6 - Faith in you

187 14 8
                                    

Er traute sich fast nicht zu fragen. Doch es brannte ihm auf der Seele. Wann sonst würde er die Gelegenheit dazu bekommen, allein mit der Person seines Vertrauens zu sprechen?

,,Kann ich nicht hier bleiben?", fragte er und konnte förmlich den Schauer sehen, der dem anderen über den Rücken lief. Es war ein Versuch wert. Immerhin hatte Carl vorhin noch gesagt, das sie in der selben Situation wären. Er hatte etwas von Gleichberechtigung gesagt.

Carl blieb stehen und drehte den Kopf ein wenig. Die Ruhe, die er vorher ausgestrahlt hatte, war verschwunden. Er wirkte hibbelig. Nervös. Befürchtete er doch das Joseph ihm etwas tun würde? Natürlich konnte er das nicht allein entscheiden... falls es überhaupt eine Option war.

Trotzdem schien er nachzudenken, oder sich zumindest auszumalen wie es wäre, würde Joseph bleiben. Doch dann zuckte sein Kopf wieder nach vorn.

,,Das geht nicht.", antwortete er knapp. Sie setzten ihren Weg fort.

Joseph war sich nicht sicher was er erwartet hatte. Vielleicht war es auch nur eine belanglose Frage gewesen um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Der Weg zu dem bekannten Zimmer wurde kürzer und kürzer. Am liebsten würde Joseph den kleinen mit Fragen löchern. Doch es erschien ihm unhöflich. Immerhin hatten sie sich gerade erst getroffen... in Joseph's Gegenwart zumindest.

Carl öffnete die Tür zu dem kargen Raum. Die Magnete lagen noch auf dem Boden. Nur der kleine Pfad war bis jetzt entschärft.

Joseph deutete darauf. ,,Wollt ihr die nicht wieder einsetzten?", fragte er und blickte zu Carl. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Die Reaktion wiederum brachte neue Fragen auf.

,,Warum haben alle Angst vor mir, nur du nicht?", stocherte Joseph weiter und schien den kleineren in die Enge zu treiben. Denn es sah aus, als wollte er sich so schnell wie möglich aus dem Gespräch befreien.

Carl hingegen hatte auf alles eine Antwort.

,,Ich nutze nur deine Situation nicht aus. Es gehört sich nicht jemandem ohne Gedächtnis mit Vorurteilen gegenüber zu treten."

Das sagte er zwar so einfach, aber war es wirklich so leicht? Joseph war froh das er so dachte. Trotzdem fiel es ihm schwer zu glauben, dass Carl so einfach gestrickt war. Die anderen hatten sicherlich ihre Gründe warum sie ihm nicht vertrauten und vielleicht sollte Carl die auch haben.

,,Ich muss dich dennoch bitten den Raum bei Nacht nicht zu verlassen. Sonst könntest du wieder verletzt werden." Mit diesen Worten drehte Carl sich um und verließ das Zimmer. Joseph nickte der Tür zu obwohl der andere ihn nicht mehr sehen konnte. Carl schien sehr um Joseph's Schutz bemüht zu sein.

Der Fotograf setzte sich auf das Bett und wollte gerade die Füße hoch legen als sein Körper wie von allein inne hielt. Ein Gefühl kam in ihm auf. Es war unbeschreiblich. Er fühlte sich als würde etwas fehlen. Als sollte er etwas tun, wusste aber nicht was. Als fehlte ein Ritual vor dem Zubettgehen.

Also stand er wieder auf und begann den schmalen Weg hin und her zu laufen, in der Hoffnung auf ein Dejavu, das seine Fragen beantworten würde. Aber es kam nicht.

Niedergeschlagen fiel Joseph abermals auf das Bett, was wegen seines Alters unter seinem Gewicht leise knarzte.

So gut er sich vorher auch gefühlt hatte, er hatte sich definitiv überschätzt. Denn jetzt brummte sein Kopf und jede zusätzliche Bewegung schien zu viel zu sein. Es lag sicherlich daran, das er sich doch noch etwas erholen musste. Hoffentlich würde Martha's Trainingsplan nicht zu hard ausfallen.

Joseph konnte sich absolut nicht vorstellen was sie mit ihm trainieren wollten. Sport? Er war kein großer Fan davon, mit Fremden über eine Wiese zu hopsen und dabei wie wild die Arme zu schwingen.

Generell schwebten viele Fragen in seinem Kopf umher. Was war das für ein Haus? Wer waren diese Leute? Warum verhielten sie sich so feindselig ihm gegenüber? Woher kannten sie ihn? Warum hatte er sein Gedächtnis verloren? Was war davor passiert?

Noch während er darüber nachdachte, wurden seine Augen schwer und Schlaf übermannte ihn.

Bilder füllten seine Träume. Bekannte und unbekannte.

Ein Mann mit weißen Haaren der vor einer zertrümmerten Kamera stand. Deren Auslöser erzeugte einen gleißenden Blitz und verschluckte die familiäre Gestalt in seinem Licht.

Fortsetzung folgt...

[ Diesmal etwas kürzer weil es mit der Aufteilung sonst nicht passt! Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit. Ich stecke gerade mitten in den Prüfungen und habe sehr wenig Zeit. Danke für eure Gedult!
Bitte lasst einen Stern und ein Kommentar da, wenn es euch gefallen hat um mich zu unterstützen! ♡ Wie immer, bin ich gespannt auf eure Meinungen! ]

SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt