Elena:
Die Rückfahrt am Sonntag erwies sich als still und unangenehm. Nur Anthony traute sich, mal etwas von sich zu geben...er war anscheinend der Einzige, der zu Papa hielt. Ich selbst war einfach stinkwütend auf beide Elternteile. Das gefälschte Paradies gab es anscheinend nicht mehr, nur ehrliches und erstickendes Schweigen. Ich hatte gestern nicht schlafen können, hatte mich hin und her gewälzt, Nachrichten an Felix und Brooke geschrieben, aus dem Fenster die Sonne unter- und aufgehen sehen und deshalb fielen mir jetzt meine schweren Augenlider zu. Durch meinen Halbschlaf hörte ich nur das Geräusch der Reifen auf der Straße und das Rattern des Motors.
Wir waren pünktlich um Mittagszeit zuhause, wo ich gleich Brooke anrief und beim Auspacken half. Danach hielt mich nichts mehr hier, in diesem Haus, in dem so viele schöne und doch so belastende Erinnerungen ruhten und so eine Stille herrschte, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Nein, harte Worte schmerzten nicht so sehr, wie Schweigen, Ignoranz und völlige Stille, in der mein Kopf so viel hineininterpretieren konnte, dass es wehtat. Ich fuhr mit meinem Fahrrad zu Brooke, die draußen saß und ihren Kopf über einen ihrer Liebesromane gesenkt hatte. Als sie meine Schritte hörte, hob sie ihren Kopf und sah meine tränennassen Augen. Dann lief sie auf mich zu und nahm mich in den Arm, was ich in diesem Moment mehr als bitter nötig gehabt hatte. „Hey, was ist denn passiert?" „Meine...Eltern...scheiden...lassen..." war das Einzige, was ich unter meinen Tränen hervorstottern konnte. Zum Glück nickte meine beste Freundin sofort und nahm mich mit nach drinnen, wo wir uns beide auf die Couch setzten.
„Magst du mir die Geschichte von Anfang an erzählen?" Ich fing an, immer noch stotternd und mit zitternder Stimme, von Papas ungemachtem Bett bis zu gestern zu erzählen, aber Papas Geständnis ließ ich weg und meinte, meine Eltern verstanden sich nicht mehr. Was würde denn Brooke sonst von meinem Vater denken? Sie strich mir tröstend über den Rücken, während ich panisch fortfuhr: „Wo werde ich denn nun leben? Werden ich und Anthony denn jetzt getrennt? Was..." „Ganz ruhig..." Unterbrach Brooke meinen Redeschwall und meinte: „Du solltest dich ausruhen und das kannst du, so wie es aussieht, nicht wirklich zuhause tun. Wie wär's, wenn du heute bei mir übernachtest?" Ich nickte schniefend und legte meinen Kopf auf ihre Schulter, woraufhin Brooke einen Arm um mich legte. Wir blieben für eine Weile so und sagten einfach nichts. Es herrschte wieder Stille, aber keine so unangenehme wie zuhause. Ich kannte Brooke jetzt schon mein ganzes Leben lang und wusste, dass ich mich immer auf sie verlassen konnte. Sie war fast schon wie eine kleine Schwester für mich und merkte sofort, wenn es mir nicht gut ging. Nach einer Weile Schweigen, mehreren Cookies und Serienmarathons später, nahmen wir eine Matratze mit in Brookes Zimmer, wo sie Decke und Kissen für mich hinlegte. Ich ließ mich sofort darauf fallen und schlief innerhalb von Sekunden ein, da sich meine Augenlider, wie es eigentlich sonst untypisch für mich war, sofort schlossen und mich dem Schlaf überließen.
„Was zum Teufel willst du noch von mir? Lass mich in Ruhe!" Fauchte ich Dad an, der mich an den Schultern packte und flehte: „Elena, gib mir doch eine Chance es zu erklären!" Ja, ich starrte den Mann an, der quasi für mich immer Sicherheit und Geborgenheit ausgestrahlt hatte. Der, der versprochen hatte, mich nie alleine und im Stich zu lassen. Nun hatte er sein Versprechen gebrochen und mein Bild von ihm schlagartig verändert. „Da gibt es nichts zu erklären, du verlässt uns für jemand anderen und zwar für einen Mann! Denk dir doch mal, wie Mama sich schämen muss!" Schrie ich ihn an, immer noch mit Tränen in den Augen. Seine Augen verdunkelten sich und sein Tonfall wurde ernster: „Ich habe dich nie so erzogen...dass du so gemein wirst!"
„Ach ja? Ich habe es anscheinend doch von dir gelernt, oder? Du lässt uns alle im Stich..." Er schaute mich hilflos an, versuchte erneut den Mund zu öffnen, aber ich flüsterte: „Geh..." Er schaute mich verwirrt an und nun fauchte ich in einem lauteren Ton: „GEH!"
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Autumn Runaways (Alte Version) (GirlxGirl)
Teen FictionElena fühlt sich besser als nie zu vor, alles in ihrem Leben scheint perfekt zu sein, doch nach ein paar Tagen erfährt sie, dass der Spruch: "Der Schein trügt oft" Recht behält und das mehr, als ihr lieb ist. Wäre ihr Leben nicht schon kompliziert g...