4.Kapitel

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»We've got to stop being afraid of the change.« ~ Kiera Cass

Simón

Ich bin stets meinem Leben gefolgt, habe ihm meine kleine Welt zum Erschaffen gegeben und mich bedingungslos in ihm verloren. Ohne je daran zu denken, dass ich dieses Leben selbst hätte formen müssen.

Ámbars eisblaue Augen bohrten sich in die Meinigen, ließen meinen Atem stocken und jede herbeigesehnte Reaktion, welche mir in diesem Moment hätte helfen können, blieb ungeschehen.

Meine Augen wanderten über sie hinweg und ich beäugte sie mit jeder Faser meines Seins.
Ihr Haar, welches früher einem dunkelblond glich, war nun strahlend hell und wellig.
Ich musterte ihre wundervollen Gesichtszüge, spürte wie meine Lippen einen Bogen spannten und wie selbst ihre Mundwinkel etwas lächelten.

Sie war verdammt schön.

Ámbars zärtliche Hände entfernten sich langsam von meinem Oberkörper und platzierten sich anschließend hinter ihrem Rücken.
"Simón", wisperte sie kaum merklich und schluckte einmal schwer.
Die Stimme meines Gegenübers war zärtlich und es tat mir so gut, sie zu hören.

"Ich verstehe nicht...", fügte sie dem hinzu und blickte mich sichtlich überrascht an, währenddessen ich die Kraft meiner Stimme wiedererlangte.

"Lässt du mich herein? Dann kann ich dir alles erklären", erwiderte ich säuselnd und griff sanft nach ihrem Handgelenk.
Sie nickte stumm, führte mich zu einem Sofa und ließ sich, gemeinsam mit mir, auf diesem nieder.

Ámbar öffnete ihren Mund und schien etwas sagen zu wollen, jedoch schwieg sie, fuhr mit der Hand ihren Nacken entlang und musterte mich durchdringend.
"Habe ich etwa Farbe im Gesicht?", probierte ich zu scherzen und stupste sie leicht spielerisch an. Ihr schwaches Lächeln jedoch, versteckte sie hinter Distanz.

"Verzeih mir Simón, dass ich etwas verwundert bin, dass du hier vor mir sitzt. Schließlich habe ich geglaubt, dass du irgendwo in Mexiko bist", zischte mein Gegenüber.
Sie presste ihre Lippen aufeinander und starrte an mir vorbei.
Ich räusperte mich und versuchte behutsam etwas Augenkontakt mit ihr herzustellen.

"Was ist mit dir los?", fragte ich verwundert über ihre schroffe Art und rutschte etwas zu ihr heran, Ámbar allerdings wich unmittelbar zurück.

"Ámbar." Ich flüsterte ihren Namen und legte ihre Hand in meine.
Mein Daumen streichelte ihren Handrücken und ich hoffte inständig, dass sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkte.

"Was glaubst du?", murmelte sie tadelnd und zog ihre Hand zu sich zurück. Ein Schauer von Kälte durchzog meinen Körper.

"Du stehst hier - vor mir - das erste Mal seit über acht Jahren und fragst mich, was mit mir los ist, ohne eine Ahnung zu haben, was diese Frage in mir auslöst. All die Jahre hat mich verflucht nochmal jeder gefragt, was ich habe und immer wieder erinnert mich diese Frage an meine Verluste!" Die Worte schossen hitzig aus ihr heraus und brannten sich in mein Gedächtnis.

"Verdammt Simón meine Mutter ist seit zwei Jahren tot, mein Vater schert sich kein bisschen mehr um mich und meine Tante macht mir mein Leben zur Hölle!", schluchzte sie, derweil ihre Augen sich mit schmerzlichen Tränen füllten.
Ich wollte ihr den Schmerz von der Wange streichen, sie berühren, verharrte allerdings in meiner Position.

"Meine Mutter ist tot. Ich habe das verloren, was mir auf diesem Planeten am wichtigsten war", wiederholte sie schwach, derweil sich ihre Stimme den Tränen unterordnete. Mein Herz schlug stark gegen meine Brust, meine Arme breiteten sich aus und zogen sie an mich heran.

"Ich weiß", nuschelte ich und strich sanft über ihren Hinterkopf. Ich wusste, was ihrer Mutter widerfahren war.

"Komm zu mir", fügte ich dem sanft hinzu und drückte sie näher an mich. Ámbar schluchzte gegen meine Brust, krallte sich in mein Shirt und atmete unruhig.

"Simón ich falle, schon seit Jahren. Ich falle in die Tiefe", säuselte sie befangen, indes ihre Worte mich zum Seufzen brachten.

"Hey, ganz ruhig. Weißt du noch als du Angst hattest, dass du von deinem Fahrrad fallen würdest, obwohl du es bereits perfekt zu fahren gelernt hattest? Ich habe dir damals gesagt, dass ich dir immer zur Seite stehe und dich halten werde, wenn du fallen solltest. Daran hat sich nichts geändert, ich werde dich immer noch auffangen, Ámbar", hauchte ich und drückte sie leicht von mir weg, um in ihre Augen zu schauen.
Ein kleines Funkeln machte sich in dem Blau bemerkbar.

"Dein Großvater hat mich ausfindig gemacht. Er sprach davon, dass ich dich besuchen solle", erklärte ich und schenkte ihr mein Lächeln.
Ámbar strich sich ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr und wischte ihre Tränen weg.

"Ich kann nicht glauben, dass du hier bist", nuschelte sie und blickte mich immer noch verwundert an.

"Vielleicht bin ich auch ein Geist, Señorita. Nimm dich in Acht. Buh", lachte ich und wedelte verspielt mit meinen Händen herum.
Ámbar biss sich auf ihre Unterlippe und ich bildete mir ein, sogar ein kleines Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken.

"Simón. Das ist ein bisschen kindisch", murmelte sie und schüttelte ihren Kopf.

"Aber was ist daran denn so schlimm? Vergessen wir nicht die einstige Unbeschwertheit in uns, wenn wir immerzu ernst sind und keine Späße machen? Schon allein deshalb, würde ich dich gerne auskitzeln", lächelte ich und wackelte amüsiert mit meinen Augenbrauen.

"Lass das mal lieber. Stattdessen kannst du mich nochmal umarmen", erwiderte sie, woraufhin ich sie sofort in meine Arme zog. Ihr Duft umspielte meine Nase.

Und genau diese Umarmung tat mir verdammt gut.

~☆~

Heeeey 🙈💞
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen❤

Lasst mir gerne eure Meinung da, damit ich weiß wie ihr die Story bisher so findet🙈🌞

Certain Things ||Simbar FF||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt