Kapitel 24 Die Last einer Entscheidung
Erst als ich höre, wie sich die Tür erneut öffnet und schließt, stehe ich auf. Ich sammele meine nassen Sachen zusammen, wringe sie aus und beginne zu fluchen. Laut und brüllend. Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder beruhige. Wie komme ich mit den nassen Klamotten nach Hause? Selbst meine Schuhe sind nass. Ich fluche und schleudere frustriert mein klammes Shirt gegen die Wand.
Keine Antworten. Nur noch mehr Fragen. Es ist alles nur noch schlimmer geworden. Es ist zum Verrücktwerden. Noch immer hallt mir Raphaels 'Schatz' im Kopf umher und bohrt sich schmerzhaft in meine Glieder. Ich hebe das Shirt erneut auf und wringe es aus.
Wütend betrete ich den Umkleideraum und sehe zu Raphaels Schrank. Ein klein wenig meines Ärgers verpufft. Vor dem Spind liegt ein Stapel mit einem kleinen Handtuch, einer Stoffhose und einem Hemd. Trotzdem spüre ich, wie die negativen Gefühle in mir überhandnehmen. Keine Erregung mehr. Kein Zufriedenheitsgefühl. Kein Glück. Nur noch beißende Ernüchterung. Was ich mit ihm mache, hat er mich gefragt. Was mache ich denn? Ich weiß es nicht. Ich will doch nur Nähe, Geborgenheit und Glück. So wie alle anderen auch. Zwinge ich ihn deswegen zu Reaktionen, denen er nicht gewachsen ist? Ich fühle Hoffnungslosigkeit und spüre, wie sehr ich zweifele.
Genervt und mit einen Chaos an Gefühlen mache ich mich auf den Weg nach Hause. Meine feuchten Schuhe fühlen sich bei jedem Schritt mehr als widerlich an. Sie schlürfen und schmatzen. Außerdem ist mir langsam kalt.
Im Haus angekommen suche ich mir als erstes eine der Heizungen im Flur und drehe sie auf. Sie hustet. Sie gluckert und dann wird es langsam warm. Ich stelle meine Turnschuhe darauf ab und stecke meinen Kopf in die Küche. Dort finde ich meine Eltern am Tisch sitzend vor. Sie trinken Kaffee und wirken ungewöhnlich entspannt. Meine Mutter streckt ihre Hand nach der meines Vaters aus und er lacht.
„Hallo, bin da.", gebe ich kurz laut und möchte gleich nach oben gehen. Ich muss unbedingt die Klamotten loswerden. Ich kann nicht riskieren, dass Maya sie erkennt. Wenigstens sind meine Haare mittlerweile trocken.
„Mark, komm bitte her", ruft meine Mutter und mir schwant nichts Gutes. Ein gemeinsames Gespräch mit beiden Eltern. Ich habe nichts getan. Jedenfalls nichts, was mir gerade einfällt. So oder so, es ist der scheinbar ungünstigste Zeitpunkt. Meine Eltern haben es voll drauf, immer den unmöglichsten Moment zutreffen. Eine Treppenstufe habe ich geschafft und mein Fuß berührte bereits die zweite.
„Warum?", frage ich vorsichtig. Abgesehen von der Tatsache, dass ich Mayas Freund verführe und mich nicht an den Hausarrest halte, fühle ich mich durch und durch unschuldig. Meine Mutter beginnt zu lachen, als sie meinen misstrauischen Tonfall hört. Als keine Antwort kommt, schmule ich erneut um die Ecke und sehe meine Eltern lächeln. Positive Gesichter sind ein gutes Zeichen. Meistens jedenfalls.
„Möchtest du uns irgendwas beichten?", fragt mein Vater belustigt und schiebt mir einen Stuhl zu.
„Nein?" Argwöhnisch und in die Länge gezogen. Dass ich es als Frage formuliere, lässt meine Mutter erneut lachen.
„Ich rate dir, nicht ganz so schuldig zu klingen und zu gucken", kommentiert sie kichernd.
„Okay." Ebenso langgezogen. Ich setze mich auf den dargebotenen Stuhl und meine Mutter stricht mit sanft über den Arm. Sie mustert meine Kleidung, fragt aber nicht. Ich könnte ihr nicht erklären, wieso ich entgegen meiner üblichen Abneigung mitten in der Woche ein Hemd trage. Und eine Stoffhose. Ich besitze keine. Außer klassische Joggingteile und das ist keines.
„So, nun mach dir keine Sorgen, wir wollen nur über die Schule mit dir sprechen", sagt sie und lächelt.
„'Keine Sorgen machen' und 'Wir reden über Schule' sind für mich nicht kompatibel. Muss das jetzt sein?"
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Doors of my Mind - Der Freund meiner Schwester
Любовные романы~Oft denke ich an einen bestimmten Tag zurück. An einen lauwarmen Herbsttag, an dem ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er ist in meinen Träumen, in meinen Gedanken und Teil meiner intensivsten Fantasien. Ich begehre ihn. Doch seit ein paar Monaten...