Ticken. Die Uhr. Die Zeit verstrich, doch sie stand still. Sie glaubte, zu hören, wie die Zeit verann, nicht die Zeit, die die Sonne, der Mond und die Sternen angaben. Es war die Zeit, die das Leben gab, denn sie wusste, das alles Leben seine Zeit hatte, nicht die Unendlichkeit war endlos, sondern das Leben. Denn es hörte nie auf, durch alle Zeiten hindurch war das Leben. Sie sah sie.
Die goldene Uhr des Lebens, die Zeit, lief, doch sie lief nicht ab, unermüdlich tickte ihr Uhrwek, drehten ihre Zeiger Runden, ging ihr Pendel. Der Schatten, den sie warf, verschwand nie, er tauchte in die Dunkelheit hinab. Ihr mächtiges Ziffernblatt strahlte in einem reinen Weiß, die tiefschwarzen, glänzenden Ziffern sahen die riesen, goldenen Zeiger vorbei streichen. Sie waren von einem Glanze, wie funkelnde Diamanten, wie strahlende Perlen.
Das Ticken spielte eine seltsame Melodie, sie zog sie in ihren Bann. Die Zeit wollte sie verwirren, sie in die Irre führen. Sie wusste nicht, ob sie wütend oder traurig war, sie war alles, sie war nichts. Sie mochte die Zeit berühren, sie zurück drehen, mit ihr spielen. Sie rann ihr durch die Finger wie Sand, und doch, sie hatte das Gefühl, als stünde sie still, still wie ihr Herz, das vor Trauer schier überquoll.
Sie wusste, dass ihre Zeit kommen würde, doch vielleicht konnte sie früher gehen, wenn sie nur an die Uhr käme, dann könnte sie, ja, sie könnte die Zeiger drehen, drehen, dass sie in die Unendlichkeit reichten, und dann könne sie ihrem Gefängnis entfliehen. Die Sterne würden sie leiten, bis hinauf in die Weiten der Unendlichlkeit.
Sie könnte dem Leben entfliehen, sie könnte den Tod willkommen heißen, sie würde ewiglich sein. Das Ticken wurde lauter, monoton sprach sie. Sie sagte ein Gedicht auf, welches ihr vollkommen fremd war. Das Ticken der Zeit flüsterte ihr die Worte zu, und diese versprachen ihr Seelenheil. Sie würden sie leiten durch die Zeiten.
Sie rannte auf die goldene Uhr zu, sprang und bekam einen der Zeiger zu fassen. Er drehte sich langsam und sie klammerte sich mit aller Macht daran fest, er wurde schneller, immer schneller und das Ticken immer lauter. Es war wie in einem Sturm, alles verschwamm, sie schrie, das Ticken erreichte seinen Höhepunkt und sie rutschte. Sie griff und suchte Halt, doch ihre Finger griffen in die Leere und sie fiel. Fiel durch alle Zeiten.
Und dann stand die Zeit still.
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Die Stille des Seins
PoetrySie deuteten auf den Schatten. Er tat seinen riesigen Schlund auf, sie sah seine blitzenden Zähne. Stille. Die Stille des Seins.