Kapitel 9

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PoV: Professor Snape

Ich konnte es immer noch nicht glauben, Harry Potter, der Harry Potter ist tatsächlich nach Slytherin gekommen. Nach dem Essen in der großen Halle, habe ich mich in meine privaten Quartiere begeben, um die letzten Stunden revue passieren zu lassen.

Potter hatte sich verändert. Das habe ich schon bei unserem Gespräch bemerkt gehabt. Irgendwas muss passiert sein!? Grübeln setze ich mich in einen Sessel meines Wohnzimmers und starre in die Flammen, die im Kamin lodern. Die ganze Situation ist verwirrend.

Ich bin so tief in meine Gedanken versunken, dass ich das erste Klopfen an meiner Tür nicht bemerke. Als dieses jedoch lauter und  penetranter wird, verdränge ich meine Gedanken, und begebe mich zur Tür. Schwungvoll reiße ich diese auf, bereit denjenigen der es wagt mich zu stören, zusammen zu falten.

„Professor! Sie müssen.... sofort mitkommen! Draco hat...... hat gesagt es..... ist wichtig und sie.... sollen ihre Tränke für......für erste Hilfe mitbringen."

Ein nach Atem ringender, bester Freund meines Patensohnes Draco, steht vor meiner Tür.

„Mister Zabini. Jetzt beruhigen Sie sich bitte erst einmal und erkläre mir dann die Situation."

Im Gegensatz zu den anderen Hauslehrern, habe ich es mir angewöhnt die neuen Schüler erst am zweiten Abend des neuen Jahres im Hause Slytherin willkommen zu heißen. Am ersten Abend sind die Erstklässler meistens entweder komplett aufgedreht oder total müde und nicht in der Lage sich auf meine Worte zu konzentrieren. Die wichtigsten Regeln innerhalb und außerhalb des Hauses erklären deshalb am ersten Tag die Vertrauensschüler. Noch nie ist am ersten Abend etwas passiert, weshalb ich diese Regelung überhaupt eingeführt habe. Wenn ein Schüler am ersten Abend zu mir kommt, bedeutet es, dass es einen Notfall gegeben hat.

„Professor, Draco und ich waren in ein Gespräch vertieft, als wir einen dumpfen Schlag aus dem Badezimmer vernahmen. Potter war in diesem schon eine ziemlich lange Zeit drin, wir wollten noch mit ihm reden, weshalb wir warteten. Draco fragte, ob alles in Ordnung wäre. Potters  Antwort konnte ich nicht verstehen, aber auf jeden Fall hat Draco die Tür mit einem 'Alohomora' geöffnet und mir sofort zugerufen, dass ich sie holen soll und ihnen sagen soll, dass sie ihre Tränke für erste Hilfe mitbringen sollen."

Bei Merlin! Natürlich ist es mal wieder Potter gewesen, der sich am ersten Abend in der Schule in Schwierigkeiten begeben muss. Der Junge verschafft mir frühzeitig graue Haare. Was rede ich von grauen Haaren, Magengeschwüre trifft es eher. Ein eher untypisch ist Seufzen entkommt mir und ich massiere mir meine Nasenwurzel.

„Ich hole die Tränke, warten Sie einen Moment hier."

Die Tür anlehnen gehe ich in meine private Vorratskammer und suche alle Tränke zusammen die man für erste Hilfe benötigen könnte. Aus einer Vorahnung  heraus greife ich auch noch nach dem Muggel erste Hilfe Kasten, den ich ebenfalls in mein Quartieren habe. Alles verkleinernd, stecke ich  diese in meine Umhang Tasche und gehe wieder hinaus zu Mister Zabini.

Ich nicke ihm zu, schließe meine Tür und folge ihm Richtung Gemeinschaftsraum der Slytherins. Äußerlich lass ich mir nichts anmerken, aber innerlich bin ich ziemlich aufgewühlt. Es war natürlich klar dass ausgerechnet Harry Potter wieder in Schwierigkeiten geraten würde, und ausgerechnet ich, als sein neuer Hauslehrer trage nun für ihn mit eine Verantwortung. Glatt könnte ich die Vermutung aufstellen, dass der Junge dies weiß und extra Blödsinn anstellt, nur um mich zur Weißglut zu treiben. Allerdings kann ich mir den erste Hilfe Kasten, der anscheinend benötigt wird, nicht erklären. Immer wieder ist es Potter. Ich glaube ich könnte mich noch Stunden über ihn aufregen, aber in diesem Moment treffen Mister Zabini und ich im Gemeinschaftsraum ein.

„Wohin?", frage ich Zabini.

Viele ältere Schüler, welche sich noch im Gemeinschaftsraum befinden, schauen neugierig aber auch fragen zu mir herüber. Ist es doch normalerweise nicht so, dass ich am ersten Abend den Gemeinschaftsraum betrete.

„In unserem Zimmer, Professor", beantwortet Zabini mir meine Frage.

Mit einem Kopfrucken bedeute ich ihm voran zu gehen. Er steigt die Treppe hoch und läuft bis zu ihrem Zimmer wo er mir die Tür aufhält und mich ins Zimmer treten lässt.

„Wo?"

Meine Laune hält sich mittlerweile auf dem Gefrierpunkt auf. Jetzt darf ich mein ersten Feierabend direkt mit dem Potter Bengel verbringen. Anscheinend merkt man mir meine schlechte Laune an, denn Zabini zuckt unter meinem harschen Tonfall kurz zusammen.

„Badezimmer", sagt er knapp.

Ohne eine weitere Regung laufe ich auf die Tür zu, die ins genannte Zimmer führt. Sie ist nur angelehnt und ich kann den blonden Haarschopf von Draco erkennen. Anscheinend hat auch er mich kommen gehört.

„Onkel Sev, gut dass du da bist, ich versteh das alles nicht. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich konnte ziemlich seltene Verhaltensweisen bei an ihm beobachten, und dann habe ich das hier entdeckt."

Mit einem nicht zu definierbaren Gesichtsausdruck schiebe ich mich an Draco vorbei um ein Blick auf die Person am Boden zu werfen. Ich kann nicht erkennen ob sie bewusstlos ist, oder einfach nur die Augen geschlossen hat um sich auszuruhen. Draco oder die Person selbst hat den Oberkörper frei gemacht, was einen einen guten Blick auf unzählige Verletzungen und einen abgemagerten Körper offenbart. Ich ziehe scharf die Luft ein. Neben der Person gehe ich in die Hocke, um sie näher zu betrachten.

„Potter!?"

Meine Stimme trieft vor Unglauben. Merlin das ist Potter, aufgewachsen wie ein Prinz, behandelt wie ein ebendieser, total verwöhnt und auch wenn ich mittlerweile eingestehen muss, dass ich falsch liege, in gewisser Weise wie sein Vater, wenn auch nur vom Aussehen. Wobei, das anscheinend auch nicht mehr richtig zu zu treffen scheint.

„Professor?", kommt es leise und mit schmerzverzerrtem Stimme von der am Boden liegenden Person.

Bewusstlos ist er ja schon mal nicht, aber anscheinend total erschöpft.

„Mister Potter, können Sie mir sagen wie es zu diesem Verletzungen gekommen ist?"

Potter versucht sich in eine sitzende Position zu begeben, scheint es aber nicht zu schaffen, und lässt ich wieder auf den Rücken fallen, was einen leisen Schmerzensschreie zur Folge hat. Dieser reißt auch mich aus meinem Unglauben und ich vergrößere die mitgebrachten Tränke und hohle ebenso den erste Hilfe Kasten heraus. Mit meinem Zauberstab sorge ich erst mal dafür, seinen Körper von frischen Blut und Eiterresten zu reinigen, um die Wunden genauer zu betrachten.

„Mister Potter, sie müssen sofort so Madame Pomfrey, sie ist ausgebildete Heilerin, und kann sie besser versorgen."

„Bitte Professor, nicht zu Poppy. Sie ist dazu verpflichtet bei bestimmten Verletzungen den Schulleiter zu benachrichtigen, und Professor Dumbledore darf hiervon nichts erfahren. Bitte!"

„Mister Potter....."

„Bitte Professor!", flehentlich sieht er mich an, und bei Salazar, dieses Kind hat es geschafft mich mit einem Blick zum nachgeben zu bringen.

„Also gut, aber ich will eine Erklärung!"

Nach einem zustimmenden Nicken seinerseits, wende ich einen Diagnose Zauber bei ihm an und beginne ich ihm die benötigten Heiltränke einzuflößen, und oberflächliche Wunden mit Heilzaubern zu verarzten. Die ganze Zeit über entweicht Potter lediglich ein Wimmern, sonst aber ist er still, obwohl manche Heilungsprozesse, wie das Nachwachsen von Knochen äußerst schmerzhaft sind. Abschließend gebe ich ihm noch einen Traumlosschlaftrank, den er nach seinen Augenringen bitter nötig zu haben scheint und verbinde die Wunden, welche aufgrund der Schwere sich nicht mit einem einfachen Heilzauber heilen lassen, mit den Utensilien aus dem erste Hilfe Kasten.

Den mageren und ausgemergelten Körper lasse ich mit einem Schwebezauber aus dem Badezimmer und auf sein Bett schweben, ehe ich mich Draco, der das Bad zuvor verlassen hatte, und Mister Zabini zuwende. Mit ernsten Blick sehe ich die beiden an.

„Er wird doch wieder, oder Onkel Sev?"

The life of a lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt