Kapitel 2

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Langsam lichtete sich die Dunkelheit und ein Geruch nach Moos und Erde setzte sich in seiner Nase fest. Seine Schulter schmerzte und sein Kopf pochte, wie nach einer durchzechten Nacht.
Ein Rascheln neben sich ließ ihn die Augen aufschlagen und in den, noch dunklen, Himmel blicken. Wo war er? Und wie kam er auf den Boden eines Parks?
Er stöhnte leise und setzte sich vorsichtig auf. Seine linke Schulter brannte wie Feuer und er bemerkte, dass irgendetwas an seinem Arm herunterlief. Verwirrt blickte er zu seiner Schulter und sah dem Blut zu, wie es langsam auf dem Parkboden landete. Notdürftig verband er die Wunde mit seinem Shirt, während seine Gedanken schon wieder abdrifteten. Verdammt, was war nur passiert? Alles war so schnell vorbei gewesen, wie es begonnen hatte.
Mit seiner rechten Hand rieb er sich Augen und ließ den Abend noch einmal Revue passieren. Er sollte Zigaretten für Dudley holen und dann hatte ihn ein Wolf angefallen. Ein Wolf war hier gewesen, in diesem Teil der Stadt. Wie konnte so etwas passieren? Oder war es vielleicht ein Werwolf gewesen? Nein, es war ja gar kein Vollmond und außerdem sahen die Werwölfe ganz anders aus. Er hatte ja Remus schon mal in seiner Werwolf Gestalt gesehen. Zurzeit hatte er komplett andere Probleme.
Er musste Zigaretten für Dudley holen! Mist, wie viel Uhr war es? Sein Blick glitt auf sein Handgelenk und er seufzte erleichtert auf. Gott sei Dank er hatte noch Zeit, bis die Familie aufstehen würde, aber trotzdem musste ersichtlich beeilen. Er wollte immerhin keine Tracht Prügel von seinem Onkel bekommen.

Als er die Haustüre reinlief war alles ruhig. Hastig lief er in die Küche und suchte nach einer versteckten Schmerztablette. Leider hatte er hier keine Heiltränke, aber eine Tablette würde es für den Anfang sich tun.
Den Schmerz ignorierend machte er sich daran den Dursleys ein Frühstück zu zaubern. Um seine Wunde musste er sich nachher kümmern.
Gerade legte er den letzteren Schinken auf den Teller, da hörte er auch schon die schweren Schritte von der Treppe und sein Onkel betrat die Küche.
„Junge, endlich lernst du es! Die Zigaretten und das Wechselgeld!", knurrte er Harry an. Widerstandslos gab Harry Vernon die beiden genannten Dinge und machte sich daran den Tee für seine Tante aufzusetzen. Er goss gerade den Tee in die Tasse, da wurde er gegen die Küchenzeile gedrückt und sein Kopf an den Haaren nach hinten gerissen.
„Da fehlt 1€ und 10 Cent! Du verfluchter Bengel. Wir haben dich ohne, wenn und Aber aufgenommen und so dankst du es uns? Indem du uns beklaust? Das wirst du büßen! Du wirst jeden Cent, der fehlt abarbeiten und das mit Zinsen. Glaube mir, diese Zinsen werden nicht niedrig sein. Und dieses Mal werde ich nicht so zimperlich mit dir umgehen. Ab auf den Dachboden und wenn der bis heute Abend nicht so ordentlich ist, dass man vom Boden essen, dann Gnade dir Gott!", schrie Vernon seinen Neffen mit hochrotem Kopf an und ließ ihn nach einer saftigen Ohrfeige los.
eilig machte sich Harry mit eingezogenem Kopf aus dem Staub. Der Dachboden sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Über all lagen Sachen verstreut und der Staub hatte bestimmt schon ein Eigenleben entwickelt. Und wäre das schon nicht ärgerlich genug war die Glühbirne kaputt. Wenn schon etwas in seinem Leben schief ging, dann doch so richtig.
Etwas hilflos ließ er sich auf den Boden sinken und schaute sich um. Mit zwei Händen wäre der Dachboden schon nicht zu schaffen, aber nur mit einer Hand? Vielleicht mit viel Zähne zusammenbeißen würde er seine linke Hand bewegen und benutzen können. Tief durchatmend machte er sich an den Dreck, der vor ihm lag. Alles nur Schrott! Was machte eine kaputte Christbaumkugel hier oben und war nicht im Müll gelandet? Er warf sie in einen leeren Karton und ergriff gleich den nächsten Müll.

Es war fast abends und Harry war mit gerade Mal mit der Hälfte des Dachbodens fertig geworden. Das hieß wohl kein Essen heute für ihn. Die Schläge, die er für das nicht erfüllen seiner Aufgabe bekommen würde machten ihm tatsächlich weniger aus als ein leerer Magen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er erst seit einem Tag aus Hogwarts zurück war. Spätestens nach zwei Wochen war er wieder an sein Leben bei den Dursleys gewöhnt und er würde sich diese sechs Wochen Sommerferien überstehen.
Sein einziges Ziel war es wieder nach Hogwarts zu kommen und vielleicht dort auch zu bleiben oder einfach nie wieder zu den Dursleys zu müssen. Vielleicht sah der Direktor es endlich mal ein, dass es ihm hier so schlecht ging, dass er Voldemort nicht, in seinem Zustand kurz nach den Sommerferien, besiegen konnte.
Völlig in Gedanken bekam er nicht mit, dass Tante Petunia auf dem Dachboden erschienen war.
„Das gibt Ärger Junge! Vernon hatte die einen Auftrag gegeben und selbst dazu bist du zu dumm. Mach dich ans Abendessen und dann wirst du von Vernon im Keller erwartet." Ihre Stimme war leise und ruhig, und doch so eiskalt, dass es ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte ihn noch nie körperlich verletzt doch seine psychischen Verletzungen durch sie waren durchaus genauso schlimm, wie die Schläge von seinem Onkel.
Das Abendessen war schnell zubereitet und Harry nutze die ihm bleibende Zeit, um sich das erste Mal an diesem Tag seine Wunde anzuschauen.
Seine erste Erkenntnis war, dass seine Schulter furchtbar aussah. Seine zweite, dass die Wunde ewig brauchen würde, um zu heilen. Vorsichtig wusch er den Dreck aus der Wunde und machte sich eines seiner Shirts als Verband um. Nach einem letzten Blick in den Spiegel und einer weiteren Schmerztablette befand er sich nun in dem Kellerraum, den er über alles verabscheute. Hier waren nur schlechte Sachen passiert. Selbst als er noch klein war, war dieser Raum für ihn die Hölle.
Es dauerte nicht lange, bis sein Onkel den Weg nach unten fand und noch weniger lang, bis Harry wimmernd auf dem Boden lag.
Irgendwann hatte sein Onkel von ihm abgelassen und sich im Keller umgesehen. „Ich glaube wir probieren heute etwas Neues aus! Du hast die Wahl. Links oder Rechts?", fragte er mit einem süffisanten Grinsen.
Gequält schloss er die Augen, egal was er nehmen würde es würde ein Alptraum werden. „Rechts", presste er schließlich hervor.
„Eine gute Wahl Bursche", erklang die Stimme von seinem Onkel nah an seinem Ohr. „Ich hoffe du magst Narben, denn ich werde jetzt meinen Spaß mit dir haben."
Er spürte den Stoff seines Shirts neben sich herabsinken und kurz darauf setzte etwas kaltes Hartes an seinem Rücken an und schnitt in seine Haut.
„Jetzt wird jeder gleichsehen, was für ein Freak und Versager du bist." Das dreckige Lachen von Onkel Vernon verfolgte ihn selbst dann noch, als er unter Schmerzen wimmernd allein im Keller liegen blieb und wusste, dass er diesen erstmal nicht mehr verlassen würde.

Veränderung bei Nacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt