Die Heerführung

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Thranduil und Elrond hatten den Fuß des Berges erreicht. Ihr erstes Ziel war Bruchtal. Danach den ganzen Weg weiter zum Düsterwald. Und selbst die beiden Könige gaben zu, dass das alleine Wandern zu dieser Zeit in den Landen zu gefährlich war.
Das Menschendorf war klein und heruntergekommen. Der Großteil aus Ruinen bestehend.
Thranduil rümpfte die Nase. Es roch nach Schweiß und toten Leibern, verbrannt in feurigen Flammen.
„Was ist hier geschehen?" Fragte er.
Elrond blickte mit düsterer Miene in die Dorfmitte, dort wo die Weiber am Brunnen Wasser holten.
„Die Nekromanten haben keines der Dörfer verschont gelassen."
Thranduil blickte auf den Boden. Voller kleiner Knochen und blutigen Steinen.
„Aber viele haben überlebt," sagte Elrond.
„Weniger als die Hälfte," sagte Thranduil mit rauer Stimme.
Da traf ihn ein Schlag am Hinterkopf. Seine blauen Augen rollten sich nach oben, die Lieder flimmerten und sein Mund stand geöffnet. Er kippte vorn über. Seine Knie bogen sich durch und er fiel nach vorn.
Das Blut an seinem Hinterkopf lief in dünnen Rinnen über seine weißen Haare.
Tauriel entfloh ein leiser Schrei ihrem Munde. Sie beugte sich zu ihm und begutachtete die Wunde. Elrond schaute nach, wer oder was ihm diesen Schlag versetzt hatte. Aber niemand war da. Das Dorf wirkte mit einem Male so leer und still. Der Wind schien verschwunden zu sein und eisige stumme Kälte waberte durch den Marktplatz. Fester und Türen waren verriegelt und Menschen lange in den Häusern verschanzt.
„Mein Herr Elrond," sagte Tauriel, die versuchte die Blutung zu stoppen.
Elrond taute auf, wie aus einem Schlaf gerissen und kniete sich neben die Elbenkönigin.
Er fasste den Waldlandreich König an der Schulter und versuchte ihn wach zu rütteln.
Seine Augen wurden klar, das Grau glühte schwach.
„Renn!"
Er blickte auf, nahm ihre Hand und riss sie hoch. Er selbst nahm den König auf die Schultern und schliff ihn hinter sich her. Die knochigen Handgelenke festhalten. Den blondhaarigen Kopf weich auf seine Schulter gebettet. Tauriel zitterte. Der plötzliche Kälteschauer lief ihren Rücken herab, wie trabende Pferde. Schnell rannten sie zu einer der Türen.
„Öffnet!" Rief Elrond mit rauer Stimme.
Der Nebel kroch näher.
„So öffnet doch!" Rief Tauriel und schlug mit den Handballen gegen das Holz. Das braune Holz war schwach und knarrte.
Der Nebel waberte nun schon um ihre Knöchel.
Da, kaum bevor der Nebel sie verschlungen hätte, wurden sie von knöchrigen Händen ins Innere gezerrt. Elrond zog, den immer noch Bewusstlosen, Thranduil hinein.  Dann drehte sie sich um und schaute in das faltige alte Gesicht einer Menschenfrau. Sie war nicht alt, aber die Angst und das raue Wetter hatten ihre Knochen müde und ihre Haut furchig gemacht. Um die Augen herum zogen sich Risse und dunkle Schatten. Ihre Augen trüb und matt in dunklem Braun. Sie war erst Mitte 30, vermutete Tauriel, aber man könnte meinen, eine Großmutter vieler Enkel vor sich stehen zu sehen.
„Dumme Wanderer seid ihr. Dumm und töricht, euch hier herum zu treiben!"
„Wo sind wir hier, gnädige Frau."
„Ach das wisst ihr nicht. Welch ein seltsames Pack ihr sein. Seid ihr Wegesdiebe? Wenn ich euch den Rücken kehre, werdet ihr mich dann um meines Geldes wegen, erdrosseln? Eins sage ich euch. Ich habe kein Geld. Keiner hats' hier, also geht eures Weges, Wanderer."
„Nein, hört! Wir sind nur hier, um zu helfen," sagte Elrond.
„Und euer Freund lässt sich einfach so töten?"
„Noch ist er nicht tot, also helft mir, dass er es auch nicht sein wird!" Sagte Tauriel.
Die gräuliche Frau lief auf ihren geschwollenen und aufgeblasenen Füßen zum Herd und nahm das aufgekochte Wasser. Sie lief schweren Schrittes zurück und goss das Wasser über den Arm Thranduils.
Tauriel schrie auf und stieß die Frau zur linken Seite.
Thranduils Augen waren rot geschwollen, aber blieben geschlossen und seine Lippen wurden blau und taub.
Elrond hievte ihn auf seine starken Schultern und lief aus der Tür. Mit bösartigem Blick verließ Tauriel das Haus. Der Wind peitschte ihnen um die Körper und biss in Fleisch und Haare. Und sie konnten beinahe eine dünne Gestalt sehen, die an ihnen vorbei rannte. Sie hatte kurzes Haar und tiefe Augen. Aber sie war durchsichtig, mehr wie ein Geist, ein kindlicher Geist eines Jungen. Sein Kichern füllte die Stille. Sein Blick galt Tauriel, er blieb stehen, schon im Haus angekommen. Drehte sich um zu ihr und blieb dort. Tauriel schauderte. Es war, als gefriere das Blut in ihren Adern. Als stünde die Zeit still und schweigend, wartend auf ihren baldigen Tod. Dann zuckelten die Mundwinkel des Wesens. Seine transparente Haut waberte und seine Augen verkleinerten sich. Seine Lippen öffneten sich und ein schwarzes Nichts war zu sehen. Er schloss sie wieder und ganz sachte schaute er hinunter zum Boden.
Er lächelte. Dann, dort wo die Türe noch geöffnet war, hörte man das Wimmern der Frau, die vom Wind zerfleischt wurde. Ihre bleichen Knochen traten zum Vorschein. Ihre Augen quollen hervor. Der Hals drehte sich ihr langsam um und ihre Haut begann sich  aufzulösen. Der Geist labte an ihrer leblosen Gestalt, deren Augen weit geöffnet waren. Und sie war noch jung gewesen, trotz des Aussehens... jetzt aber sah sie aus wie eine sehr alte Frau, deren Haut runzlig wie eine Rosine war. Ihre Augen starrten ins Nichts der kalten Welt.
„Renn Tauriel!" Rief Elrond und rannte los. Mit beiden Händen hielt er den immer noch Bewusstlosen Thranduil. Der Junge blickte auf und sein Mund verzog sich. Er kaute die Haut und das Fleisch der Frau.
„Ihr geht schon?" Fragte eine traurige Junge Stimme. Er stand auf und seine Schultern hingen wie ausgekugelt herunter.Tauriel lief hinter ihnen her, vom Wind gejagt, der nun hinter ihnen her rannte mit kreischenden Lachen. Der Jungenkörper. Elrond lief rasend schnell zum Pferdestall. Zwei große Schimmel standen auf weichem Heu, das jedoch mit stinkenden menschlichen Knochen überseht war. Wieso war ihnen das nicht früher aufgefallen?

Tauriel und Elrond gaben ihren neuen Pferden die Sporen. Die Hufe klapperten wie Kochtöpfe auf dem Kieselweg, während der Junge schrie. Dann plötzlich griff eine kalte Hand nach Tauriel.


Ich liebe es, die Schlösser brennen zu sehen.

Die Elbe des Wassers___Meine größte LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt