fertig werden. Ich stehe neben Loki und wir werden gezwungen zu kämpfen. Ich habe noch meinen langen, spitzen Eiszapfen in der Hand und Loki seinen Dolch, aber unsere Gegner haben richtige Waffen und deswegen sieht es nicht gerade gut für uns aus.

„Hilf Thor! Ich komm zurecht!", schreit Loki mich plötzlich an.

„W-was?!"

„Du hast schon verstanden! GEH!"

Er gegen ein paar Dunkelelfen oder Thor gegen die Kreatur. Ich sehe keinen großen Unterschied, denn je schneller ich mit Loki mit den Dunkelelfen fertig bin, desto schneller können wir Thor zur Hilfe eilen. Ich tue aber, was man mir gesagt hat und renne unwillig auf einen Dunkelelfen zu, töte ihn mit meinem Eiszapfen, der aus seinem Rücken wieder herausragt und renne in Thors Richtung. Jane ist bereits beim Berg angekommen, läuft ihn aber nicht hoch, weil er zu steil ist. Gerade, als Thor zu Boden liegt und die Kreatur ihn packen will, greife ich ihn mit meinem Eiszapfen an, doch er weicht ab und schlägt mich zu Boden. Thor steht sofort auf und will seinen Hammer nehmen, was jedoch zu spät ist. Die Kreatur schleudert ihn noch mehrere hundert Meter weg von uns, sodass es nur noch mehr Zeit in Anspruch nimmt ihn wieder zurück zu holen. Ich habe niemals gedacht, dass jemand so stark ist und Thors Hammer wegschleudern kann. Ich habe die Kreatur so unterschätzt, dass ich es langsam bereue auf Loki gehört zu haben. Als die Kreatur mich am Hals packt und langsam aufhebt, schnürt er mir dabei den Hals zu, sodass ich versuche irgendwie nach zu Luft zu schnappen, was mir jedoch nicht gelingt. Diesmal schleudert er mich zum Berg und ich pralle gegen die harten Felsen. Ich schreie über die halbe Wüste und spüre, wie ich Loki damit von seinem Kampf mit den Dunkelelfen ablenke. Ich spüre einen schrecklichen Schmerz am Kopf und muss feststellen, dass das Blut die Stirn stark läuft und mir über die Lippen fließen. Ich versuche aufzustehen, doch kleine spitze Steine stechen in meinen Beinen und lassen diese mit Blut anlaufen. Dann schießt die Kreatur noch einen riesen Brocken auf mich, der mehrere Tonnen schwer sein muss. Ich sehe, wie er wie ein Meteor auf mich zurast und ich kann nichts tun, außer auf den sicheren Tod warten, dem ich gerade ins Auge blicke. Ich habe nicht genug Kraft, um den Brocken abzuwenden, also rutsche ich den kleinen Vorhang herunter. Als der Brocken über mir gegen den Abhang prallt, kommt eine Lawine von dicken Steinbrocken auf mich herunter geprasselt. Anstatt zu rennen, rutsche ich den Abhang herunter, was meine Kleidung nur noch mehr zerkratzt und meine Haut Schürfwunden zubereitet, die wie Feuer brennen. Die Steinbrocken lassen nach, und werden harmloser für mich, da ich der Kreatur immer näherkomme, je weiter ich den Abhang herunterrolle. Ich will gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn der dicke Brocken mir getroffen hätte. Die Kreatur kommt wieder langsam auf mich zu, als ich am Boden unter dem Abhang angekommen bin. Ich liege wie ausgeliefert auf dem Boden und mir wird schnell klar, dass ich verloren bin. Ohne meine Kräfte, bin ich ein Nichts, genauso wie Jane ohne übermenschliche Kräfte. Er stellt sich über mir, beugt sich zu mir herunter und schaut mich dabei grimmig an, wobei ich ein Grinsen auf seinem Gesicht sehen kann. Und dann schlägt er mit seinen Fäusten immer und immer wieder auf mich ein, als könne er das den ganzen Tag tun, ohne auch nur etwas müde zu werden. Ich versuche mit meinem Kopf auszuweichen, doch es klappt nicht. Der Schmerz, den er verursacht, ist noch schlimmer als dieser, den mir Bruce Benner zugefügt hat, als er sich in Hulk verwandelt hat. Er war tausend Mal schlimmer, wenn nicht mehr. Ich spüre, wie immer mehr Blut über mein Gesicht läuft und sich immer mehr Beulen bilden. Als er sich erhebt und seine Kräfte sammelt, bohrt sich ein Speer mitten durch seinen Körper hindurch. Ich schrecke auf. Langsam dreht er sich um und ich erblicke Loki, welcher mich ansieht. Der traurige Blick. Es ist für wenige Sekunden still und Loki schaut zu der Kreatur, die versucht sich auf den Beinen zu halten, doch diese fangen an zu zittern. Ich reibe mir das Blut aus dem Gesicht und wische das rote Blut an meiner Kleidung ab. Plötzlich zieht die Kreatur Loki an sich und schlitzt ihn gemeinsam auf, sodass sie an einem Spieß hängen.

