Es war eine lauwarme Nacht in Dover, nicht zu warm, es herrschte eher ein laues Lüftchen, das, wie es gerade Lust hatte, die kleinsten Sachen durch die Straßen pustete. Der Geruch von erst verzogenem Regen lag immer noch in der Luft, aber die Gewitterwolken hatten sich schon längst verzogen. Der erste Blick eines jeden Besuchers fiel nun erst auf ein paar rustikale Gebäude, man bestaunte erst den Bau dieser Häuser, die wahrscheinlich seit Jahrzehnten tapfer jedem Sturm standhielten. Genau das würde jeder Tourist tun. Jeder typische Tourist zumindest. Einem neugierigen Tourist würden sicher auch diese Gebäude auffallen, bevor er ein abgelegenes Gebäude ganz versteckt neben den großen Fabriken entdecken und ihn die pure Neugier ergreifen würde. Was war dort drin? Es sah anders aus als die anderen Gebäude.
Jeder Schritt des Touristen war nun wohl überlegt, denn er musste vorsichtig sein...es könnte Wohneigentum oder eine Fabrik sein. Er schlich langsam auf leisen Sohlen zu dem zerstörten Fenster und blickte vorsichtig hindurch. Genau in dem Raum stand ein kleines Bett mit einem hübschen Mädchen, welches jedoch ein blasses Gesicht besaß. Ein Teil der Farbe befand sich noch in ihrem Gesicht, sie war anscheinend doch sonst gerne am Bräunen. Ihre braunen Haare hingen schlaff am Bett hinunter und kringelten sich am Ende zu Locken. Es sah so aus, als würde sie friedlich schlafen.
Das Mädchen, das vor dem Bett stand, schaute sie ängstlich aus seinen dunkelblauen Augen an, während es sich durch das schwarze lange Haar fuhr. Sie schien ziemlich nervös zu sein, denn sie lief ständig hin und her, auf und ab. Dann blieb sie vor dem Bett stehen und wippte mit dem Fuß auf und ab. Was ihm auch aufgefallen war...das schwarzhaarige Mädchen hatte ihren Blick kein einziges Mal von der gebräunten Brünette gewendet.
Der Tourist fragte sich, welche Beziehung die beiden wohl zueinander hatten. Waren sie Schwestern? Freundinnen? Bei genauerem Hinsehen sah er die Tränen, die sich langsam in den Augen des wandernden Mädchens bildeten, die sie sich aber schnell weg wischte und darauf die Hände zu Fäusten ballte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und er bemerkte, dass sie zitterte. Dann setzte sie sich neben die Brünette auf das Bett und betrachtete sie mit einem liebevollen Blick. Man hörte sie sanft etwas murmeln, es konnte sein, dass sie zu der Brünette sprach oder einfach nur sich selbst beruhigte. Das andere Mädchen musste ihr wichtig sein, das sah der Tourist schon ihrem Verhalten an.
Er wollte sich zum Gehen wenden, er hatte vielleicht noch andere Sachen zu tun. Dann tat sich endlich etwas: Das schwarzhaarige Mädchen strich dem anderen sanft mit der Hand über ihr herzförmiges Gesicht, entlang ihrer Wangen und fuhr die Konturen ihrer Lippen mit ihrem Zeigefinger nach. Wieso tat das andere Mädchen nichts? Sonst müsste das Mädchen doch eigentlich davon aufwachen. Jetzt wurde es ihm bewusst, nach dieser Weile und diesen Anzeichen musste es jedem bewusst werden. Vielleicht würde das andere Mädchen nie mehr aufwachen.
Sofort wanderten die Augen des Touristen wieder zum anderen Mädchen und besah es genauer, es lag keine Decke auf ihm und man sah deutlich etwas Rotes unter dem Shirt. Eine Schusswunde?
Das Mädchen gegenüber betrachtete ihr Gegenüber nun ein bisschen besorgt und näherte sich ihm nun langsam. Was machte sie da? Zur Überraschung des Touristen beugte sich das Mädchen vor und hauchte zart einen Kuss auf die Lippen des anderen. Nun schien es mehr Wirkung auf das andere Mädchen zu haben, ein bisschen mehr Farbe wich in sein Gesicht. Jeder andere Tourist hätte die beiden alleine gelassen, vielleicht angewidert genickt.
Aber wirklich Neugierige hätten sich gefragt, wie es überhaupt zu dem ganzen Drama gekommen war und wie diese ganze Geschichte angefangen hatte.
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Autumn Runaways (Alte Version) (GirlxGirl)
Roman pour AdolescentsElena fühlt sich besser als nie zu vor, alles in ihrem Leben scheint perfekt zu sein, doch nach ein paar Tagen erfährt sie, dass der Spruch: "Der Schein trügt oft" Recht behält und das mehr, als ihr lieb ist. Wäre ihr Leben nicht schon kompliziert g...