Kapitel 3 - Nummer 29

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Luise

Pünktlich um fünf vor sieben war ich im Signal Iduna Park und traf Hary vor unserem Büro. Er hatte wieder seine Trainingsklamotten mit BVB Logo an, und auch ich trug abermals meine schwarze BVB Clubjacke. Schnell schnappte ich mir die Kamera von meinem Schreibtisch und zusammen gingen wir in Richtung Spielfeld. Nach wenigen Minuten kamen wir in einem großen Raum an, der mir am Nachmittag noch nicht aufgefallen war. Hier standen eine Menge Kameras und Leute mit Mikrofonen herum. Hary meinte schnell, dass hier wäre die Mixed-Zone wo die Spieler beider Mannschaften aufeinander treffen und nach dem Spiel auch ihre Interviews abgeben.

Einige Spieler des BVB standen hier schon herum und warteten darauf, auf den Platz gehen zu dürfen, um sich aufzuwärmen. Auch Spieler der generischen Mannschaft konnte ich erkennen, ihre Namen kannte ich jedoch nicht. Bestimmt hatte ich sie schon einmal gehört, jedoch erinnerte ich mich nicht daran.

Hary riss mich aus den Gedanken in dem er etwas zu mir sagte.

>> Du machst einfach Fotos von den Spielern hier und beim Aufwärmen und dann , ach warte. <<

Er hielt einen anderen Mann am Arm zurück und zog ihn zu uns her.

>> Also das hier ist Sebastian Weber, der dich bei deinen Aufgabe hier unterstützen wird. An Spieltagen ist er für Interview und sonstiges zuständig. Bei Fragen wende dich einfach an ihn, ich werde den ganzen Abend nicht erreichbar sein, da ich genug zu tun habe. Und Sebastian das hier ist Luise, ich habe dir eh schon von ihr erzählt. Na dann viel Spaß und das unser BVB gewinnen möge.<<

Mit diesen Worten war er auch schon durch die nächste Tür verschwunden. Nun sah ich den Mann mir gegenüber genauer an. Er war groß, hatte dunkelblonde Haare, welche ihm leicht ins Gesicht hingen. Ich schätzte ihn Mitte zwanzig, da er deutlich jünger war als Hary. Er hatte eine dunkle Jeans an und dazu ein graues Hemd, welches er locker in den Hosenbund gesteckt hatte. Er räusperte sich und ich schrak auf, wie lange hatte ich ihn bitte angestarrt?

>> Äh also ja, du kannst mich gerne Sebi nennen und wie gesagt, bei Fragen einfach an mich wenden. Ich bin dann mal bei den Interviewvorbereitungen <<

Verlegen biss ich mir auf die Lippe und nickte nur. Man hier waren so viele Leute, dass ich gar nicht sah, wohin Sebi verschwunden war. Naja, ich hatte ja meine Kamera und wusste, was zu tun war. Da kamen auch schon Julian Brandt und Marco Reus auf mich zu und begrüßten mich. Ich schoss schnell ein Foto der beiden, bevor sie den anderen aufs Feld folgten. Marco zumindest, denn Julian schien noch auf jemanden zu warten.

Nun kamen auch die Spieler von Leverkusen und machten sich auch auf dem Weg zum Spielfeld, fürs Aufwärmen. Als einer der letzten kam ein relativ junger Spieler im Vergleich zu den anderen. Auf seiner Hose erkannte ich die Nummer 29, doch der Name fiel mir nicht ein. Hatte ich ihn überhaupt schon einmal im Fernsehen gesehen, ich wusste es nicht mehr so genau. Seine leichten Locken, die ihm ein wenig ins Gesicht fielen, wippten bei jedem Schritt den er machte mit.

Als er zu Julian kam, klatschte er ihn ab und es sah so aus, als würden sich die beiden gut kennen. Schnell machte ich ein Foto und sah dann zu, wie die beiden sich lachend unterhielten und dann den restlichen Spielern folgte.

Da sonst niemand mehr kam, ging auch ich die wenigen Stufen hinunter und kam in einen gelben breiten Gang, der direkt aufs Feld führte. Ich blieb fasziniert stehen und hob gerade die Kamera hoch, als Marco vom Feld in den Tunnel lief. Als er mich sah, blieb er stehen und posierte für ein Foto, welches ich auch lachend schoss.

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich auf dem Spielfeld, wo ich Fotos von den Spielern machte und sie beim Aufwärmen beobachtete. Das Stadion füllte sich immer mehr und ich war jetzt schon von der gelben Wand beeindruckt. Es war einfach eine Mega Stimmung, und das schon lange vor dem Anpfiff.

Nun war es jedoch an der Zeit, zurück in die Kabinen zu gehen und die letzten Einzelheiten zu besprechen, also machte auch mich auf den Weg zurück zum Tunnel. Die ersten waren schon drinnen und ich unterhielt mich gerade mit Roman Bürki, als plötzlich Julians Stimme zu hören war. Da aber gerade die Fans ihre Fangesänge starteten, bekam ich nicht mit, worum es ging. Doch kaum eine Sekunde später wusste ich, was er meinte, denn ich bekam mit voller Wucht einen Ball auf den Rücken und vor Schreck fiel ich gegen die Wand des Tunnels. Roman war ebenso erschrocken wie ich, kniete sich jedoch sofort zu mir und fragte, ob alles okay wäre. Ich nickte nur und stand leicht stöhnend auf, da mein Rücken schon ziemlich weh tat.

>> Sorry, war er hier. <<

Julian zeigte auf den Spieler im roten Trikot neben ihm und ich sah ihn an. Julians vermutlicher Freund also dachte ich mir, als ich die 29 auf der Hose sah. Doch der Leverkusen Spieler zuckte nur unschuldig mit den Schultern und ging dann weiter in Richtung Kabine. Julian fragte noch nach, ob es mir gut ging und verschwand dann auch in der Kabine, dicht gefolgt von Roman.

Ich ging jedoch hinauf und holte mir eine neuen Akku für die Kamera, danach war ich auch schon wieder am Spielfeldrand. Wenig später ging es dann auch schon los und die 22 Spieler kamen aufs Feld, auch Nummer 29. Warum achtete ich überhaupt darauf, konnte mir doch egal sein, wer für Leverkusen spielt.

Ich machte weiter meine Fotos, auch wenn das ein oder andere "zufällig" von Nummer 29 war. Er spielte echt gut, das musste ich echt sagen, aber zum Glück war Dortmund auch nicht schlecht. Die erste Hälfte war noch recht entspannt und zur Pause stand es 1:1.

Doch in der zweiten Halbzeit ging es erst richtig los. Der Trainer wechselte Haaland ein und der schoss direkt zwei Tore, doch die Nummer 29 legte nach und schoss das 3:2. Warum reduzierte ich Leverkusen eigentlich nur auf Nummer 29?! Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, da es plötzlich 3:3 stand. Die letzte viertel Stunde wurde noch mal richtig heiß. Haaland traf und die Fans rasteten aus. Die gelbe Wand war noch lauter und wundervoller als jedes Mal im Fernsehen und ich schoss Unmengen an Fotos.

Wenig später ertönte auch schon der Pfiff und es war aus.

Schnell wollte ich mich ins Büro verdrücken, als ich von Julian aufgehalten wurde.

>> Hättest du Lust noch mit uns was Essen zu gehen. Ich dachte weil du ja hier noch niemanden kennst und so. Also in 20 Minuten vor dem Hinterausgang. <<

Ohne auf eine Antwort zu warten, war er auch schon weg.

Wer war wir?

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Uh, erstes Aufeinandertreffen mit Kai, haha.
Na wen meint Julian wohl mit wir?

Hoffe es hat euch gefallen und ihr bleibt dran.
Danke!

Schuss mitten ins Herz | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt