11 - Stille Nacht

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Joseph schaffe es gerade noch seine Hand nach ihr aus zu strecken bis er schließlich von der selben Ohnmacht empfangen wurde, die er auch schon beim Verlassen der Villa erlebt hatte.

So schnell wie die Ohnmacht kam, verflog sie auch wieder. Joseph öffnete vorsichtig die Augen. Überraschender weise fühlte er sich besser als erwartet, als er die familiäre Eingangshalle der Villa sah. Was war passiert? Er hatte es nicht hinaus geschafft also wie konnte er hier sein?

Joseph spürte etwas warmes in seiner Hand. Als er den Kopf zur Seite drehte sah er Carl neben sich, der seine Hand fest im Griff hatte. Im Gegensatz zu Joseph schien des kleineren Atem schwer als hätte er eine gewaltige, körperlich anstrengende Tat vollbracht.

Martha kam auf sie zu gerannt. ,,Gott sei dank! Wir dachten wir hätten euch verloren!", rief sie und wedelte mit einer Hand vor Joseph's Gesicht herum, wessen Augen die ganze Zeit an Carl geheftet waren. Carl löste seine Hand von Joseph noch im selben Augenblick und brachte schnell etwas Distanz zwischen sie.

,,Ich... konnte nicht weiter gehen. Aus irgendeinem Grund...", murmelte Joseph sichtlich verwirrt.

Carl schien sich langsam zu beruhigen. ,,Der Jäger kann unseren Ausgang nicht benutzen.", sagte er und rieb die Hand, mit der er Joseph berührt hatte an seinem eigenen Ärmel. Martha schien ein Licht aufzugehen.

,,Ohhh...", sagte sie langgezogen. ,,Das habe ich ja total vergessen..." Sie schien nachzudenken. ,,Wie ist er...", sie schaute von Joseph zu Carl. ,,Wie hast du..."

,,Ich habe... ihn gezogen." Carl wich ihren Blicken aus als würde er sich unwohl fühlen. Das erklärte warum er so außer Atem war. Es musste schwer gewesen sein, für jemanden von so kleiner Statur, jemanden wie Joseph zu ziehen, der auch noch, wie ein nasser Sack in sich zusammen geklappt war.

Joseph wollte ihm danken doch Martha kam ihm zuvor. Sie stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus. ,,Zum Glück hast du dich umgedreht. Wir alle waren nur auf den Ausgang fixiert."

Carl nickte nur. Was wäre passiert, hätte Joseph bleiben müssen? Hätte er dort übernachten müssen bis ihn jemand abholen würde?

Er wollte erneut zum Sprechen ansetzen, als er von einem hellen Quietschen unterbrochen wurde.

Fiona hatte einen Freudenschrei ausgestoßen, sobald sie ihn sah. Sie lief auf Joseph zu und schmiss sich fröhlich gegen ihn. ,,Ihr seid hier! Geht es euch gut?", fragte sie und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß bevor sie das selbe mit Carl tat.

,,Alles gut.", erwiderte Joseph kurz angebunden und zählte förmlich die Millimeter zwischen Carl und ihr.

Emily unterbrach die Begrüßungszeremonie. ,,Wir müssen den anderen berichten.", sagte sie ruhig.

Joseph war nicht begeistert. Er war müde und hatte keine Lust sich mit diesem Haufen aufgeregter Hühner abzugeben, die ihm sowieso nur wieder Vorwürfe machen würden. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, tippte Fiona ihm auf die Schulter.

,,Das machen wir schon. Du solltest dich ausruhen. Heute hast du sicher viel zu verarbeiten.", sagte sie mitfühlend. Emily und Martha nickten zustimmend.

,,Carl, würdest du ihn zu seinem Zimmer bringen?", fragte Martha und die kleine, graue Figur nickte abermals. Sie schien zu spüren das Carl, genau wie Joseph, sein Pensum an sozialen Kontakten für heute erreicht hatte.

Martha wandte sich erneut an den Fotograf. ,,Danke für deine Kooperation heute. Ich finde wir haben einen großen Fortschritt gemacht." Sie lächelte und ging mit Fiona und Emily in Richtung der großen Halle. Fiona winkte und rief ein letztes ,,Gute Nacht!" zum Abschied.

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