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Michael PoV:

Am nächsten Tag in der Uni konnte ich mich genauso wenig konzentrieren wie gestern.

Ich musste ständig an ihn denken.

Wie war sein Name?

Wie alt war er?

Woher kam er auf einmal?

Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen.

Ich kannte jedes kleinste Eck von Phoenix und alles war gleich.

Jeden Tag liefen Millionen von Menschen durch die Straßen, doch er stach einfach heraus.

Er hob sich durch seine Ausdrucksweise von allen anderen ab.

Er sah so traurig aus, so deprimiert.

>>Mike, alles okay?<<fragte mich mein Banknachbar Ashton.

Ich nickte nur gedankenversunken.

Dann versuchte ich mich wieder auf den langweiligen Unterricht von Mr Hemmings zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht so recht.

Wieso musste man ihm überhaupt zuhören, wenn man ihn eh nicht verstand?

Er kam aus Australien und hatte dementsprechend einen australischen Dialekt, den ich nicht verstand.

Ashton kam auch aus Australien, aber er bemühte sich immer möglichst amerikanisch zu sprechen.

So verging also wieder eine Geschichtsstunde, in der ich verzweifelt versuchte den Dozenten zu verstehen und mit geschlossenem Mund zu gähnen.

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Der Tag verging langsam, aber trotzdem überlebte ich es einigermaßen.

Nun war die letzte Stunde angebrochen und ich freute mich, wenn ich endlich wieder nach Hause gehen konnte.

Als ich endlich das lang ersehnte Klingeln hörte, packte ich meine ganzen Sachen und verschwand so schnell wie möglich aus dem Raum.

Als ich die Schule verließ, begann es bereits zu dämmern.

Ich ging wieder durch den Park und dann zur Brücke über der Autobahn.

Als ich diese überquerte hörte ich auf der anderen Seite ein Miauen.

Verwundert blieb ich stehen und sah ich in die Richtung woher das Geräusch kam.

Ein Junge kletterte auf dem Geländer herum und versuchte wahrscheinlich die Katze zu holen.

Geschockt ging ich auf die andere Seite.

>>Komm da bitte runter.<< sagte ich zu dem Jungen.

Er zuckte kurz zusammen und sah mich dann an.

Es war der Junge, den ich das letzte Mal auf der Bank gesehen hatte.

>>Komm da bitte runter.<< wiederholte ich, doch er schüttelte nur den Kopf und kletterte höher.

>>Hör auf damit. Du könntest dir wehtun.<<

Er kletterte immer höher bis er schließlich bei der Katze war.

>>Komm bitte da runter.<< sagte ich schon fast flehend.

Er nahm die Katze und setzte sie in seinen Rucksack ohne den Blickkontakt abzubrechen.

Dann kletterte er vorsichtig wieder runter.

Als er fast wieder unten war rutschte er jedoch von einer der vereisten Stangen ab.

Im letzten Moment ergriff ich seine Hand bevor er fiel.

Mit aller Kraft zog ich den kleinen Jungen wieder hoch.

Mir fiel sofort auf, dass er nicht besonders viel wog.

Als er wieder auf sicheren Boden stand nahm er die Katze aus seinem Rucksack.

Sie lief weg und verschwand im Dunkeln.

Der Junge vor mir schaute bedrückt zu Boden.

>>Alles okay?<< fragte ich und legte zaghaft eine Hand auf seine Schulter.

Daraufhin zuckte er erschrocken zusammen und nickte.

>>Wo wohnst du? Soll ich dich nach Hause begleiten?<< fragte ich.

Er schüttelte heftig den Kopf.

>>Bitte nicht nach Hause...<< sagte er leise.

>>Willst du mit zu mir? Meine Wohnung ist nicht weit weg.<<

Er nickte wieder still.

So machten wir uns auf den Weg zu meinem Apartment.


&gt;Ghost of you&lt; // Bennoda Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt