4. Kapitel

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4. Kapitel

Niall's Pov:

Wütend knalle ich die Tür hinter mir zu und drehe den Schlüssel im Schloss. Wie kann er nur! Ich weiss selber, dass es scheisse war, was ich getan habe. Und ich bereue es auch. Aber das ist noch lange kein Grund mir einfach nicht mehr zu vertrauen! Ich hab ihm schliesslich versprochen, dass ich es nie wieder tue. Und wenn mein Wort nichts zählt. Was zählt dann meine Liebe oder was zähle ich im Gesamten überhaupt noch? Ja, genau, nichts mehr!

Mein Atem geht schnell und ich stütze mich am Waschbecken ab und blicke in den Spiegel. Draussen höre ich wie sich seine Schritte entfernen. Mein Atem geht immer schneller und schneller. Als ich höre wie meine Mum ihn begrüsst und wie scheissegal ich ihr immer noch bin werde ich noch wütender. Ich hebe meine Faust und ohne, dass ich etwas dagegen tun kann saust sie nach vorne und stösst mit aller Kraft in den Spiegel. Wie zu erwarten zerbricht er in tausende von Teilen. Immer noch starre ich wie gebannt in den Spiegel. "Niall? Niall mach die Tür auf. Ich bin's Anna! Niall!!!! Mach diese Scheisstür auf!" Nur vage nehme ich die Stimme meiner Schwester hinter der Tür war. Ich bin ein solches Arschloch. Ich weiss ganz genau wie gross ihre Angst um mich ist. Und auch, weiss ich, dass Harry doch eigentlich auch nur Angst um mich hatte. Ich hätte einfach nicht so übertreiben und ihn mitkommen lassen sollen. Dann wäre ich jetzt nicht hier und würde ihnen Angst einjagen. Ich spüre wie mir mehr und mehr Tränen die Wange hinunter laufen. Und dann, ganz plötzlich Harry's weiche sehr zerbrechlich tönende Stimme hinter der Tür: "Niall? Niall? Es tut mir leid. Bitte mach diese Tür jetzt auf....Bitte!" Beim Klang seiner Stimme zittere ich und will am liebsten einfach nur zu ihm. Aber er will es doch eigentlich gar nicht. Das weiss ich. Ich bin ein Arschloch. Ein richtiger, verdammter Nichtsnutz. Ich mache ihm Angst obwohl ich doch gerade erst zurück bin. Ich mache hier ein Drama anstatt einfach die Tür auf zu machen und ihn in meine Arme zu schliessen. Ich verfluche mich selbst. Aber nur aus einem verdammt blöden Grund öffne ich die Tür dennoch nicht. Ich bin zu stolz! Ich will nicht, dass er mich wieder und wieder so schwach sieht. Sieht, dass ich noch überhaupt nicht soweit bin alleine gelassen zu werden. Oder, dass ich es lieber hätte seine Hand sogar auf dem Klo zu halten. Dass ich es nicht aushalte, dass meine Eltern mich hassen und dass ich den Grund dafür immer noch bei mir suche. Ich bin noch kein Stück weiter. Und genau das will ich ihm nicht zeigen. Denn dann hätte er nur noch mehr Angst. Was darauf hinauslaufen würde, dass er immer bei mir sein will. Also müssten wir es meinen Eltern sagen und dann....Dann würden sie mich noch mehr hassen, wenn das denn überhaupt ginge....

Meine Wut ist verflogen. Stattdessen habe ich diesen unangenehmen Druck in meinem Unterleib. Ach ja. Ich wollte ja ursprünglich wirklich aufs Klo. Schnell öffne ich meine Hose und lasse den Druck schwinden. Ich schliesse meine Hose und da bemerke ich das Blut, dass meine ganze Hand überdeckt. Panisch mache ich den Wasserhahn an und rubble immer wieder über die feinen Schnitte vom Spiegel. Ich mache das in einer endlos Schlaufe. Wie eine Cd die einen Kratzer hat und deswegen immer stockt. Ich mache es als ob ich einen Sauberkeitstick hätte. Ich klatsche eine Tonne Seife auf meine Hand und rubble weiter. Scharf ziehe ich die Luft ein, als die Seife auf den Schnitten brennt. Das Blut muss weg. Das Blut muss weg. Das Blut muss weg. Das ist mein einziger Gedanke. Weil ich weiss, wie das aussehen wird. Und auch wenn ich schwören würde, dass das nicht mit Absicht geschehen ist. Wird mir kein Schwein auf dieser Erde glauben!

Verzweifelt rubble und rubble ich immer weiter. Auf die Idee den Blutstrom mit einem Tuch oder so zu stoppen komme ich nicht. Ich kann auch nicht sagen ob mir schwindelig wird wegen dem Blut, dass ich sehe, oder weil ich wirklich so viel Blut verloren habe. Wahrscheinlich eher ersteres...Denn es sind ja nur ein paar Schnitte. Oder? In einem kleinen Abschnitt des Spiegels, der noch ganz ist sehe ich mich selbst. Die Hände voller Seifen. Die Augen wild umher zuckend. Und dann sehe ich es. Das Rinnsal an Blut, dass mir von der Stirn über die Wange läuft und dann schliesslich zu Boden tropft. Draussen höre ich wie Anna weggeht um den Schlüssel zu holen. Er müsste im ersten Stock sein. Also habe ich noch ca. 2 Minuten um alles auf zu räumen. Dann bin ich verloren. Mein Herz klopft immer schneller als ich die Hand hebe um auf meinem Kopf nach der Wunde zu suchen. Ein spitzer Schrei ertönt. "Niall?! Oh Gott Niall! Mach diese Tür auf. Bitte. Bitte. Ich will dir doch bloss helfen. Bitte was auch immer passiert ist. Ich verzeihe dir. Mach auf!!!" Bis ich bemerke, dass ich das war, der geschrien hat, dauert es eine Weile. Ich habe das Gefühl zu verbluten, als ich den Splitter aus meinem Kopf ziehe. Wirklich tief kann es nicht gewesen sein. Weil sonst würde ich jetzt nicht mehr hier stehen. In einer Hektik schmeisse ich die blutverschmierten Splitter in den Mülleimer und achte darauf mich nicht mehr zu schneiden. Immer wieder fährt meine Hand wie automatisch durch meine Haare zur Wunde als ich mit einem nassen Waschlappen das Waschbecken und den Boden säubere. Als ich fertig bin blicke ich wieder zum übrig gebliebenen Spiegel. Der Schock steht mir ins Gesicht geschrieben, als ich sehe, dass meine sonst braun blonden Haare rot vom Blut sind. Ich kann nicht mehr. Meine Hände, die immer noch rötlich sind, zittern und mein ganzer Körper wird immer unstabiler. Mit letzter Kraft versuche ich mich noch einmal am Waschbecken ab zu stützen aber es gelingt mir nicht. Stattdessen rutsche ich immer wieder ab. In Panik versuche ich zur Tür zu gelangen. Ich will hier raus. Jetzt sofort. Es ist wie in einem Alptraum in dem man nicht vom Fleck kommt und eingesperrt ist. Ich drehe den Schlüssel. Sofort wird die Tür aufgerissen und Harry steht vor mir. "Es tut mir leid!" Ist alles was ich heraus bringe. Dann merke ich wie meine Knie unter mir nachgeben. Weich lande ich in Harry's Armen. Erleichtert atme ich aus. Mit geöffneten Augen sehe ich noch wie Anna die Treppe hinuntergestürzt kommt und vor uns stehen bleibt. Geschockt sieht sie mich an. Ich starre zurück und irgendwann fallen meine müden Augen zu.

Stay Strong (Narry Storan) *BOOK 2*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt