„Sometimes there is no next time, no time-outs, no second chances. Sometimes it's now or never."
Alan Bennett
Ich muss erst realisieren, was gerade passiert ist und halte ihn immer noch fest. Doch ich kann der Wahrheit nicht in die Augen blicken, lege meinen Kopf auf seine Brust und fange an zu weinen. Loki hat mir schon zum dritten Mal heute das Leben gerettet und dann hat er sich noch mit Thor auf diesen Plan eingelassen, damit er hilft, den Äther zu zerstören. Der Plan, in dem ich nur halb eingeweiht war, verlief so gut, dass wir alle dort lebend rauskommen könnten. Loki sollte uns bei der Flucht aus Asgard behilflich sein, als Verräter dar stehen und sich dann später dennoch als Helfer erweisen. Aber alles läuft schief. Der Äther ist bei Malekith und Loki ist tot. Er starb in meinen Armen und ich konnte nichts tun. Seine letzten Worte bringen mich zum Nachdenken. Ich bin mir nicht sicher, ob er es zum Wohle von Asgard getan hat, denn er verlor die Liebe zu diesem Planeten, genauso verlor er die Liebe zu allem. Es verwirrt mich also nur noch mehr. Thor kommt hinter mir her und auch Jane macht sich schnellstens auf den Weg zu uns. Thor schreit auf, als er den lebelosen Körper von Loki erblickt, den ich langsam loslasse und mich erhebe. Ich wische mir die Tränen von Gesicht ab, aber dennoch kann ich das Blut nicht so leicht wegbekommen. Thor kniet sich vor Loki hin und streichelt ihn ein letztes Mal an der Stirn, dann erhebt er sich und sein Gesicht ist voller Zorn. Er trauert über Loki, das würde er nach all dem noch immer tun. Die Erinnerungen an seine Kindheit halten ihn wohl davon ab Loki für immer zu hassen. Seine Vergeltung hat er ihm jedenfalls gegeben, noch nach seinem Tod.
„Wir müssen weiter. Der Sturm auf diesem Planeten wird schlimmer und wir müssen uns eine Höhle suchen.", beschließt Thor.
„Ich habe vorhin eine gesehen.", meint Jane und deutet auf den Berg, von welchen wir gekommen sind.
Ein letztes Mal nehme ich einen Blick auf Loki, den ich nie wiedersehen werde. Der Gedanke lässt meine Augen wieder Tränen bilden, die ich zurückhalte. Jeden Schritt, den wir tun, lässt jeden Herzschlag in mir schmerzen, als müsse ich ihn kontrollieren, obwohl ich es nicht will. Als ich nach hinten schaue, verschwindet Lokis Leiche in der düsteren Luft, bis wir so weit weg sind, dass er nicht mehr zu sehen ist. Als Jane die feuchte Höhle gefunden hat, treten wir ein und der Sturm macht uns auch nicht mehr viel aus, denn wir sind vor allen Elementen geschützt. Ich weiß, dass ich die ganze Zeit über jetzt stumm bleiben werde. Ich glaube, ich stehe unter Schock und das mit Recht. Nach all dem, was ich heute erlebt habe, weiß ich, dass ich es niemals vergessen werde. Jeder Moment, jeder noch so unausweichlichere Kampf. Noch so jedes Wort.
„Er wird den Äther einsetzen. Nicht nur gegen Asgard oder einen Stern. Malekith hat vor, alles zu zerstören.", sagt Jane, nachdem sie sich auf einen dicken Stein hinsetzt und vor sich hin seufzt.
„Und wie?", fragte Thor.
Jane bleibt stumm und es scheint fast so, als würde sie über ihre Antwort nicht nachdenken oder sie will ihm überhaupt nicht antworten. Womöglich beides.
„Jane, wie?"
„Er war auf der Erde, denn wie konnte Freya den Äther sonst an sich nehmen. Was will er denn dort?"
Es ist keine konkrete Antwort, aber für mich eine noch fast Wichtigere. Thor schaut fraglich zu Boden, doch irgendetwas leuchten ihm dann ein.
„Die Konvergenz."
Ich kann meinen Blick nicht von meiner Hand lassen, wo noch immer das Blut von Loki klebt und immer mehr austrocknet und ich nur über diesen Moment nachdenken kann, wie sich unsere grünen Augen treffen.
„Wenn ich den Äther nicht gefunden hätte, wäre das alles nicht passiert.", murmele ich wütend und starre weiterhin auf meine Hand.
Thor kommt auf mich zu und legt sanft seine Hand auf meine Schulter, was mich nur noch nervöser macht, auch, wenn er eine gute Absicht damit meint und mich beruhigen will.
„Freya, Malekith hätte ohne dich umso eher besessen."
„Ich habe ihn ohne etwas Anderes zu suchen, gefunden.", antworte ich ihm. „Und jetzt sind wir hier gefangen."
Ich sehe nur noch die schlechten Dinge, die durch mich passiert sind und alles ist meine Schuld. Ich versuche so sehr alles zum Guten zu wenden und verschlechtere alles bloß. Vielleicht bin ich ja dazu verdammt alles nur noch in eine Katastrophe zu stürzen. Plötzlich klingelt auf einem ungemessenen Zeitpunkt ein Handy. Ein Rap-Song erklingt und wir drei schauen uns kurz um, weil es nicht zu dem Ort passt, wo wir gerade sind.
„Das kommt nicht von mir."
„Und auch nicht von mir.", erwidere ich und wir starren fragend zu Jane.
Sie nimmt ihr Handy aus ihrer Hosentasche und geht ran. „Hallo?", fragt sie unsicher. „Richard?! Wo bist du denn?!" Ich und Thor hören nichts mit und starren uns fragend an. „Du meine Güte, faszinierend!", meint Jane schockierend und hält das Handy hoch, als würde sie nach Netz suchen. „Warum habe ich denn hier Empfang?" Jane hört diesem Richard nicht wirklich zu und ist eher von dem Netz fasziniert, das sie auf diesem Planeten hat. „Nein, nein, nein! Bitte was immer du tust, nicht auflegen!" Dann stellt sie das Handy auf laut und wir können endlich alles mithören.
„Vielleicht wollen wir ja nochmal einen Versuch wagen? Nächstes Mal zum Abendessen?", fragt Richard.
Ich weite meine Augen aus. Sie hat also etwas mit einem anderen Mann angefangen. Ich hätte womöglich das gleiche getan, wenn ich seit über einem Jahr nichts mehr von Thor gehört habe. Thor schaut zwar misstrauisch zu Thor, versteht aber die Lage nicht richtig und bleibt gelassen. Ich glaube, weil er einfach die Instinkte eines Menschen nicht versteht.
„Ja, ja, ja. Leg nicht auf, okay?", sagt Jane uninteressiert, steht vom Felsen auf geht mit erhobenem Handy durch die Höhle.
Als ich etwas Eigenartiges entdecke, kommt mir eine Vision in den Sinn. Als ich im Treppenhaus der alten Fabrik mit den Kindern die leeren Dosen herunterschmissen, tauchten diese nicht mehr auf. Und nach dieser kleinen Vision erblicke ich die gleiche Dose direkt vor meinen Füßen.
„Ich glaubt's ja nicht.", murmele ich schockierend.
„Was ist?", fragt Thor.
„Oh, störe ich gerade?", fragt Richard durch die Runde aus dem Telefonat, nachdem er mich und Thor hört.
„Nein, nein. Alles okay.", antwortet Jane ihm schnell.
„Kommt.", sage ich.
Die Dosen, die ich mit den Kindern im Treppenhaus geschmissen hatte, sind hier wiederaufgetaucht und auch ein paar Schuhe liegen hier, wobei ich mich frage wieso diese Kinder alte Schuhe wegschmissen.
„Ich rufe dich später normal an, Richard, ok?", sagt Jane und legt sofort auf.
„Was? Wohin gehen wir?", fragt Thor mich. „Wieso liegen hier so viele Schuhe?"
Ich kann ihm nicht antworten, als wir durch das Portal gelangen und – wie ich einst – gemeinsam in der Luft verschwinden.
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Freya: The Dark World
أدب الهواةNach der Tragödie in New York kehren Freya, Thor und Loki wieder nach Asgard zurück, wo Odin darüber entscheidet, was mit Loki passieren wird. Nachdem Freya wieder mal zu Hause bei ihrer Mutter ist, findet sie eine uralte Macht, älter als das Univer...