Ich war müde, komplett KO. Die Dursleys haben mich zwar schon immer mit Aufgaben vollbeladen, aber ich habe das Gefühl, es wird immer mehr. Mein Körper heilt nicht mehr. Scheint eine Wunde angefangen zu haben sich zu schließen, reißt sie bei bestimmten Bewegungen, die ich aufgrund der mir aufgegebenen Tagesaufgaben ausführen muss, wieder auf.Seit meinem fünfzehnten Geburtstag sind drei Tage vergangen. Drei Tage ausgefüllt mit Aufgaben, die ich nur mit großer Mühe habe erfüllen können. Ich weiß, dass ich kaputt bin. Meine von Snape geklauten Zutaten habe ich aufgebraut und die Tränke alle schon genommen. Wie hätte ich auch ahnen können, dass es noch schlimmer werden wird. Jeden morgen, wenn die Zeit da ist einen Blick in den Spiegel werfen zu können, sehe ich Veränderungen. Meist sind diese so klein, dass mein Verstand mir Einbildung vorgaukelt, aber dennoch.
Meine Haare sind wieder gewachsen, meine Wangenknochen scheinen markanter. Bei dieser Veränderung kann natürlich auch der Essensentzug eine Rolle spielen, sage ich mir, auch aufgrund dessen, dass meine Wangen eingefallen sind.
Nur noch sieben Tage, dann beginnt die Schule wieder. Endlich! Alles ist besser als ein Leben bei den Dursleys, sogar Zaubertränkeunterricht mit einem Slytherin bevorzugenden, dauerhaft schlecht gelaunten, Gryffindors, besonders mich, hassenden und schikanierenden Professor Snape. Ja sogar ein Kampf gegen Voldemort wäre mir lieber, wobei ich mich in meiner Verfassung auch gleich umbringen könnte. Aber Hey. Die Prophezeiung beschreibt doch grob, das mein Tod sein Tod bedeutet, ob nun im Kampf tot umgefallen, von ihm direkt umgebracht zu werden oder nun Suizid zu begehen ist doch letztendlich das selbe. Tot ist und bleibt tot.
Vielleicht schaffen es auch meine mir verhassten Verwandten den dunklen Lord zu töten, indem sie mich verhungern lassen oder mich zu Tode prügeln und arbeiten lassen. Dann bin ich tot, der Lord hoffentlich auch und Dumbeldore zufrieden und die Zaubererwelt geschockt. Ich sehe schon die Schlagzeile im Tagespropheten vor mir. 'Muggelfamilie tötet den mächtigsten Schwarzmagier: Zauberer versagen dabei einen der ihren zu eliminieren, obwohl sie die selben Mittel, namens Magie, zur Verfügung gehabt hätten.' Bei der Vorstellung muss ich schmunzeln. Da könnte ich mich auch gleich mit ausgebreiteten Armen vor Voldemort stellen und einfach rufen: "Ey Voldy, wird das heute noch was? Ich melde mich gerade freiwillig dazu, dich ein weiteres mal den Todesfluch ausführen zu lassen." Sein Gesichtsausdruck wäre das beste das mir vor meinem Tod je hätte jemand bieten können.
Mit einem Seufzen schiebe ich meine Todesgedanken zur Seite und widme mich wieder meinen Aufgaben. Dabei begeben sich meine Gedanken allerdings wieder auf Wanderschafft und bleiben an einem Namen hängen, der in meinen Todesphantasien aufgetaucht ist. Allein der Name macht mich wütend. Von wegen der gute alte Großvater. Kriegstreiber trifft es wohl eher. Sein Ziel ist der Sieg des Krieges, die daraus resultierende Anerkennung und Macht. Das Dumbeldore nicht der ist, der er vorgibt zu sein ist mir mittlerweile bewusst, und ich habe mich damit abgefunden. Er kann auch ganz nett sein.
Besonders wehtun tut aber die Tatsache, dass ich nicht weiß, auf wessen Seite Hermine und Ron stehen. In meinen Gedanken gefangen bemerkte ich nicht, wie Onkel Vernon sich mir genährt hatte. "Freak!" Allein dieses Wort brachte meinen Körper dazu sich unbewusst zusammenzurollen um sich vor eventuellen gewalttätigen Taten zu schützen. Es war ein Fehler. Mein Verhalten nahm Onkel Vernon erst recht zum Grund zuzutreten. Ich biss mir mal wieder auf meine Lippe, um keinen Laut zu machen. Zu mindestens diese Genugtuung wollte ich meinem Onkel nicht geben. Nachdem Vernon seinen Unmut bei mir ausgelassen hatte, lag ich jetzt doch wimmernd auf dem Boden des Flures, welchen ich zuvor dabei war zu säubern.
"Noch nicht einmal die einfachsten Aufgaben kannst du erfüllen, du verdammter, undankbarer Bursche!" Mit einem gezielten Griff in meinem Nacken brachte er mich dazu meine eingerollte Haltung aufgeben zu müssen. Seinen festen Griff noch verstärkend zog er mich zu meinem alten Zimmer, dem Schrank unter der Treppe, öffnete diesen und schmiss mich hinein.
"Die nächsten sechs Tage will ich nichts mehr von dir hören. An deinem letzten Tag hier, wirst du dich ansehnlich herrichten, das ja kein Verdacht aufkommt, und jetzt bleib ruhig." Mit diesen Worten knallte er die Schranktür zu und versperrte sie, wie ich an dem einrastenden Schloss hören konnte.
Apathisch starrte ich an die geschlossenen Schranktür. Die alte Matratze und die löchrige Wolldecke befand sich ebenso wie diverse Putzmittel immer noch hier drin. Wieder einmal fingen meine Gedanken an abzudriften. Zu Ron und Hermine und zu Draco. Ja den Draco. Draco Malfoy. Manchmal beziehungsweise in Tagen und Situationen wie diese frage ich mich, ob es damals die richtige Entscheidung gewesen ist den Hut zu überreden mich nach Gryffindor zu schicken. Getan habe ich es nur, weil Draco die falsche Wortwahl bei seiner Vorstellung mir gegenüber verwendet hat und weil Ron meinte alle in Slytherin seien böse und Schwarzmagier. Vielleicht war es ein Fehler Malfoys Freundschaftsangebot ausgeschlagen zu haben.
Was hatte der sprechende Hut noch gleich gesagt? In Slytherin findet man echte Freunde? Wahrscheinlich hatte er recht.... Kein einziger Brief hat mich erreicht. Dumbeldore hat was von einem Zauber geredet, der umgangssprachlich Briefschutz heißen soll. Er meint, da es in Zeiten wie diesen zu gefährlich sei mit mir außerhalb des geschützten Hogwarts in Kontakt zu treten, würde er diesen Zauber über mich sprechen. Ich weiß es mittlerweile besser.
Den Zauber gesprochen haben wollte Dumbeldore Anfang der Ferien, also wollte ich mich vorher über ihn informieren. Entgegen der Annahme, ich würde nicht gerne lernen oder lesen tue ich beides gerne, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Zurück zum Zauber..... es gibt ihn nicht. Nachdem ich in der Schulbibliothek nicht fündig geworden bin, habe ich Professor McGonagall gefragt. Sie sagte mir, ein Zauber wie dieser gibt es nicht und auch keine ähnlichen mit dieser Wirkung. Auf ihre Frage warum ich dies wissen wolle habe ich meine Neugierde als Grund angegeben.
Danach habe ich mich an die Hoffnung geklammert doch noch einen Brief von Hermine oder Ron zu bekommen, aber nichts kam. Zuerst kam mir der Gedanke, Dumbeldore hätte ihnen von dem Zauber erzählt und sie haben ihm geglaubt und sich nicht die Mühe gemacht einen Brief zu verfassen, der sowieso nicht ankommen würde. Diese Theorie passt aber nicht zu den beiden Persönlichkeiten, die ich kennengelernt habe, wenn es überhaupt ihre echten gewesen sind. Wenn ja, dann hätten sie es zu mindestens probiert oder versucht mich anders zu kontaktieren.
Da aber keine Kontaktaufnahme erfolgt ist, was ich daher weiß, das Onkel Vernon mich im Falle eines Falles wieder verprügelt hätte, haben sie es auch nicht versucht, da es den Zauber wie gesagt nicht gibt. Briefe und die drauf folgenden Gewalttaten wären angekommen. Und das nennt man Freunde. Pah! In Malfoy hätte ich wahrscheinlich einen besseren Freund gefunden. Ich merke wie ich langsam in einen endlich kommenden Schlaf abdrifte und hieß die Dunkelheit willkommen.
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The life of a lie
FanfictionEs heißt immer die Zeit heilt alle Wunden, doch was passiert, wenn die Zeit verantwortlich dafür ist, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden?Wenn die Zeit dir die Augen öffnet und Lügen offenbart. Und wenn die Zeit mit Schuld daran ist, dein g...