Frittiert oder gegrillt?

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Kapitel 18 Frittiert oder gegrillt?

Ich schlage die Augen auf, bevor der Wecker klingt. Obwohl ich von allein wach geworden bin, habe ich das Gefühl, die halbe Nacht nicht geschlafen zu haben. Zudem bemerke ich deutliche Rückenschmerzen, die sich wellenartig meinen Rücken hinab arbeiten und ich weiß nicht, woher sie kommen. Wahrscheinlich von dem unruhigen Schlaf der letzten Nacht. Ich habe mich hin und her gewälzt. Ständig hat sich Raphael in meine Gedanken geschlichen und lag schwer und schwelend auf mir, wie ein tonnenschwerer, aber fantastisch aussehender Stein. Das Gefühl, den anderen Mann nahe zu sein, ihn berühren zu wollen, ist so stark, dass sich die Muskelfasern meines Körpers heftig zusammenziehen. Ob er an mich denken musste, als er sich letzte Nacht neben meine Schwester legte? Als sie sich schlafend an ihn schmiegte, hat er sich da vielleicht gewünscht, dass ich es wäre? Meine Gedanken kreisen um den Funken Hoffnung und versetzen mich gleichzeitig in eine Stimmung der Verzweiflung. Warum sollte er? Raphael hat keinen Grund, so etwas zu denken. Oder?

Raphael. Raphael. Mantraartig wiederholt sich sein Name in meinem Kopf. Warum nur, Raphael? Die Stimme in meinem Kopf wird melodramatisch. Was passiert hier nur? Am Abend noch wähnte ich es in einem ersten Moment als Einbildung, doch ich schmeckte klar und deutlich seinem Aroma auf meinen Lippen. Süß und süchtigmachend. Wir haben uns geküsst. Lange und leidenschaftlich. Es war keine unbedachte Berührung, kein Versehen. Er hat es ebenso gewollt, wie ich. Die Erinnerung an das berauschende Gefühl lässt mich erregt keuchen. Ich spüre diese bestimme Regung in meinem Unterleib und eine weitere, die einen Schmerz durch meinen steifen Rücken schickt. Schwermütig drehe ich mich auf den Bauch und drücke mein Gesicht in das Kissen. Ich brülle hinein und bin der Überzeugung, dass man das Geräusch außerhalb meines Zimmers gehört haben muss. Ich stemme mich hoch und hocke mich auf allen Vieren aufs Bett, um einen Katzenbuckel zu machen. Es muss seltsam aussehen. Doch das ist mir reichlich egal. Jedenfalls so lange, bis es an der Tür klopft und sie direkt geöffnet wird. Mein Vater schiebt seinen Kopf durch den Spalt und sieht verwundert auf meine Körperhaltung.

„Machst du Yoga?", fragt er belustigt.

„Trocken-Sex", kommentiere ich. Sein Blick ist herrlich.

„Ich habe dir gestern gesagt, dass die Jugend heutzutage anders ist", erläutere ich grinsend und sehe in das noch immer verdutzte Gesicht meines Erzeugers.

„Interessant."

„Ich habe einen steifen Rücken", erkläre ich nun doch, bevor er sich weitere unpassende Gedanken machen kann. Ich setze mich auf die Knie und mache meinen Rücken noch einmal rund. Es knackt. Mein Vater tritt vollständig in mein Zimmer, als ich mich wieder aufrichte und ihn erwartungsvoll ansehe.

„Es geht um den Geburtstag deiner Mutter", rückt er sofort mit dem Grund seiner Anwesenheit heraus, "Wir wollten eigentlich schon gestern Abend mit dir darüber sprechen, aber die Stimmung war nicht die Richtige." Ich gestehe mir ein, dass ich den Grund dafür kenne und nicht ganz unschuldig war. Ich schaue auf den Kalender, der über meinem Schreibtisch hängt und seufze erleichtert auf, als ich sehe, dass der Geburtstag erst am Wochenende ist. Ich habe noch ein paar Tage Zeit, um mein Geschenk zu vollenden oder kurz gesagt, zu beginnen.

„Wir haben uns jetzt doch dazu entschlossen, größer zu feiern und womöglich werden wir Übernachtungsgäste haben. Wir brauchen also dein Zimmer."

„Ihr quartiert mich aus?", frage ich ungläubig und starre in das schuldbewusste Gesicht meines Vaters. Er nickt.

„Ja, sozusagen. Elli kommt mit der ganzen Familie. Thomas und Harry auch samt Anhang" Es klingt nach einem regelrechten Familientreffen. Ich stehe vom Bett auf und greife nach meiner Jeans. Ich bin wenig begeistert von dieser wahnwitzigen Idee. Feiern ja, aber was spricht gegen ein Hotel? Ich sehe, wie Maya und Raphael in den Flur treten und an meinem Zimmer vorbeikommen. Maya bleibt stehen und sieht durch die offene Tür zu uns.

Doors of my Mind - Der Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt