Ihre Finger glitten über das polierte Holz, es strahlte so hell. So weiß, so unschuldig, so rein. Sie fuhr mit den Fingern der anderen Hand darüber, rot zierte nun die Taste. In der Dunkelheit ertönte ein Klang, er war tiefer als der vorherige Klang. Und wieder lief sie dem Geräusch nach, wieder suchte sie dieses. Sie hatte nicht geglaubt, sie zu finden. Doch sie verstand nicht, was sie ihr deuten mochte. Sie lief, bis sie eine weitere Taste fand. Sie hob sie auf.
Erneut erklang ein Ton, er war tiefer, schöner. Sie fand mehr Tasten, und sie lauschte auf die Melodie, prägte sie sich gut ein. Die letzte Taste die sie fand, war schwarz. Sie ließ den schönsten Ton erklingen, den sie je vernommen hatte. Sie wollte ihren Schatz begutachten, da fielen ihr die Tasten aus Händen und Armen. Sie wollte sie hastig auf sammeln, doch wann sie immer sie eine Taste berührte, ertönte ein lauter, qualvoller Schrei und ein Schmerz fuhr durch ihre Brust.
Sie spürte, wie ihr Herz aussetzte. Das Atemreflex endete und jeder Atemzug wurde zu einer Qual, sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch der Schmerz raubte ihr beinahe die Sinne. Sie schloss die Augen, gedachte der Melodie und öffnete sie wieder. Sie ging zu der ersten Taste, welche blutig war. Sie berrührte sie, und ein wunderschöner Klang ertönte. Sie konnte tief Luft holen.
Sie ging zu einer weiteren Taste, von der sie vermutete, dass sie die Zweite war. Sie strich vorsichtig mit dem Finger darüber und der Klang ertönte. Ein weiterer Atemzug. Mutig schritt sie zu den Tasten, erfasste sie und sie begann, die Melodie zu hören. Das Atmen fiel ihr leichter, sie spürte den Schmerz stiller werden, es brannte kein Feuer mehr in ihrem Leibe.
Sie mochte diese Musik, sie verstand sie nicht, aber sie wurde von ihr verstanden. Sie spürte, dass diese Musik etwas in ihrem Herzen zu entzünden mochte, von dessen Existenz sie nichts wusste. Und sie war so schön, sie spielte in einer Art, die sie nicht kannte, einer Art, die ihr die Ewigkeit versprach. Und sie spürte ein Verlangen in sich, welches ihr ebenfalls unbekannt war. Sie hörte die andere Melodie, ihr Herz geriet ins Wanken, es fiel. Sie drehte sich im Kreise, darauf bedacht, zu hören, woher die Musik kam.
Und diese spielte auf, Angst ergriff sie. Schuld, sie fühlte Schuld, verstand es nicht. Sie eilte zu den Tasten und strich über diese, die Melodie ertönte und beinahe war sie zu der Schwarzen gelangt. Die Musik und die Melodie kämpften miteinander, sie wusste nicht, welche gewinnen würde. Und sie lief, sprang, und drückte ihre Hand auf die schwarze Taste und sie blieb stumm.
Sie versuchte es noch ein Mal, zum Dritten legte sie ihren Finger sanft auf das dunkle Holz und der wunderbarste Ton erklang. Und sie wollte ihn hören, immer wieder, sie wurde nicht müde ihn zu hören.
Und das war es still. Und sie begriff, dieser Ton, war die Melodie, nicht die eine, nicht die andere. Es war der einzige Ton, den sie je vernommen hatte. Er war die Melodie. Und er spielte.
Und sie liebte jeden Klang des immergleichen Tones.
Die Melodie der Ewigkeit.
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Die Stille des Seins
PoetrySie deuteten auf den Schatten. Er tat seinen riesigen Schlund auf, sie sah seine blitzenden Zähne. Stille. Die Stille des Seins.