5 - Konflikt

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Es dauerte nicht lange bis sie sich in der großen Eingangshalle wiederfanden. In deren Mitte stand ein langer Tisch an dem eine Gruppe Menschen saßen. Diese unterbrachen ihre aufgeregte Konversation, als die kleinere Gruppe zu ihnen stieß.

Joseph schaute in viele Paare ehrfürchtiger Augen. Manche waren ängstlich, manche wütend und andere sogar neugierig. Der Neuling fühlte sich mehr als unwohl in seiner Haut. Sollte er etwas sagen? Oder würde er erschossen werden, wenn er den Mund aufmachte?

Hilfesuchend schaute er zu Carl, der immer noch von ihm abgewandt war. Doch Martha befreite ihn schnell aus seiner Misere.

,,Wie ihr seht ist er wach.", begann sie und deutete mit der Pistole auf ihn. ,,Wir müssen uns so schnell wie möglich klar werden was wir mit ihm machen. Wie Emily bereits prophezeit hat, scheint er sein Gedächtnis verloren zu haben." Martha nickte zu einer jungen Frau in Arztkittel. Diese nickt kurz zurück.

,,Behalten wir ihn!", rief eine weitere weibliche Person aus der Menge. Die Frau mit pinken Haaren und goldenem Kopfschmuck sprang erfreut nach vorn. Die Kapuze, die sie trug war mit gebogenen Hörnern besetzt, sodass es aussah als wären es ihre eigenen. ,,Er könnte mir beim testen meiner Portale behilflich sein!"

Joseph war überrascht wie begeistert sie schien. Ob sie das auch wäre, hätte er sein Gedächtnis nicht verloren?

Jedoch war mehr als die Hälfte nicht erfreut über diesen Vorschlag. Während sich die meisten zurück hielten, meldete sich ein Mann mit Lasso um die Hüfte lautstark aus der Menge.

,,Hast du den Verstand verloren?!", rief er in einem, Joseph unbekannten Akzent. ,,Der Kerl ist eine tickende Zeitbombe!"

War er das? Joseph fühlte sich als hätte alles um ihn herum eine tiefe Bedeutung und nur er existierte sinnlos umher.

,,Wer weiß was die mit uns machen, wenn rauskommt das wir ihn haben?", meldete sich eine dunkelhäutige Frau mit schwarzen Rasterlocken zu Wort. Es war die Frau aus Joseph's letzem Spiel. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte die Frau mit den Hörnern an. ,,Und hast du dir schon mal überlegt, was er tun wird, sobald er seine Erinnerung wieder hat?" Ihren Worten folgte eine Geste ihrer Hand, wie sie andeutete sich selbst die Kehle aufzuschlitzen.

Die Frau mit Hörnern legte nachdenklich eine Hand an die linke Wange.

,,Ich bin dafür, das wir ihn so schnell wie möglich los werden.", schloss die schwarzhaarige Frau ihre Argumentation ab. Einige am Tisch stimmten ihr nickend zu.

Joseph wurde schwindelig. Loswerden? Wie genau war das gemeint? Und warum sollte er sie umbringen? Was hatten sie ihm denn getan? Martha meldete sich erneut zu Wort.

,,Dann hast du sicher auch eine Idee wie wir ihn loswerden?", fragte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Die Frau mit den schwarzen Haaren zuckte mit den Schultern.

,,Ganz einfach.", sagte sie. ,,Wir schmeißen ihn raus, Tür zu und fertig! Irgendjemand wird ihn schon abholen sobald er vermisst wird."

Damit hatte sie Recht. Die meisten am Tisch stimmten ihr zu und Joseph wurde ganz flau im Magen. Sollten sie ihn wirklich raus werfen, wüsste er nicht wohin. Oder was er tun sollte. An wen sollte er sich wenden?

,,Wir wissen nicht was sie mit ihm machen, wenn sie feststellen das sein Gedächtnis verloren gegangen ist..."

Joseph blicke überrascht zu Carl, der zum ersten Mal die Stimme erhob. Sie kang sanft und tief. Beruhigend. Angenehm.

Alle Augen richteten sich auf den Mann in grau.

,,Das kann uns doch egal sein!", rief der Mann mit Lasso und Akzent, doch Carl lies sich nicht beirren.

,,Solange er sich nicht erinnern kann, steckt er in den selben Schuhen wie wir und so sollten wir ihn auch behandeln." Sein Blick war fest entschlossen.

Joseph wurde warm ums Herz.

,,Carl..." Martha legte mitfühlend eine Hand auf seine Schulter. ,,Trotzdem werden sie ihn zurück fordern. Spätestens dann wird er seine Erinnerungen zurück bekommen."

Sie konnte also auch anders. Joseph beobachtete die beiden missmutig. Diese Hand... Sie gefiel ihm nicht. Zumindest nicht da wo sie sich gerade befand. Doch er erlaubte es sich nicht, sie von Carl zu entfernen.

Dieser schien ein wenig geknickt.

,,Dann werde ich ihm helfen bis er sich erinnert. Dann kann er gehen. Ihr müsst euch nicht einmischen, wenn es euch lieber ist." Wollte Carl ihn nicht allzu hilflos ausliefern?

Joseph's Gemütszustand besserte sich jede Sekunde. Es würde zwar nicht reichen um die anderen auch zu überzeugen, aber Carl's Einsatz war mehr als er sich zu erhoffen wagte.

Ein Raunen ging die Tischreihen entlang.

,,Natürlich mischen wir uns da nicht ein! Du bist ja vollkommen übergeschnappt!" Die dunkelhäutige Frau schüttelte fassungslos den Kopf. ,,Warum wird überhaupt in Erwägung gezogen einen Jäger hier zu behalten? Bleibt bitte vernünftig!"

Martha seufzte. ,,Ich werde ihm helfen."

,,Was?!"

,,Carl wird ein Team aus vier Leuten brauchen um effizient an Mr. Jäger's Gedächtnis zu arbeiten. Je mehr mitmachen, desto schneller können wir das hinter uns bringen." Martha schaute zu Carl, der sie mit funkelnden Augen anstrahlte.

Die anderen schauten sie mit offenen Mündern an. Alle bis auf eine.

,,Ich helfe auch!", säuselte die Frau mit den Hörnern. Sie schien von Anfang an neugierig auf Joseph gewesen zu sein und sah glücklich aus, das sie nicht als einzige ihre Meinung vertreten musste.

,,Gut, Fiona! Einer fehlt uns noch." Martha schaute in die Runde. Fiona lächelte fröhlich und schlich sich etwas mehr in Joseph's Nähe.

Niemand meldete sich.

Schließlich trat die Frau im Arztkittel nach vorn.

,,Ich sollte euch von Nutzen sein. Für den Fall der Fälle.", sagte sie, schien sich ihrer Sache jedoch nicht so sicher.

Martha schmunzelte leicht.

,,Danke Emily. Jetzt da wir zu viert sind, müsst ihr anderen euch nicht weiter mit ihm beschäftigen."

Ein Seufzer der Erleichterung lief durch die Tischreihen. Joseph war überrascht das sich überhaupt jemand freiwillig gemeldet hatte. Nach dem beurteilend, was er bis jetzt gehört hatte, schienen sie nicht im Guten miteinander zu sein.

Carl sah ebenfalls zufrieden aus.

Die Frau mit der dunklen Haut runzelte die Stirn.

,,Ich habe ein Auge auf euch alle...", murmelte sie ungehalten, stand energisch auf und entfernte sich vom Tisch.

Martha störte das nicht. ,,Ach soll sie doch.", meckerte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. Damit drehte sie sich zu Joseph. ,,Morgen haben wir einen Plan für dich ausgearbeitet. Sei also bereit."

Joseph nickte höflich. ,,Vielen Dank.", getraute er sich zu sagen und hoffe keine Kugel verpasst zu bekommen. Die bekam er auch nicht.

,,Ist er nicht ganz reizend?", meinte Fiona und kicherte in ihre Hand. Strenge Blicke von Martha und Carl folgten, welche sie zum schweigen brachten.

,,Ich bringe ihn zurück auf sein Zimmer.", bot sich Carl an und begann den Weg zurück zu gehen, den sie gekommen waren. Er schaute nicht zurück um sicherzugehen ob Joseph ihm folgte. Dieser tat es natürlich und holte den kleineren mit wenigen Schritten ein.

Sein Körper fühlte sich jetzt besser an. Nicht mehr so benommen und taub. Vielleicht war es die Erleichterung zu wissen, das er Hilfe bekam. Noch dazu von der Person, an der er komischer Weise sehr hing.

Joseph beobachtete die glänzenden, grauen Haare vor ihm als sie durch die Gänge liefen. Er traute sich fast nicht zu fragen. Doch eine Sache brannte ihm auf der Seele. Wann sonst würde er die Gelegenheit dazu bekommen, allein mit der Person seines Vertrauens zu sprechen?

Fortsetzung folgt...

[ Oops das wäre fast ein bisschen länger geworden das Kapitel! Konnte mich gerade so bremsen. ^^ Bitte lasst einen Stern und ein Kommentar da, wenn es euch soweit gefällt um mich zu unterstützen! ♡ Wie immer, bin ich gespannt auf eure Meinungen! ]

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