Gedanken. Sie waren verworren, und doch so klar. Sie verstand sie nicht, und doch begriff sie sie. Es waren goldene Flüsse in ihrem Paradies. Und sie wusste es, doch konnte es nicht begreifen. Sie konnte nicht sagen, ob sie lebte. Sie dachte nach, denn das war das Einzige, was ihr geblieben war. Es war etwas, dass ihr niemand nehmen konnte, niemand konnte ihr Wissen stehlen. Denn sie wusste nichts, es zermürbte sie. Sie wollte, dass es aufhörte, und doch verlor sie sich immer wieder in ihnen. In den Gedanken.
Sie liebte sie, sie hasste sie. Es war, dass sie nicht recht wusste um ihrer Selbst. Aber sie wollte es suchen, es finden. Irgendetwas, dass sie führte. In die Ewigkeit. Dass sie hielt, dass sie fliegen ließ. Und so ging sie denn eines Weges. Sie konnte nicht sagen, ob es der Weg war, den sie bestimmt war, zu gehen. Sie stand auf und lief los. Ohne einen einzigen Gedanken. Sie war frei, lief. Lief, nicht müde werdend. Lief, nicht glücklich. Lief, nicht traurig. Lief.
Sie breitete ihre Arme aus, schloss die Augen. Sie war wie ein Vogel, nein, sie war mehr als das. Sie war, denn sie existierte. Sie stolperte, fiel, versuchte, sich mit den Armen aufzufangen. Ihre Hände griffen verzweifelt in die Leere. Und so lag sie denn da. Atmete und dachte. Dachte und begriff, dass sie nicht sein konnte. Nicht, ohne zu denken. Denn die Gedanken waren das, was sie war. Es war das Einzige, dass sie imstande war, zu vollbringen.
Und nie würden die Gedanken sie verlassen. Nicht hier. Und sie begriff, dass sie erst frei wäre, wenn die Gedanken endeten.
Wenn sie nicht mehr war.
Wenn sie ewig war.
DU LIEST GERADE
Die Stille des Seins
PoetrySie deuteten auf den Schatten. Er tat seinen riesigen Schlund auf, sie sah seine blitzenden Zähne. Stille. Die Stille des Seins.