9 - Licht im Dunkeln

66 9 1
                                    

,,Es ist so das nur vier von uns die Maschinen reparieren..."

Joseph entschlich ein Seufzer. Würde er jemals etwas erklärt bekommen ohne nachfragen zu müssen?

„Hier kommst du ins Spiel.", ergänzte Fiona als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Du bist dazu da, uns davon abzuhalten zu entkommen."

Joseph runzelte die Stirn. „Warum? Was habe ich davon?"

Fiona sah verunsichert aus. „Das wissen wir auch nicht so recht... Wir wissen nur das es so ist."

Er war also ihr Gegenspieler? Das würde die anfängliche Angst erklären. Und warum sie sein Zimmer mit Sicherheitsmaßnahmen bestückt hatten.

Doch wie hielt er sie davon ab? Martha sagte zwar es handelte sich um ein Spiel, jedoch schien die Vorsicht, die sie ihm entgegen brachten, zu überzogen. Dafür das es nur ein Spiel sein sollte. Vielleicht gingen ihre Definitionen von „spielen" einfach weit auseinander.

Wenn jedoch weder sie noch Joseph wussten warum er das tat, wer sollte es ihm dann erklären?

„Wie wäre es wenn wir ihm erstmal zeigen was er tun muss?" Schlug Emily vor. „Vielleicht kommt ihm etwas bekannt vor."

Alle nicken, selbst Carl, der die ganze Zeit ruhig gewesen war. Joseph fragte sich so langsam warum er überhaupt mitgekommen war.

Endlich stellte Emily den Koffer, den sie mit sich herum getragen hatte auf eine der kaputten Steinmauern. Der Verschluss schnappte auf und der Deckel gab den Blick frei auf eine zusammengefaltete Kamera.

„Die gehört dir!" Stolz präsentierte Martha die Kamera. Zusammen mit Emily versuchte sie, sie aufzustellen, wobei sie sich ziemlich tollpatschig anstellten.

Fiona schaute ihnen zweifelnd über die Schulter. „Habt ihr überhaupt eine Ahnung davon?", fragte sie und erntete schmollende Gesichter als Antwort.

„Du weißt es doch selber nicht.", neckte Martha sie.

Während sich die drei um den Aufbau der Kamera stritten, schaute Joseph auf den kläglichen Aufbau. Die Silhouette kam ihm seltsam vertraut vor. Aber er konnte sie nicht als die seine identifizieren. Er konnte sich nicht erinnern je so etwas besessen zu haben. Doch beim Anblick der unwissenden und groben Hände an den sensiblen Hebeln, zog sich etwas in seiner Brust zusammen. Joseph's Finger zuckten nervös. Am liebsten würde er ihnen die Kamera aus den Händen reißen.

Doch Carl kam ihm zuvor.

„Ich mach das.", murmelte er und drückte sich an den drei Frauen vorbei. Joseph war erstaunt. Das war das erste Mal das Carl sich bemerkbar gemacht hatte, seitdem sie hier ankamen.

Mit überraschend gekonnten Bewegungen brachte er die Füße des Stativ in eine ausgeglichene Position und richtete den Kopf der Kamera aus.

Joseph beobachtete jede von Carl's Bewegungen. Wie selbstbewusst er die Hebel betätigte. Die flüssige Reihenfolge seiner Handgriffe. Die gezielte Dosierung der Kraft, die er aufbringen musste um das Gewinde zu bewegen. Es war als ob er selbst Erfahrung mit Kameras hatte.

Carl war völlig auf seine Arbeit fixiert. Obwohl ihn alle anstarrten, ließ er sich nicht beirren. Die anderen schienen ebenfalls erstaunt.

Dann legte er den Film ein und verschwand hinter dem Apparat.

Er schaute durch die Linse. „Fertig.", sagte er schließlich und trat einen Schritt zurück.

Alle Augen wanderten erwartungsvoll zu Joseph. Dieser erfasste, das sein Moment gekommen war.

Zögerlich trat her hinter den Apparat und berührte den schweren Stoff, der den Sensor hinter sich verbarg. Er fühlte sich rau an, alt und abgenutzt, als hätte er längst ausgetauscht werden müssen.

„Los, los, los! Kommt her!", Fiona zog die anderen drei mit sich vor die Linse.

Martha schwang jeweils einen Arm um Emily und Fiona, während die Priesterin Carl vom weglaufen hinderte. „Sag Keeekse!"

Drei von vier zogen die selbe Fratze.

Stille umgab die kleine Truppe.

Joseph schaute ungläubig in die dummen, grinsenden Gesichter.

Nur Carl schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.

„Was soll das werden?", Joseph starrte auf Fiona's Arm um Carl's Schulter.

Martha stieß einen langen Seufzer aus. „Ach komm, kannst du nicht einmal mitspielen?"

Fiona spitze ebenfalls enttäuscht die Lippen. „Du bist privat kein lustiger Zeitgenosse..."

Joseph's Geduldsschnurr riss. Was glaubten sie, taten sie hier? Sie waren nicht auf irgendeinem, lustigen Familienausflug. Der Seidenvorhang gleitete ihm aus der Hand.

„Du hörst mir jetzt mal zu." Unbeirrt ging er auf Martha zu.
„Ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, mich von irgendwelchen Zwergen, über mein Leben aufklären zu lassen." Direkt vor ihr blieb er stehen, bis sich ihre Schuhspitzen fast berührten. Sein großer Schatten fiel über ihr Gesicht.
„Genau so wenig bin ich froh darüber mit euch hier zu sein und euch dabei zu beobachten, wie ihr euch auf Kosten meiner Amnesie amüsiert." Joseph beuge sich über sie bis Martha einen kleinen Schritt nach hinten trat. Fiona und Emily hatten sich zaghaft von ihr entfernt.

„Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann verhaltet euch angemessen. Ich bin derjenige, der sein Gedächtnis verloren hat, nicht ihr." Seine Stimme war um ein paar Oktaven tiefer geworden. Für einen Moment schien Martha schwer zu schlucken.

Sie starrten sich gegenseitig in die Augen und Joseph verspürte Genugtuung als er einen Hauch von Furcht in ihren sah.

Die Stimmung war gekippt. Stille folgte seinen deutlichen Worten bis sich Fiona schließlich ein Herz fasste. Behutsam nahm sie Joseph's Hand.

„Tut uns leid... Wir waren wohl zu übereifrig.", sie schaute den Fotograf entschuldigend an. „Es ist nur noch nie vorgekommen das wir einem Jäger so nah waren und naja... Für uns ist das alles auch aufregend."

Endlich schaltete sich auch Martha ein. „Sie hat recht. Wir haben es übertrieben." Sie richtete den Blick auf die anderen. „Von jetzt an ziehen wir das hier ernst durch! Also dann... mach ein Foto!", sagte sie energisch an Joseph gerichtet.

Dieser konnte seinen Ohren nicht trauen. „Hast du mir überhaupt zugehört-"

„Sie meint es ernst.", schaltete sich Carl von der Seite ein. Seine Stimme brachte Joseph's kochendes Blut zum abkühlen. „Du wirst schon sehen..."

Von dem ganzen Haufen, war Carl die Stimme, der er am meisten Glauben schenkte. Er schien immun gegen die Aufregung seiner Mitspieler zu sein und hatte ihn von Anfang an ernst genommen. Joseph's Worte von eben waren keines Falls an ihn gerichtet.

Der Fotograf gehorchte, wenn auch zögerlich, und stellte sich erneut hinter die Kamera. Dieses Mal betätigte er den Auslöser.

Daraufhin blendete ein gleißend heller Blitz die ganze Umgebung und verschluckte jegliche Konturen.

Fortsetzung folgt...

(( Puh lang ist's her. Ich entschuldige mich nochmal für das späte Update! Ich hatte einem lieben Leser/Leserin zwar versprochen, eine Deadline einzuhalten, aber unerwartete Dinge passieren immer dann wenn sie niemand braucht. Deswegen sind sie ja so... unerwartet. Trotzdem bin ich umso mehr happy über jeden, der noch da ist, selbst wenn es lange dauert :,) VIELEN DANK!!! <3

Es geht auf jeden Fall noch weiter! Was sind eure Prognosen für kommende Kapitel? Noch hat Joseph viele Fragezeichen über dem Kopf. Wann und wie sich seine Erinnerung wohl wieder zusammen setzt? :>

Bitte lasst einen Stern und ein Kommentar da! Ich freue mich immer über verrückte Gedankengänge!
Bleibt gesund und bis bald! ))

SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt