10.

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"Rahon, Yeon und Chaewon. Auf diese Namen müssen wir achten. Die drei müssen wir noch finden.", merkte Liah noch an, nachdem Haengbok tausende Fragen über die Geschichte, die Liah erzählt hatte, gestellt und beantwortet bekommen hatte. Auch von Liah, die dabei die ganze Zeit ihr Lächeln auf ihrem Gesicht hatte. Wie konnte sie die ganze Zeit so geduldig bleiben?
Ja. Die drei mussten wir noch finden. Und dann? Was dann?
"Nein. Nein, ich will nicht. Ich will sie nicht suchen. Ich bleibe da raus.", sagte ich und stand auf. "Viel Glück euch."
Ich drehte mich um und wollte das Café verlassen, als ich merkte wie Minsik mir hinterher lief. Er packte mich am Handgelenk und hielt mich so auf, mich besorgt ansehend als ich mich zu ihm umdrehte.
"Junho..."
"Minsik. Verstehst du nicht? Wenn wir sie finden, sterben wir alle. Möchtest du sterben?? Ich nicht." Mir stiegen langsam die Tränen in die Augen. "Ich will leben. Bitte komm mit. Dann können wir normal weiterleben, zusammen."
Bitte, Junho, fang jetzt nicht an zu heulen.
"Hör zu...ich verstehe dich. Aber ich will nicht mein ganzes Leben lang mit diesen Visionen leben. Bitte, Junho, tu es für mich. Geh nicht weg-"
Ich hatte mich von ihm kraftvoll gelöst und war schnell aus dem Café gegangen. Er wollte mich doch nicht ernsthaft dazu überreden, mit ihm zu sterben!?
Halt dich zurück. Heul nicht direkt auf der Straße los. Warte ab bis du zuhause bist.
Ich begann zu laufen, so schnell ich konnte, in Richtung zuhause. Dort war ich sicher vor all diesen Leuten.
Nicht vor allem, aber fürs Erste war ich sicher.
Ich war in meiner Straße angekommen und konnte dort meine Tränen nicht mehr zurück halten. Mir lief sowieso keiner über den Weg, also würde ich mich bei niemandem blamieren.

Ich hatte noch nie so sehr und so viel geweint wie jetzt, nicht einmal als Kind. Es war bei mir wieder niemand zuhause und ich lag eingeschlossen in meinem Zimmer unter meiner Bettdecke und weinte. Stundenlang. Ich konnte einfach nicht aufhören, es ging nicht. Jedes Mal wenn ich dachte ich war fertig, fing es wieder an. Mein Kopf tat schon weh und mir war schwindelig als ich mich aufsetzte um mein Handy zu holen, da ich eine Nachricht bekommen hatte. Von Minsik.

Minsik
Junho, wo bist du?
Ich mach mir Sorgen
Geht's dir gut??

Nein verdammt. Mir ging es nicht gut.
Ich öffnete die Nachrichten, antwortete aber nicht darauf, dazu hatte ich keine Nerven mehr. Vielleicht würde ich später zurückschreiben, wenn ich mich wieder beruhigt hatte, aber nicht jetzt. Nicht wo ich inmitten eines Nervenzusammenbruches war.
Und natürlich, was soll man anderes erwarten, rief Minsik mich ein paar Sekunden später an. Ich wollte einfach nicht reden, mit niemandem. Also legte ich auf, schaltete mein Handy auf Flugmodus und legte mich wieder in mein Bett, um dann für die nächsten zwei Stunden weiter meinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Ich war wohl eingeschlafen, merkte ich, als ich von dem Klingeln meiner Haustür wach wurde. Minsik kann es wohl echt nicht sein lassen.
Aber es konnte auch der Postbote sein.
Oder jemand aus meiner Familie.
Träge stand ich auf und schlurfte zur Haustür, um sie auf zu machen. Nope, es war Minsik.
Sobald ich ihn sah, wollte ich die Tür zumachen, aber er stemmte sich dagegen und hielt sie auf. Ich versuchte dann aber wieder, sie zuzuhalten, damit er nicht rein konnte, und so kämpfen wir um die Tür.
"Junho, warte, hör mir zu. Bitte!"
"Hau ab. Geh zu deinen anderen Freunden. Ich bin da raus."
"Ist es dir denn egal dass du ohne mich leben müssen wirst wenn du da jetzt aussteigst? Ist es das was du willst??"
Oh scheiße.
"Nein.", sagte ich leise und bekam wieder wässrige Augen.
"Dann hör mir bitte zu. Ich weiß dass es schwierig ist im Moment, aber wir müssen die anderen finden, egal was danach passiert. Ich will wissen was es damit auf sich hat. Und ich will dass du dabei bist, ich will das nicht alleine machen. Bitte. Wir wissen doch überhaupt gar nicht ob wir sterben wenn wir sie alle finden, oder wann wir sterben. Wir wissen nur wie, alles andere sind Vermutungen. Was wenn wir zusammen gehören? Was wenn wir alle als Freunde bestimmt sind, damit unser Leben weitergehen kann? Was wenn wir von diesem Flugzeugabsturz sterben, wenn wir den Rest nicht finden?"
Ich starrte in die Leere, mich immer noch gegen die Tür stemmend. Was wenn es tatsächlich so war? Was wenn Minsik Recht hatte?
Mit einem tat er das auf jeden Fall: Dass niemand wusste, was am Ende passiert. Jeder vermutete, konnte aber jedoch keine richtige Antwort geben. Und es gab nur einen Weg, rauszufinden, was diese richtige Antwort war.
Ich hörte auf, mich gegen die Tür zu stemmen, machte sie komplett auf und stand dann Minsik gegenüber.
"Du siehst echt scheiße aus.", sagte er mit einem leicht besorgten Blick und ging dann im nächsten Moment auf mich zu, um mich fest in den Arm zu nehmen. Diese Umarmung erwiderte ich fast sofort und vergrub mein Gesicht in seine Schulter bevor ich wieder losheulte. Es war wirklich egal, wo und wann, er war da. Ich war nicht alleine mit dem Ganzen, auch wenn ich mal sauer auf ihn war, er war da. Er war nie weg.
Er war immer da.

our hellevator (fortsetzung my hellevator)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt