Elena:
Ich blinzelte in das Sonnenlicht, von den ein paar Strahlen durch das kleine Fenster der Zelle auf mein Bett leuchteten. Ich schaute mich um, Skyler lag immer noch in ihrem Bett. Ihre dunkelbraunen, leicht gewellten Haare schienen ihr ganzes Gesicht zu verdecken, so dass nur noch die Nase zu sehen war. Ein leises rhythmisches Atmen drang von der anderen Liege und bewies mir, dass sie noch schlief. Ich schlich leise zu Skylers Rucksack, holte den MP3-Player heraus und schaltete ihn ein, um zu sehen, dass es nun 9 Uhr und der Akku des Teils bald leer war. Sicherlich hatte sie auch noch nachts Musik gehört.
Wie konnte ein Mensch so nachtaktiv und vor allem so ein Langschläfer sein? In einer halben Stunde würde es kein Frühstück mehr geben und wir mussten immer gemeinsam die Zelle verlassen! Innerlich bereute ich es schon mich mit ihr zusammengerafft zu haben. Wie konnte ich mit so einem Faulpelz zusammenarbeiten? Dass sie noch so friedlich hier liegen konnte, während das pure Leben schon draußen pulsierte und die Sonne schien...
Ich sah mich im Raum um, bis ich ihren MP3-Player sah und ein breites Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht. So untypisch es auch für mich war, in dieser Situation konnte ich einfach nicht anders, als ohne nachzudenken, zu handeln, denn ich wusste, dass mein Verstand es für den puren Blödsinn hielt. Kaum hatte ich das Ding in die Hand genommen, zögerte ich nicht lange und warf, sodass der Player zielgenau auf ihrem Kopf landete. Ein genervtes Stöhnen erklang von der anderen Zellenseite und stimmte mich zufrieden. Aktion...Reaktion.
„Was zum Teufel..." Ich lächelte ihr mit einem breiten, aber nur leichten Hauch von Schadenfreude bestrichenen Lächeln zu und erwiderte zuckersüß: „Auch dir einen guten Morgen." Skyler rieb sich den Kopf, sah neben sich den Player und dann blickte sie mich ungläubig an „Warst du das mit dem Player? Was sollte das? Er hätte kaputt gehen können!" Ihre Stimme überschlug sich fast mit Ärger, aber das beeindruckte mich in diesem Moment recht wenig. „Genauso wie meine gute Laune und meine Pläne mit einem pünktlichen Frühstück, weil du Schlafmütze den halben Tag schläfst!" Skyler gab nur ein Seufzen von sich und rollte theatralisch mit den Augen. „Gut, Princess, dann gehen wir eben jetzt zum Frühstück. Danke, dass du mich so überaus freundlich geweckt hast, ich unverantwortliche Göre muss natürlich aus meinem schönsten Traum wegen einem Essen dritter Klasse gerissen werden..." Der Sarkasmus in ihrer Stimme war kaum zu überhören. „Endlich hast du es kapiert. Und kannst du mich einmal einfach nur Elena nennen wie jeder andere NORMALE Mensch?"
Skyler erhob sich mit einem Quietschen aus ihrer Matratze und schritt in ihrem Overall langsam auf mich zu, während sie eine Hand auf meine Schulter legte und zischte: „Hör zu. Ich dachte, wir hatten eine Abmachung. Du kannst mich so viel anzicken, wie du willst, aber erst, wenn wir aus dieser Hölle draußen sind. Vorher allerdings tust du schön, was ich dir sage, oder du schnupperst in deinem Leben nicht mehr viel als Gefängnisluft und den gleichnamigen Fußboden, wenn du diese Einstellung beibehältst." Und damit wandte sie sich zu der Tür und ließ mich verblüfft zurück. Als ich keine Anzeichen machte, zu kommen, drehte sie sich nochmals zu mir um. „Was ist? Willst du dein Frühstück nicht genießen? Hast du mich nicht deswegen geweckt?" Ich atmete scharf ein und behielt eine stolze Haltung, als ich mit Skyler zusammen durch das Tor ging, welches uns von einem Polizisten aufgehalten wurde. Eines hatte mir dieser abrupte und recht genervte Morgen gezeigt: Die Flucht aus der U-Haft mit Skyler würde mehr als hart werden. Aber was konnte man schon anderes tun, wenn man keine andere Wahl hatte, als sich dieser Herausforderung zu stellen?
Skyler:
Jetzt wusste ich, warum ich nie in die U-Haft oder sonst irgendwie ins Gefängnis kommen hatte wollen. Erstens, waren die Umstände hier, anzusehen vom Essen, geschweige denn den Zellen, mehr als übel, zweitens konnten einem die ganzen Inhaftierten mächtig auf den Keks gehen, wie Elena zum Beispiel. Gott, weswegen wollte ich sie eigentlich auch retten? Aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich ging, würden sie Elena ausquetschen, wo ich war und wie ein unschuldiges Mädchen mit Engelsgesicht sie war, würde sie alles gestehen. Ebenfalls wäre ich einfach nur grausam, wenn ich, jemanden, den ich kannte, hier zurück lassen würde. Und ich wusste nur zu gut, wie sich es anfühlte, im Stich gelassen zu werden...das sollte niemand zu spüren bekommen, nicht einmal Princess.
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Autumn Runaways (Alte Version) (GirlxGirl)
Novela JuvenilElena fühlt sich besser als nie zu vor, alles in ihrem Leben scheint perfekt zu sein, doch nach ein paar Tagen erfährt sie, dass der Spruch: "Der Schein trügt oft" Recht behält und das mehr, als ihr lieb ist. Wäre ihr Leben nicht schon kompliziert g...