„NEIN!", schreie ich mit letzter Kraft und schnappe nach Luft.

Vor meinen Augen zieht er Loki aus dem Speer wieder raus und Loki zu Boden fällt.

„Wir sehen uns in der Hölle, Monster."

Aus irgendeinem Grund bekam Loki die Bombe - die an der Taille der Kreatur hing - angeschaltet und so wurde er von der Kraft aufgesaugt und verschwindet vor unseren Augen. Ich rempele mich mit letzter Kraft auf und stolpere zu Loki, wo ich mich neben ihm auf die Knie fallen lasse. Ich fasse ihn an seinen Schultern und hebe ihn etwas hoch. Das Blut quillt nur so aus seiner offenen Wunde heraus und ich kann nichts tun, als zusehen. Ich versuche ihn aufrecht zu halten, doch er ist zu schwer und vor allem zu schwach. Seine Haut verliert langsam die Farbe und wird grau.

„Du Narr, wieso hast du mich gerettet? Ich wäre gut alleine zurechtgekommen!", sage ich wütend und schaue mir seine Wunde an, die einfach nicht aufhört mit bluten.

Er hält seine Wunde mit einer Hand fest und damit sie noch drucksicher ist, lege ich meine andere freie Hand auf seine. Ich spüre plötzlich die Kälte seiner Hand, die ebenfalls immer grauer wird. Unsere Blicke trennen sich nicht: es ist wie die Ewigkeit.

„Ich weiß. Ich bin ein Narr, ich bin ein Narr.", flüstert er leise.

Etwas erschrocken legt er seine andere freie Hand auf meine blutige Wange und wischt das Blut weg.

„Bleib bei uns, Loki.", wimmere ich. „Bleib bei mir."

Er lässt den Blick von meinen Augen nicht los und starrt mich immer noch an. Er ringt stark nach Luft und steht kurz vor dem Ersticken. Ich kann nach meinen Worten meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie vermischen sich mit meinem Blut und rote Tropfen fallen auf Lokis Hand, die nach wie vor auf meiner Wange liegt.

„Es tut mir leid.", sagt er und nimmt unregelmäßig Luft zu sich.

Ich nehme meine Hand von seiner Wunde weg und habe sein Blut an meinen Händen kleben, wobei ich immer mehr anfange zu zittern.

„Es tut mir leid.", wiederholt er sich.

Seine Stimme ist so trocken und leise, sodass man kaum etwas verstehen kann, aber so nahe, wie unsere Köpfe sind, kann ich ihn noch gut genug hören. Es ist nicht seine Schuld. Er darf sich nicht entschuldigen.

„I-ist schon gut. A-alles okay.", stottere ich und drücke seine Wunde fester, als er vor Schmerz leise aufstöhnt. „A-a-alles okay."

Ich will Loki nur das Gefühl geben, dass es nicht vorbei ist und dass wir bald eine Lösung finden werden, dass er wieder auf den Beinen steht. Aber inzwischen bilden sich dunkelgraue Flecken auf seinem Gesicht, Hals und Händen und schließlich auch auf seinem gesamten Körper. Er wird so grau und kreidebleich zur gleichen Zeit, als würde seine Haut aus Asche bestehen. Der Anblick ist noch kaum ertragbar, sodass ich am liebsten wegschauen will, aber ich muss Loki diese letzte Ehre erweisen.

„Ich erzähle Odin, was du heute hier getan hast.", sage ich und fälsche ein Lächeln.

Sein Blick ist noch immer so entspannt und sein schneller, unregelmäßiger Atem hört auf. Ich weiß nicht, ob er schmunzelt, aber es sieht so aus. Ein letztes Mal sieht er mich mit seinen lebendigen Augen und dem traurigen Blick an.

„Ich tat es nicht für ihn."

Dann kommt sein letzter Atemzug, seine Hand, die die ganze Zeit über bei meiner Wange war, gleitet nach unten zu Boden und er lässt seinen Kopf hängen. Loki ist tot.

Freya: The Dark WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt