Die Konfrontation mit dem Sein

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Kapitel 17 Die Konfrontation mit dem Sein

Die Frage stelle ich mir den gesamten Weg über. Immer und immer wieder. Ich finde keine Antwort. Der Bus ist weg und der nächste kommt erst in einer halben Stunde. Ich beschließe zu laufen, was meinem Gehirn die Möglichkeit gibt, weiter und immer weiter darüber nachzudenken. Als ich mit einem Mal vor der Haustür stehe, wundere ich mich einen Moment lang, wie schnell ich hierhergekommen bin.

Drinnen sehe ich die ordentlich aufgereihten Schuhe meiner Eltern, sowie Mayas und Raphaels. Ich starre sie an. Seine Schuhe wirken neben Mayas kleinen zierlichen fast schon riesig. Doch an ihm sieht es einfach passend aus. Alles an ihm. Die muskulösen Beine, der knackige, perfekte Hintern. Zum Glück holt mich ein Klirren aus der Küche wieder ins Hier und Jetzt. Jetzt vernehme ich auch die gedämpften Stimmen. Als ich mir die Jacke von den Schultern streife, erfasst mich ein kühler Schauer und ich komme nicht umher, mich etwas zu schütteln. Mit klammen Fingern streiche ich mir über die Arme und ich gehe in die Küche, um mir einen Tee zu machen.

„...es passt mir nicht, dass ich genau jetzt wegfahren muss. Ich fühle mich einfach nicht..." Meine Mutter steht am Herd. Maya steht bei ihr und bricht ihre Erzählung ab, als ich hineinkomme. Sie sieht mich genervt an. Was für eine herzliche Begrüßung.

„Uh, Frauengespräche! Lasst euch nicht stören." Ich verziehe belustigt mein Gesicht und fülle Wasser in den Kocher. Gespannt lehne ich mich gegen den Küchentresen und schaue die beiden Frauen herausfordernd an.

„Möchtest du dein enormes Wissen über Frauenthemen mit uns teilen, mein Sohn?", fragt meine Mutter trotzig zurück und meine Provokation verpufft, ohne, dass ich eine von mir geben konnte.

„Welches Wissen? der weiß doch nicht mal, wie man 'Frau' schreibt", zischt mir Maya zufrieden entgegen. Für einen kurzen Moment bin ich erschrocken. Sie weiß es! Wie viel weiß sie? Raphael hat mich und Jake gesehen, sie auch? Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. Dennoch kann ich einen solchen Kommentar nicht auf mir sitzen lassen. Ich spiele mit dem Feuer und bin mir dessen bewusst.

„Ich hab im Biologieunterricht stets aufgepasst", versichere ich und nehme eine Tasse aus dem Schrank. „Und ich lebe seit 17 Jahren mit dir in einem Haus und seit 5 Jahren ist das kein Zuckerschlecken mehr." Ich schieße mir mit pistolengeformten Fingern in den Kopf und Maya macht sofort ein verärgertes Gesicht. Sie blickt unsere Mutter an und hofft auf Unterstützung.

„Mark! Ein anderes Niveau, bitte!", kommt es mahnend von ihr.

„Sie hat kein anderes Niveau verdient", pariere ich und bereue es sofort. Ich habe es schon wieder gemacht. Grundlos reizen. Was ist nur mit mir los? Mein Wasser kocht und ich gieße den Teebeutel auf, den ich mir aus unserer teeeigenen Schublade nehme. Fenchel-Anis-Kümmel. Leckerschmecker.

Bevor meine Mutter noch irgendetwas sagen kann, wird sie von den zischenden Töpfen abgelenkt. Maya murrt, doch so schnell fällt ihr selbst nichts ein. Ich nutze die Gelegenheit und schiebe mich an den beiden vorbei ins Wohnzimmer. Im Türrahmen bleibe ich stehen. Der Fernseher läuft, doch niemand sitzt auf der Couch. Die Stimmen kommen aus dem Essbereich und dort steht der Freund meiner Schwester neben meinem Vater. Direkt vor dem Kamin. In den Händen halten sie ein Glas Cognac. Raphael lacht und schwenkt das Glas. Er mimt den perfekten Schwiegersohn und ich könnte kotzen. Provokativ stelle ich mich dazu, ignoriere Raphael und nippe an meine aromatisierten Wasser.

„Mark, du bist spät", stellt mein Vater mit einem Blick auf die Uhr fest und setzt seinen tadelnden Blick auf.

„Die Aufräumarbeiten in der Sporthalle haben etwas länger gedauert. Die kleinen Mädchen heutzutage lernen nur noch, wie man etwas flachlegt und nicht mehr, wie man hochstapelt." Mein Vater schaut verdutzt. Raphael versteht es, weil er die Situation in der Sporthalle gesehen hat.

Doors of my Mind - Der Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt