3 - Konfrontation

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Die Zeit schien still zu stehen.

Joseph war auf eine unsichtbare Blockade gestoßen, die sein Schwert nur Millimeter von dem Gesicht des Überlebenden fern hielt. Dieser schaute an der Klinge vorbei und direkt in des Jägers Augen.

"Dachte ich mir...", murmelte der kleinere mehr zu sich selbst als zu Joseph, was den anderen noch mehr in Rage versetzte. Joseph's Kopf fühlte sich an als würde er glühen und man konnte buchstäblich die Dampfschwaden erkennen, die aus ihm empor stiegen.

Er packte den Griff des Schwertes fester bis seine Hand zitterte. Sein Kopf pochte erneut und ließ ihn Sterne sehen.

Endlich stieß die Waffe nach unten und bohrte sich tief in das Holz unter ihnen. Trotz allem war es ein präziser Stich, der den Ärmel des kleineren am Boden fest nagelte. Dieser zuckte kurz zusammen.

Joseph grinste. Ganz so sicher war er sich scheinbar doch nicht.

Das wiederum beruhigte den Fotograf ein wenig. Er stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als der Schmerz in seinem Kopf ein auszuhaltendes Ausmaß annahm. Noch während sich seine Gedanken etwas klärten, richtete sich sein Blick direkt auf das Paar graue Augen unter ihm.

"Wie ist dein Name?", knurrte er mit tiefer, bedrohlicher Stimme und stützte sich auf sein Schwert, als er sich weiter nach unten lehnte. Endlich hatte er ihn wo er ihn haben wollte. So viel Geduld hatte er aufgebracht, nur für diesen einen Moment. Er musste die Kontrolle, die er derzeit über seinen Körper hatte, ausnutzen.

Doch der Überlebende spielte nicht mit. Stattdessen runzelte er die Stirn und betrachtete Joseph eindringlich.

"Meine Frage zuerst."

Joseph verzog die Mundwinkel. Natürlich, es musste komisch für ihn sein, das der Jäger aus heiterem Himmel nach seinem Namen fragte. Trotzdem hatte der Kleine ein ziemlich großes Maß an Kourage, ihm so zu antworten.

Der Fotograf verharrte in seiner Position. "Wer sagt ich ließe dich gehen?", konterte er, ohne seine Augen von ihm abzuwenden.

In der Ferne war ein dumpfer Knall zu hören und beide drehten ihre Köpfe in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Sie konnten es beide sehen. Eine schwache, pulsierende Aura in der Ferne. Ein weiterer Überlebender hatte eine Chiffriermaschine entschlüsselt. Es blieben also vier übrig, bis die restlichen Spieler flohen. Joseph hatte nur begrenzt Zeit.

Um seinem Auserwählten einen Schritt entgegen zu kommen, entschied er sich schließlich für ein Gegenangebot.

Noch ein dumpfer Knall, diesmal etwas näher.

"Mein Name ist Joseph Desaulnier.", sagte er und schaute erwartungsvoll auf ihn herab. Des anderen Gesichtsausdruck schlief noch mehr ein. Wollte er immernoch nichts sagen? Joseph tippte ungeduldig auf dem Griff seines Schwertes herum.

Da hörte er hinter sich ein schleifendes Geräusch und nahm eine plötzliche Bewegung aus dem Augenwinkel wahr.

Ein weiterer Überlebender hatte sich geschickt über die umgestürzte Palette geschwungen und zielte mit einer großen Taschenlampe genau auf sein Gesicht.

"Aesop! Mach dich bereit!", reif der Fremde und noch bevor Joseph agieren konnte, erfüllte ein gleißendes Licht seine Augen. Für drei gute Sekunden war er geblendet. Als das Licht nachließ, hatte seine Netzhaut noch eine ganze Weile mit den dunklen, eingebrannten Flecken zu tun.

Die Zeit, die ihm verschafft wurde, reichte dem Mann unter ihm, um wieder auf die Beine zu kommen. Eine Frau mit langen, dunklen Rasterlocken hatte ihn während des Angriff's ihres Kollegen befreit. Als sie merkte, das Joseph schneller als gedacht wieder zurechnungsfähig war, schnellte ihre Hand nach oben und richtete sie auf seine Brust.

Joseph, der sich kaum aufgerappelt und zum Schlag ausgeholt hatte, wurde noch in der Bewegung eingefroren. Ein schmerzhafter Schock zuckte durch seine Glieder. Genau dort, wo die Frau auf ihn gezeigt hatte, tanzten lila-farbene Blitze umher.

Wut stieg in ihm auf als er hilflos zuckte. Diese wertlosen Insekten ruinierten seinen ganzen Plan. Nochmal würde er nicht warten. Nicht noch einmal!

Die Überlebenden waren schon fast aus dem Gebäude geflohen als er sich wieder bewegen konnte. Seine verschwommene Sicht fixierte sich auf den rennenden, grauen Punk vor ihm.

Joseph rappelte sich auf und stürzte blindlings hinter der Frau und seinem Auserwählten her. Noch leicht benommen und voller Wut, blendete er den Rest der Umgebung aus.

Die beiden Silhouetten eilten durch eine enge Passage zwischen einem Container und drei Fässern. Joseph folgte ihnen. Doch noch bevor er das Ende des Durchgangs erreichte, sprang eine weitere, kleine Gestalt hinter dem Container hervor und versperrte ihm den Weg.

Kurz darauf war der Lauf einer Pistole auf ihn gerichtet, welche ohne zu zögern gezündet wurde. Eine Kugel mit rotem, brennendem Pulver explodierte genau in seinem Gesicht. Der dichte Rauch breitete sich rasend schnell über seinen ganzen Körper aus. Es brannte höllisch und Joseph krümmte sich. Dabei fiel ihm sein Schwert aus der Hand.

Im selben Moment knallte etwas schweres von oben auf ihn herab. Er wurde von dem Gewicht nach unten gedrückt. Normalerweise lähmte der Schlag einer Palette ihn nur kurz. Doch diesmal war etwas anders. Diesmal raubte es ihm buchstäblich den Atem.

Eine ungewohnte Wärme breitete sich in ihm aus. Sie wanderte von seiner Brust bis in seine Glieder.

Sein Kopf brummte als er sich unter der Palette hervor kämpfte. Als er mit den Händen nach seinem Schwert suchte, konnte er es jedoch nicht finden.

Die Stirn runzelnd, nahm er die vier verschwommenen Gestalten in der Ferne wahr. Sie waren ihm zugewandt, anstatt weg zu laufen. Im Gegenteil. Sie starrten ihn an. Doch nicht direkt in sein Gesicht. Sondern knapp daran vorbei. Als Joseph ihren Blicken folgte, wurde ihm klar was sie so gebannt beobachteten.

Sein eigenes Schwert steckte tief in seinem Brustkorb. So tief, das es auf der anderen Seite wahrscheinlich wieder herausragte. Es musste während dem Fall der Palette passiert sein, kurz nachdem er es verloren hatte.

Die Waffen der Überlebenden waren nicht stark genug um ihn zu töten. Sie lähmten oder verletzten ihn höchstens. Immerhin war er schon tot. Aber noch nie wurde eines Jägers Waffe auf ihren Besitzer angewandt.

Endlich verstand Joseph, das die Wärme, die er spürte, von seinem eigenen Blut herrührte. Es tränkte seine Kleidung und floss an der Klinge entlang. Dieses Gefühl hatte er längst vergessen. Wärme und Schmerz.

Der Fotograf schloss eine zittrige Hand um den Griff der Waffe. Das sollte nicht passieren. Jäger sollten nicht in dieser Situation sein. Er war eine Schande.

Das Atmen fiel ihm schwerer.

Jäger waren dazu bestimmt, die Überlebenden gefangen zu nehmen bevor diese alle fünf Chiffriermaschinen entschlüsselt hatten.

Ihm wurde schwarz vor Augen.

Die Wärme schlich sich weiter nach außen. Je mehr davon entwich, desto kälter wurde ihm.

Er fiel nach hinten.

Den Aufprall spürte er nicht mehr.

Fortsetzung folgt...

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