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Cleveland, Stadt in Ohio.

Dies sollte die neue Stadt sein in der ich leben werde. Weg von all meinen Freunden, meiner Schule und meiner vertrauten Umgebung.

Niemand kann mir sagen, wie ich mit dieser Umstellung umgehen soll. Außerdem wenn man zu dem ganzen, noch zu seiner Person ziehen muss, die man gar nicht kennt.

Nachdem plötzlichen Tod meiner Grandma, musste ich vorübergehend zu meiner Tante ziehen. Doch diese sei zu oft Unterwegs, um sich um eine Heranwachsende zu kümmern.

Nun das behauptet zumindest das Jugendamt, wenn es nach mir gehen würde, hätte ich kein Problem damit, unter der Woche, sowie am Wochenende manchmal allein zu sein.

Dabei kenne ich meine Tante noch nicht mal richtig.

Aber die Entscheidung liegt leider nicht bei mir. Deswegen muss ich zu meinem Dad  ziehen, eher gesagt meinem Erzeuger, den ich ebenso wenig kenne wie meine Tante.

Ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen. Er sei noch vor meiner Geburt abgehauen, ist in einen anderen Staat gezogen und hat eine andere Familie gegründet.

Meine Mum hat er allein gelassen, mit einem kleinen und unschuldigen Baby. Sie konnte den Verlust nicht überwinden, mein Dad war ihre große Liebe und als er weg war brach ihre ganze Welt zusammen.

So erzählte es mir meine Grandma zumindest immer. Meine Mum habe ich ebenfalls nie zu Gesicht bekommen, zumindest erinnere ich mich nicht mehr daran. Sie starb, als ich noch ziemlich jung war, so ungefähr 3 Jahre. Die Erinnerungen sind verblasst und wurden nur durch meine Grandma aufrechterhalten.

Nun ist all dies vorbei und ich muss einen neuen Lebensabschnitt antreten. Dies wird der Schwierigste den ich je in meinem Leben hatte.

Ich meine, ich bin 17 Jahre, in der Blüte meiner Teenage Jahre. Nach meiner Definition würde das bedeuten, mit Freunden feiern zu gehen, sowie lange Sommerabende in der vertrauten Umgebung zu genießen. Außerdem die Zeit mit meinem Freund Ian auszunutzen, bevor wir beide auf ein College gehen und unsere Wege sich trennen.

Doch nun ist dies alles nur noch wenige Stunden entfernt, indem ich von allem vertrautem getrennt werde. Dies bedeutet ich komme in eine Fremde Stadt, bin von meinen Freunden mehr als 1000 Kilometer entfernt und komme zu meinem Dad den ich nicht kenne.

»Summer!« schreit eine vertraute Stimme, als ich gerade dabei bin meinen letzten Koffer aus der Tür zu zerren.

Ich drehe mich schlagartig um und sehe wie, meine beste Freundin Megan, mit Tränen in den Augen auf mich zu gerannt kommt.

Schnaufend kommt sie bei mir an und schlingt ihre Arme um meinen zierlichen Körper. »Bitte geh nicht. Ich brauche dich doch.« schnieft sie in die Umarmung hinein.

»Ich weiß.« flüstere ich und streiche ihre hellblonden Haare aus meinem Gesicht. »Ich will doch auch nicht gehen.«

»Du kannst auch gerne bei mir wohnen. Meine Eltern würden dir sicherlich das Gästezimmer überlassen.« versucht sie eine Lösung zu finden, mich doch noch hier zu behalten.

»Das würde ich gern. Aber es geht nicht.« schluchze ich leise. Eigentlich wollte ich so einen Abschied vermeiden und einfach verschwinden, denn der Abschied fällt mir zu schwer.

»Na gut, ich habe alles versucht. Wir müssen jeden Tag FaceTime machen, versprochen?« fragt sie verzweifelt und klammert sich an meine Arme.

Ich nicke nur, denn ich bekomme kein Wort mehr raus. Die Tränen strömen über meine Wange und mir bleibt die Stimme weg. Ich kralle mich in die Umarmung und möchte Megan eigentlich nie wieder los lassen.

Die Hoffnung, dass sich dadurch alles in Luft auflöst, erwacht, sowie das ich den Abschied in die Länge ziehen kann.

Doch natürlich kann dieser Moment nicht ewig halten und somit muss ich mich schließlich von Megan lösen und ins Auto steigen.

Ich blicke durch die Heckscheibe und sehe Megan schluchzend winken. Meine Tränen laufen weiter über die Wangen, es scheint so als würde es nie wieder aufhören weh zu tun. Die Angst und das Wissen darüber, dass Freundschaften eine so weite Distanz nicht überleben, macht das ganze nicht besser.

Als Megan aus meinem Blickfeld verschwindet, richte ich mich an die Person neben mir, Ian.

Der Schmerz in seinen Augen ist deutlich zu erkennen, immerhin sind wir seid gut 1 1/2 Jahren zusammen. Ich nehme seine Hand und drücke diese fest.
Meine Hoffnung, die darin steckt, ist das der Schmerz nachlässt, doch das tut er nicht.

Als wir den Flughafen erreicht haben, folgt der nächste Abschiedsschmerzen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es nicht schlimmer geht, doch die Erkenntnis, dass ich Ian und Megan eine lange Zeit nicht mehr sehen würde, löst weiteren Schmerz aus. Schlimmeren Schmerz.

Ich halte Ian in meinen Armen und drücke ihn so fest an mich wie es geht. Als wir uns aus der Umarmung lösen, drücke ich meine Lippen sehnsüchtig auf seine. Er erwidert mit der selben Sehnsucht.

Als wir uns wieder lösen, blicke ich ihm lange in die Augen.

»Du weißt es ist besser, wenn wir uns trennen, oder?« sage ich mit einer leisen Stimme. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es das Richtige ist. So richtig einig darüber bin ich mir nicht geworden. Doch es wäre besser so.

»Ja.« haucht er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

»Warte nicht auf mich. Leb dein Leben und lerne eine andere kennen. Ich weiß nicht wie bald ich wieder zurückgekommen kann.« sage ich leise. Ich hätte nie gedacht, dass es jemals zu diesem Punkt kommen wird.

»Ich werde immer auf dich warten. Ich liebe dich.« haucht er.

»Ich liebe dich.« grinse ich und küsse ihn ein letztes Mal, bevor ich den Flughafen betrete und mein Neues, mein anders Leben starte.

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Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel.

Ich würde mich natürliche sehr über ein paar Bewertungen oder eure Meinungen/Verbesserungsvorschläge freuen ^-^

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