1.Kapitel

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»Ein weises Mädchen küsst,
aber liebt nicht, hört zu, aber glaubt nicht und verlässt, bevor sie verlassen wird.« ~Marilyn Monroe

Ámbar

Mein Leben bestand aus Veränderungen - sonst nichts. Veränderungen die belebend, die stärkend sein sollten, mir jedoch waren sie schon immer ein Feind gewesen.
Ein Feind der so viel stärker war, als ich selbst.

"Ah, die Dame beehrt uns auch mal wieder mit ihrer Gesellschaft." Die dunkle Stimme meiner Tante Sharon dröhnte auf mich ein, indes ich die Tür der Villa hinter mir schloss.

"Seit wann hegst du Interesse über meine Ausgehzeiten?", murmelte ich, holte mein Handy aus meiner Tasche und fuhr mir angespannt durch meine Haare.
Die Nachmittagssonne strahlte durch den Raum, beruhigte mich und lenkte meine Aufmerksamkeit zumindest kurzzeitig von ihr ab.

Seit dem Tod meiner Mutter vor zwei Jahren, lebte ich mit meinem Vater sowie meiner Tante Sharon in dieser Villa und noch nie hatte es sich hier auch nur annähernd familiär angefühlt.
Es genügte anscheinend nicht, dass mein Papá sich kaum noch um meine Mutter scherte - nein - die nächtlichen Ausflüge in das Zimmer meiner Tante schienen ihn all das vergessen zu lassen und obendrein hatte ich gestern Abend noch erfahren, dass beide überlegten ein Kind zu adoptieren.

"Bevor oder nachdem du deine Schwester hintergangen hast?", ergänzte ich dem und verschlüsselte meine Arme ineinander.
Meine Tante erhob sich und schüttelte streng mit ihrem Kopf.

"Ich habe niemanden hintergangen. Meine Schwester - deine Mutter - ist tot!", antwortete sie direkt, ohne eine Miene zu verziehen. Kurz schluckte ich und starrte sie entkräftet an.

"Willst du nichts dazu sagen, Ámbar?" Sie presste ihre Lippen aufeinander und lächelte mich fast schon durchtrieben an, währenddessen sich ihre Worte, wie Klingen, durch mein Herz bohrten.

"Aber natürlich. Ich möchte dir von ganzem Herzen gratulieren, dass du es geschafft hast, dir einen Witwer zu angeln", erwiderte ich zuckersüß in der Hoffnung, dass ich ihr vorenthalten konnte, wie sehr mich ihre Aussage getroffen hatte.

Sharon begann sich zu räuspern.
"Wieso bist du erst so spät hier?", knirschte sie, um ganz offensichtlich vom Thema abzulenken.
"Spät? Es ist gerade mal vier Uhr", protestierte ich und musterte sie durchdrungen. Ihr strenger Dutt ließ sie einschüchternd wirken und ihr legerer Hosenanzug saß ordnungsgemäß.

"Ich habe lediglich ein Projekt für die Schule beendet", beantwortete ich dennoch ihre Frage und rief mir mein mutmaßliches Projekt zurück in meine Gedanken.

Oh ja, das Eis hatte wunderbar geschmeckt.

"Ich würde gerne auf mein Zimmer gehen also, wenn es dir nichts ausmacht...", zischte ich, drehte ab und stolzierte die Treppe hinauf.
Sobald ich mir sicher war, ihrem Blickfeld entkommen zu sein, lehnte ich mich erschöpft an eine Wand und atmete tief ein.

Mit meinen Händen stieß ich mich, nach kurzer Verweildauer, von eben genannter Wand ab und ich begann mich auf den Weg in mein Zimmer zu machen.
Als ich an dem Büro meines Vaters vorbeikam, wurden meine Schritte immer langsamer.
Neugierig schielte ich durch den offenen Türspalt und sah ihn, mit seinem Kaffee in der Hand, an seinem Laptop sitzen.

"Hallo, Schätzchen", begrüßte er mich, nachdem er mich erspäht hatte. Schluckend betrat ich schließlich sein Zimmer und sah mich um.
Früher hatte er immer Bilder meiner Mutter neben sich stehen, doch nun lagen hier nichts als Unterlagen.

"Wo sind die Bilder von Mamá?", fragte ich ihn seufzend und verschlüsselte meine Arme ineinander. Den Kaffee stellte er ab und erhob sich von seinem Bürostuhl.

"Wir müssen nach vorne schauen, Ámbar." Sein Blick huschte kurzzeitig über mich, indes er seine Aussage mit einem Nicken unterstützte.

"Nach vorne schauen bedeutet also deiner Meinung nach, mit der Schwester deiner verstorbenen Frau ins Bett zu gehen, ja?", zischte ich, da ich ihn in diesem Aspekt leider gar nicht verstand.
Mein Vater war schon immer die niederträchtige Sorte Mensch gewesen, auch als meine Mutter noch gelebt hatte. Zudem hielt sich sein Interesse an mir stets in Grenzen.

"Oh warte, ich habe deinen kleinen Seitensprung vergessen, als Mamá noch am Leben war", ergänzte ich und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

"Ich genieße mein Leben. Das solltest du vielleicht auch einmal machen, denn du wirkst ziemlich verkrampft, Töchterlein." Er grinste und fuhr sich durch seine Haare.
"Bei deinem Anblick, verliere ich jede Absicht daran, auch nur irgendeine Beziehung einzugehen!", murmelte ich standhaft.

"Auch gut, das ist immerhin kein allzu großer Verlust für dich. Schließlich hattest du noch nie einen Freund und das wird dann wohl so bleiben." Meine Kinnlade klappte nach unten, als er seine Worte über die Lippen brachte.

War das eben wirklich sein Ernst? War mein Vater wirklich zu so einem eingebildeten Mistkerl geworden?

Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter, verließ das Zimmer und fragte mich sogleich, weshalb ich überhaupt zu ihm gegangen war.

Zielstrebig steuerte ich mein Zimmer an, öffnete die Tür und donnerte diese sogleich wieder zu.
Seufzend glitt mein Blick durch den Raum und ich beschloss mich auf mein Bett zu schmeißen. Ungerührt begann ich an meine Decke zu starren, verzog keine Miene und lauschte meinem Herzschlag.

Ich hatte ohne Zweifel ein grandioses Leben.

~☆~

1.Kapitel yay 🙌❤
Also ich hoffe es hat euch gefallen und es war nicht langweilig oder so🙈

Lasst mir gerne Feedback da, damit ich weiß, wie das Kapitel so ankam✨♡

Certain Things ||Simbar FF||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt