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Hellbraunes Haar. Dunkelbraune Augen, in denen die Sterne wortwörtlich um die Wette tanzten. Ein warmes Lächeln. Er war groß, größer als ich, und sehr gut gebaut. Im Vergleich zu ihm war ich ein Stock.
Wir saßen in einem Zimmer, was ziemlich leer war: Ein Schrank, ein Bett, ein Stuhl, ein Schreibtisch. Was man halt so brauchte.
Er saß auf dem Stuhl, ich auf dem Bett. Oder war das wirklich ich? Ich trug nie enge Jeans.
"Alles wird gut, .....", sagte er, "Alles wird gut..."
"Danke..."
Die Namen bekam ich nicht mehr mit, weil plötzlich mein Wecker klingelte. Er hatte einen Namen gesagt. Er hatte mich irgendwie genannt. Jedoch nicht bei meinem Namen.
Ich starrte die Decke an, und verengte meine Augen zu Schlitzen, um sie mir dann zu reiben. Welcher Tag war heute?
Freitag, stellte ich voller Freude fest, als ich zu meinem Handy griff und es abschaltete, um nachzusehen. Heute war Freitag, und ich traf mich morgen mit Minsik, um zusammen für Fußball zu trainieren. Mit ihm machte es am meisten Spaß, lag vielleicht daran, dass er ständig Fehler machte.
Ich setzte mich auf, streckte mich und rieb mir die Augen. Es war erst sechs Uhr, und ich musste in einer Stunde bei der Bushaltestelle sein, also musste ich mich nicht beeilen. Eile war nicht meine beste Freundin, deshalb stand ich immer früher auf, damit ich nicht den Bus verpasste.
Träge schlurfte ich ins Badezimmer, ich hatte nur 4 Stunden geschlafen. Ziemlich viele Hausaufgaben und für Prüfungen lernen stand gestern Abend an, und ich saß bis nach Mitternacht büffelnd am Schreibtisch, bis mir die Augen wortwörtlich zufielen. Zu meinem Glück hatte ich aber alles geschafft, bevor ich dann ins Bett gegangen war und direkt wegdöste, als mein Kopf das Kissen berührte.
Das bedeutete für mich also heute: kalt duschen. Ich nahm mein Duschgel mit und stieg in die Kabine, um dann die Schiebetüren zuzumachen und das eiskalte Wasser aufzudrehen.
Von dem Schock, der wegen des Wassers kam, wurde ich schlagartig wach, ich brauchte ein paar Sekunden, um mich daran zu gewöhnen, bevor ich dann das Wasser ausmachte und zu meinem Shampoo griff. Hatten wir vielleicht doch noch etwas zu heute auf gehabt?
Hatte ich gestern was vergessen?
Nein, keinesfalls. Ich vergaß nie etwas, wenn es zu Hausaufgaben kam. Ich war einer der besten Schüler in meiner ganzen Schule, aber Spaß machte mir das eher nicht. Man wurde von allen angehimmelt, die Lehrer hatten an einen viel höhere Erwartungen, ganz zu schweigen von meinen Eltern, und das Schlimmste - man konnte nicht besser werden. Nur schlechter. Und dann enttäuscht man auch dementsprechend die Meisten, die einem Feuer unterm Arsch machen.
Ich beeilte mich in der Dusche, und als ich fertig war, lief ich die Treppe in die Küche runter. Scheinbar war ich der Erste, der wach war, denn das Erdgeschoss war komplett leer, bis auf meine Katze Mina, die mir leise entgegen schlich. Ich hockte mich hin, um sie leise zu mir zu rufen, und als sie kam, kraulte ich sie am Hals. "Guten Morgen, meine Schöne.", murmelte ich, "Hast du Hunger?"
Die Frage verstand sie und sprang mich leicht an, indem sie ihre Vorderpfoten auf mein Knie stützte und an meiner Wange schnupperte.
Ich lachte leise und raunte: "Ja hast du. Komm, ich geb dir Futter."
Vorsichtig stand ich auf und ging zum Kühlschrank, stellte mich auf die Zehenspitzen und holte die offene Packung Katzenfutter herunter. Mina beobachtete mich die ganze Zeit und war schon total aufgeregt, endlich essen zu können. Hatte Eomma sie gestern Abend gefüttert? Sie vergaß sowas mal schnell, und Mina hungerte dann die Nacht durch. Das beste Gedächtnis hatte meine Mutter nicht, aber sie war trotzdem toll. Im Gegensatz zu den Meisten meiner Freunde hatte ich ziemlich Glück mit meinen Eltern gehabt.
Ich schüttete eine Portion Futter in Minas Schale und gab etwas Wasser aus einem Becher in die Schale daneben. Als sie dann friedlich anfing, zu essen, machte ich mir mein eigenes Frühstück. Auf mehr als Müsli hatte ich keine Lust, also holte ich Schale, Löffel, Milch und mein Lieblingsmüsli raus, um es dann auf den Tisch zu stellen. Herzhaft gähnend schüttete ich das Müsli in die Schale und goss etwas Milch hinterher, setzte mich dann hin und löffelte mein Frühstück. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich nur noch zwanzig Minuten hatte, bis ich am Busbahnhof sein musste. Sonst würde der Bus inklusive Minsik einfach losfahren. Und Minsik alleine zu lassen war selten eine gute Idee, ganz zu Schweigen davon, dass ich zu spät zum Unterricht kommen würde. Also beeilte ich mich mit Frühstücken, räumte schnell vom Tisch ab und ging wieder hoch, um in meine Schuluniform zu hüpfen und meine Schultasche zu holen. Bevor ich aber wieder herunter lief, überprüfte ich schnell, ob sie gepackt war, dann erst begab ich mich in den Flur, um mich anzuziehen und das Haus zu verlassen.
Die Morgenluft war kühl, aber trotzdem spürte man, dass es ein sehr warmer Tag werden würde. Der Himmel war wolkenfrei und die Sonne lugte bereits leicht über dem Horizont hervor, was die Welt in ein angenehmes, oranges Morgenlicht eintauchte. Mit schnellen Schritten begab ich mich in Richtung Bahnhof, und als ich angekommen war, stand der Bus schon dort. Minsik war noch nicht eingestiegen, sondern wartete noch draußen und sah sich um. Als er mich entdeckte, atmete er erleichtert auf und wank mir zu. Ich grinste einfach nur und legte noch einen Zahn zu. In kürzester Zeit stand ich dann neben ihm und begrüßte ihn mit einem Stoß in die Seite.
"Hast du so sehr Angst gehabt, dass ich den Bus verpassen würde?", fragte ich ein wenig provozierend, woraufhin Minsik bloß die Augen verdrehte.
"Arschloch. Komm jetzt, gehen wir rein."

our hellevator (fortsetzung my hellevator)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt