Kapitel 7

482 21 2
                                    

Sasuke

Als ich merke, wie Naruto sich näher an mich kuschelt, bleibt mir beinahe das Herz stehen. Kann man innerhalb weniger Stunden solche Sorgen um jemanden machen, den man vorher noch nie getroffen hat?
Anscheinend schon. Ich will diesen Jungen beschützen, für ihn da sein und ihn nie wieder gehen lassen.
Ich werde durch ein lautes Klopfen an meiner Wohnungstür aus meinen Gedanken gerissen. Missmutig schaue ich zu Tür, anscheinend ist die Polizei eingetroffen, widerwillig löse ich mich von meinem Schützling und wuschle ihm kurz durch die Haare, bevor ich zur Tür gehe und sie öffne.
Hinter mir höre ich ein missmutiges Grummeln von Naruto, ich habe festgestellt das er es nicht sonderlich mag, wenn man seine Haare durcheinanderbringt.
Nachdem ich die Tür aufgezogen habe, steht Sai vor mir, ein alter Klassenkamerad aus dem Gymnasium, der inzwischen ein anerkannter Polizist in der Stadt ist.
Etwas skeptisch betrachte ich ihn, bevor ich zur Seite trete und ihn in meine Wohnung lasse.
„Also Uchiha, was ist passiert?" fragt er etwas missmutig, als er im Flur neben mir steht.
Entweder, hat er einen schlechten Tag oder man hat ihn aus dem Bett geholt und hierhergeschickt. Letzteres ist sogar ziemlich wahrscheinlich, immerhin war ich einer der einflussreichsten Geschäftsmänner dieser Stadt und er ist mit mir während unserer Schulzeit befreundet gewesen.
Ich bedeute Sai mir ins Wohnzimmer zu folgen, Naruto hat sich wieder brav unter seine Decke verkrümelt und blickt Sai nun misstrauisch entgegen.
„Sai, das ist Naruto, ein Freund der eine Weile bei mir wohnen wird, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat. Naruto, das ist Sai wir kennen uns aus der Schule und er ist ein hervorragender Polizist." mache ich die beiden miteinander bekannt.
Sie musterten sich mit todbringenden Blicken, was bei Naruto schon seltsam ungewohnt aussieht, bevor sie sich schließlich grüßend zunicken.
Ich lenke die Aufmerksamkeit des Detektivs nun auf den Eindringling, der noch immer ohne Regung auf dem Boden liegt.
Inzwischen habe ich mich allerdings versichert, dass er noch am Leben ist. Denn eine Leiche im Keller, kann ich echt nicht gebrauchen, auch wenn es Notwehr gewesen ist.
„Hätte er nicht die Vase im Flur umgestoßen, wäre ich nicht aufgewacht und uns hätte weiß Gott was passieren können."
Nachdem Sai das gehört hat, nickt er verständnisvoll und legt dem Bewusstlosen Handschellen an.
„Womit hast du ihn bewusstlos geschlagen?"
Fragend schaut der Polizist zu mir auf, als das erledigt war. Ich zucke nur mit den Schultern, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, also schaue ich auf den Boden, und entdecke eine hölzerne Statue die mir meine Mutter mal geschenkt hat.
Na wenigstens war die, mal zu etwas zu gebrauchen.
„Vermutlich damit, ich habe nicht darauf geachtet, sondern einfach nach etwas Schwerem auf der Kommode gegriffen."
gebe ich Sai seine Antwort, nachdem ich eins und eins zusammengezählt habe.
Während ich rede, macht sich Sai einige Notizen auf seinem Block, bevor er mir zunickt. Dann hockt er sich neben den Fremden und rüttelt an ihm, um ihn wach zu bekommen.
Doch das zeigt keine Wirkung, seufzend steht Sai auf und fordert per Funk Verstärkung und einen Krankenwagen an.
„Irgendeine Ahnung wie er sich Zutritt zu deiner Wohnung verschaffen konnte? Du wohnst hier in einem exklusiven Penthouse, mit Sicherheitsdienst etc. Zu dir kommt bestimmt niemand, ohne auf irgendeiner Liste zu stehen die ihm Zutritt verschafft oder?"
Sai hat recht, niemand der nicht auf meiner Besucherliste steht, kann meinen Aufzug benutzen.
Ja, richtig gehört, ich habe einen eigenen Aufzug. Und Gaara würde niemals einem Fremden Zugang zu meiner Wohnung gewähren, schon gar nicht um diese Uhrzeit und ohne vorherige Absprache mit mir.
„Ich habe keine Ahnung, durch die Tür jedenfalls nicht, Fenster ist ebenfalls unwahrscheinlich." meine ich, nachdem ich einige Minuten die verschiedenen Möglichkeiten aufgelistet habe.
Allerdings merke wie ich, sich langsam das Adrenalin aus meinem Körper verflüchtigt, denn die Müdigkeit die mich vorhin schon einmal übermannt hat, droht erneut Überhand zu gewinnen.
Mein kleiner Schützling scheint das zu bemerken, denn er unterbricht Sai, bevor er erneut etwas fragen kann.
„Entschuldigen sie, Sai, richtig? Könnten sie unsere Aussagen morgen aufnehmen? Ich bin krank und Sasuke kippt vor Müdigkeit beinahe um. Wir brauchen beide eine' Mütze voll Schlaf und müssen uns von diesem Schock hier erholen!"
Wow, Naruto hat wirklich Mut, ich habe noch nie jemanden, im diesen Tonfall mit Sai reden hören. Eigentlich zu keinem Polizisten, denn die werden in Konoha hoch angesehen.
Doch Sai wirkt in keinster Weise überrascht.
„Kommen sie beide morgen früh zur Wache, ich werde dann ihre Aussage aufnehmen. Doch wenn sie nicht erscheinen, werde ich sie wohl oder übel abholen lassen müssen."
Sais Tonfall hat sich schlagartig verändert, das freundliche „du" von eben ist verschwunden und es fühlt sich an als wäre die Temperatur im Raum plötzlich um 5 Grad gesunken.
Hundemüde, aber dennoch in der Lage einen kurzen Gedanken klar fassen zu können, widerspreche ich Sai,
„Tut mir leid Detektiv, aber Naruto darf aufgrund seines Zustandes das Haus nicht verlassen. Strikte Anordnung von Dr. Tsunade."
Zähneknirschend sieht mein ehemaliger Schulkamerad mich an,
„Wenn die Frau Doktor das so angeordnet hat, wollen wir ihr nicht widersprechen, ich werde morgen früh noch einmal vorbeikommen, ist ihnen 10:30 Uhr Recht?"
Nachdem ich zugestimmt habe, bittet Sai mich darum, ihm mit dem Bewusstlosen zu helfen, da seine Verstärkung immer noch nicht eingetroffen ist. Also helfe ich ihm, den Fremden zum Fahrstuhl zu tragen, anschließend verabschiedet Sai sich und ich gehe zurück in meine Wohnung zu Naruto.
Dieser blickt mir mit seinen Eisblauen Augen entgegen.
„Danke." murmelt er so leise vor sich hin, dass ich ihn wohl nicht verstanden hätte, wenn ich mich nicht gerade in diesem Moment neben ihn gesetzt hätte.
Fragend hebe ich eine Augenbraue, „Wofür bedankst du dich?"
„Dafür, dass du mich schon wieder gerettet hast." murmelt er leise,
Vorsichtig lege ich ihm eine Hand auf den Arm.
„Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Ich will nicht das dir etwas passiert, deswegen ist es für mich fast selbstverständlich."
Mit großen Augen blickt er mich an und ich wuschle ihm durch die Haare, was mir erneut einen finsteren Blick seinerseits einbringt.
Lächelnd sehe ich meinen Schützling an „Komm, wir sollten langsam wieder schlafen gehen." und noch bevor Naruto protestieren kann, habe ich ihn auf meine Arme gehoben und bin auf dem Weg zu meinem Schlafzimmer.
Reflexartig schlingt er die Arme um meinen Hals und murmelt etwas, dass sich entfernt nach einem „lass mich runter ich bin zu schwer" anhört.
Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, lege ich Naruto behutsam auf das Bett und will mich gerade erheben.
Doch ich habe meine Rechnung ohne Naruto gemacht, denn dieser, schlingt erneut seine Arme um meinen Hals und zieht mich zu sich hinunter.
„Naruto?" Verwirrt sehe ich ihn an direkt in seine Azurfarbenden Augen, in denen ich zu versinken drohe. Ich spüre, wie mein Herz beginnt schneller zu schlagen, doch ich weiß beim besten Willen nicht warum, also warte ich weiter auf eine Antwort von Naruto.
Doch statt mir zu antworten, schaut er mich weiterhin mit diesen unergründlichen Augen an.
Verwirrt darüber wie ich mit dieser Situation umgehen soll, betrachte ich meinen Schützling weiterhin.
Doch er lässt mich nicht los, stattdessen zieht er meinen Kopf noch ein Stück weiter zu sich heran. Nun ist es um meinen Verstand vollkommen geschehen und ich kann mich nicht mehr kontrollieren oder meine Entscheidung anzweifeln, langsam senke ich meinen Kopf und streife mit meinen Lippen kurz über die seinen.
Von mir selbst überrascht, löse ich mich schnell wieder von Naruto und gehe einige Schritte vom Bett zurück, bevor ich ins Badezimmer verschwinde.
Dort starre ich mich mehrere Minuten im Spiegel an, was zum Teufel habe ich gerade getan? Ich drehe den Wasserhahn auf und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, das hilft um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Ist es möglich, das ich mich gerade in diesem Moment angefangen hab in Naruto zu verlieben?
Nein unmöglich, ich bin nicht schwul, war es nie und werde es auch nie sein, oder?
Von den ganzen Fragen schwirrt mir schon der Kopf, also putze ich mir rasch die Zähne, ziehe meine Pyjamahose an, die ich unterbewusst mit aus meinem Zimmer genommen habe, und gehe dann wieder in mein Zimmer zurück.
Naruto hat sich unter die Decke gekuschelt und sieht mir entgegen, irgendwie bekomme ich ein wackliges Lächeln zustande bevor ich mich auf die Bettkante setze.
Der Blondschopf öffnet den Mund um etwas zu sagen, doch ich unterbreche ihn, bevor er auch nur einen Ton rausbekommt.
„Es ist schon spät, wir sollten schlafen, immer hin war der Tag für uns beide recht ereignisreich. Wir können morgen über alles reden."
Ich kann den Gesichtsausdruck mit dem Naruto nickt nicht deuten, also beschließe ich erst mal nicht über das Ganze, was heute geschehen ist, nachzudenken.
Während ich neben Naruto unter die Decke schlüpfe, murmle ich noch leise „Gute Nacht..." bevor ich mir eine bequeme Position suche und beinahe auf der Stelle einschlafe.

Obdachlos - [Naruto Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt