26. Kapitel

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»Keine Ahnung, ob das Liebe ist, vielleicht werd' ich das nie wissen
Aber immer, wenn du bei mir bist, hör ich auf dich zu vermissen.« ~ Julia Engelmann

Ámbar

Es gab nur ein wirkliches Problem in meiner Welt: Ich konnte meine Gefühle nicht abstellen, auch wenn ich es wollte.
Vielleicht aber brauchte ich diese Gefühle, um zu merken, dass ich keine leere Hülle war. Vielleicht könnte ich so mit mir selbst ins Reine kommen. Vielleicht...Vielleicht...Vielleicht.

Ich folgte langsam der Melodie, welche immer klarer und lauter zu werden schien. Mir war klar, dass Simón es war, der dort spielte. Es war das Lied, welches er mir vermacht hatte.
Zwar wusste ich nicht genau, warum ich den Tönen folgte, aber ich tat es. Es ging mir nicht einmal darum, ihn zu sehen. Nein, ich war mir sogar relativ sicher, dass ich ihn nicht sehen wollte. Und dennoch lief ich in diese Richtung.

Währenddessen wiederholten sich drei Sätze wie ein Mantra in meinem Kopf: Simón ist schuld am Tod meiner Mutter. Er hat mich belogen. Es war doch ein Unfall, ein schlimmer Unfall.

Ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Aber was ich zu glauben wusste, war, dass ich ihn liebte oder geliebt hatte - Und die Liebe verschwindet nicht einfach, auch wenn etwas Schlimmes geschieht.
Er saß auf einer Bank, starrte ins Leere und trug denselben Ausdruck auf dem Gesicht, wie ich ihn trug.

Erst bemerkte er mich nicht. Es vergingen Minuten, in denen ich ihn einfach nur anschaute und über so vieles nachdachte. Doch dann drehte er sich zu mir und sah mich unsicher an. Simón legte seine Gitarre beiseite und lief auf mich zu.
Ich weigerte mich, den Gedanken zu akzeptieren, dass mein Unterbewusstsein nach ihm gesucht und mich so zu ihm geführt hatte.

"Ámbar." Seine Stimme klang mehr wie ein Flüstern. Er schien zu überlegen, was er als nächstes sagen wollte. Kurz darauf begann er zu sprechen.
"2) Die Sterne berühren", murmelte Simón.
"7) Eine Kutschfahrt in der Abenddämmerung machen", fügte er dem hinzu. Erst verstand ich nicht, was das sollte, doch dann erkannte ich es. Er zählte die Punkte von der Liste auf, die wir bereits erledigt hatten!
"5) Fliegen lernen." Simón trat einen Schritt auf mich zu, ich aber trat einen zurück.
"10) unter irgendeinem Kirschbaum in Japan tanzen", murmelte er. Das waren die vier, die wir bereits erledigt hatten.

"Und...", seufzte Simón. Er konnte keinen mehr aufzählen, das waren alle! Doch er fuhr dennoch fort.
"15) Lieben."

Ich schluckte, sah auf den Boden. Lieben.
Wir verliebten uns. Wir erfüllten den Punkt, ohne zu wissen, das wir es taten. Er hatte das erkannt. Doch änderte es etwas für mich?

"Ich bin hier, auch wenn du mich nicht willst und ich liebe dich, auch wenn du das nicht siehst. Du bist meine Heimat", sprach Simón und wollte nach meiner Hand greifen, aber ich zog sie leicht zurück.
"Simón...Ich kann nicht, ich brauche Zeit", brachte ich nach kurzer Stille über meine Lippen.
"Du musst das verstehen. Es ist so viel passiert und ich habe keine Ahnung, was ich im Moment fühle. Ich kann dich nicht hassen, aber ich weiß eben auch nicht, ob ich dich noch so lieben kann wie zuvor", ergänzte ich dem und sah in seine Augen.

Zuvor hatte mich der Blick in seine Augen immer beruhigt. Sogar das hatte sich geändert und das gefiel mir nicht.
Simón seufzte und fuhr sich durch seine Haare, bevor er sich mir zuwandte.
"Ich verstehe dich, Ámbar. Ich habe immer befürchtet, dass du nachdem du es erfährst nie wieder ein Wort mit mir sprichst." Seine Stimme wurde immer leiser.

"So viel habe ich dir genommen...Das mindeste, was ich tun kann, ist dir Zeit zu schenken", murmelte Simón.
"Ich werde gehen, wenn du willst. Du musst es mir nur sagen", fügte er dem hinzu.
Das würde allerdings voraussetzen, dass ich wüsste, was ich wollte und das war nicht der Fall.
Ich biss mir auf meine Unterlippe.
Erneut quälten mich meine Gedanken. Er ist schuld am Tod meiner Mutter. Er hat mich belogen. Es war doch ein Unfall, ein Unfall...

"Deine Heimat...", murmelte ich.
"Geh zurück nach Hause", fügte ich dem hinzu. Er hatte mir vorhin gesagt, dass ich seine Heimat sei. Ich konnte mich nicht täuschen, er würde mich richtig verstehen, oder?
"Geh heim", betonte ich noch einmal und bildete mir ein auf seinem Gesicht etwas aufflammen zu sehen. Vielleicht war es ein Funken Hoffnung oder vielleicht täuschte ich mich auch ganz einfach.

Simón jedenfalls sagte:
"Das werde ich."
Danach legte er mir etwas in die Hand, nahm seine Gitarre von der Bank und schenkte mir ein Lächeln.
"Und du, fliegst du zurück nach Buenos Aires?", fragte er.
Ich nickte auf seine Frage hin und irgendetwas in mir sagte, dass er mich verstanden hatte.

"Ich werde meiner Heimat folgen", murmelte Simón, bevor er einen letzten Blick auf mich warf und ging.

***

Nach ewig langer Zeit hab ich es dann auch mal wieder geschafft zu updaten 😂
Ich bin in letzter Zeit wirklich gar nicht zum Schreiben gekommen 😕
Naja ich hoffe irgendwie trotzdem, dass das Kapitel gut genug geworden ist und es ein paar von euch gefällt 🙈

Noch ein frohes neues Jahr an alle 🎉 hoffen wir, dass 2020 ein gutes Jahr wird 😇

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2020 ⏰

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Certain Things ||Simbar FF||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt