Kapitel 9

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Sasuke
Behutsam schließe ich die Tür, nachdem ich Naruto wieder ins Bett gebracht habe, und gehe zu Kurenai in die Küche zurück. Diese steht nun wieder am Herd und rührt die Suppe um während ich neben sie trete.
„Hast du das vorhin ernst gemeint, dass du ihn in eure Familie aufnehmen möchtest?" frage ich nach einigen Minuten der Stille.
Kurenai sieht mich mit großen Augen an, „Aber sicher! Wie können sie nur denken, dass ich so etwas nicht ernst meine, wenn ich das sage? Immerhin haben wir von Anfang an geplant gehabt, ihn bei uns aufzunehmen."
Ich antworte nichts darauf und blicke sie unverwandt an.
Irgendwie freue ich mich für Naruto, doch gleichzeitig will ich ihn nicht gehen lassen. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken kann, klopft es erneut an der Tür.
Genervt verdrehe ich die Augen und frage mich, wer jetzt schon wieder stört, doch als das Klopfen lauter wird, beschließe ich, wer auch immer da vor meiner Tür steht, umzubringen.
Ich stapfe also zu Tür und bin erstaunt als Tsunade, mit ihrem Arztkoffer in der Hand und eine verschlafen aussehende Sakura vor mir zu sehen.
Als ich meine beste Freundin sehe, muss ich unweigerlich grinsen, wahrscheinlich hat Tsunade sie aus dem Bett gescheucht, Sakura ist nämlich ein totaler Morgenmuffel.
„Tsunade, hallo, was kann ich so früh schon für sie tun?" frage ich, obwohl ich genau weiß das sie wegen Naruto hier ist.
Tsunade weiß das ebenfalls und wirft mir einen tadelnden Blick zu, „Ich möchte mal nach meinem neusten Patienten schauen." antwortet sie und zieht eine Augenbraue in die Höhe, nach dem Motto: Willst du mich verarschen?
Ich nicke, bevor ich zur Seite trete und die beiden Frauen in die Wohnung hineinbitte, „Naruto schläft im Moment, möchtet ihr vielleicht eine Tasse Kaffee haben?"
Während Sakura nickt, schüttelte Tsunade nur den Kopf, „Ich hätte gerne einen Tee, wenn das möglich ist."
Kurenai, die hinter mir aus der Küche getreten ist, nickt und verschwindet wieder durch die Tür, während ich die beiden Damen ins Wohnzimmer geleite, dort machen wir es uns am Esszimmertisch gemütlich.
„Also, hat sich irgendetwas an der Situation von gestern geändert?", fragt Tsunade und lächelt Kurenai dankend zu, als diese eine Tasse mit heißem Wasser und einer Auswahl an Teebeuteln vor die Nase stellt.
Ich schüttle den Kopf und berichte ihr in knappen Sätzen, was seit ihrem gestrigen Besuch geschehen ist.
Währenddessen beobachte ich wie Sakura ihren Kaffee trinkt, sie sieht mit jedem Schluck etwas besser aus. Irgendwie habe ich etwas Mitleid mit ihr, Tsunade kann eine ganz schöne Sklaventreiberin sein.
In meiner Schulzeit habe ich mit Sakura zusammen ein Praktikum in ihrer Praxis gemacht, nichts was ich unbedingt wiederholen möchte, aber meine beste Freundin hat sich in dieser Hinsicht anders entschieden.
Wir unterhalten uns noch einige Minuten über dieses und jenes, ehe Tsunade beschließt nach Naruto zu sehen. Währenddessen nutze ich die Chance mich mit Sakura zu unterhalten, „Sag mal, wie kommt es das du gestern so schnell aufgelegt hast? Hattest du doch was Besseres vor als mit mir zu reden?"
Meine beste Freundin schaut verlegen zur Decke, „Ich habe unerwartet noch Besuch bekommen."
Fragend sehe ich sie weiter an, doch sie starrt stur an die Wand und versucht meinem Blick auszuweichen.
Das ist ja interessant, normalerweise gibt es nichts was Sakura vor mir verheimlichen würde. Vielleicht hat sie ja einen neuen Lover? Doch es bringt nichts darüber zu rätseln, solange sie mir nicht von sich aus erzählt, was ihr auf dem Herzen liegt.
Ich beschließe sie erst einmal damit davonkommen zu lassen und wende mich zu Tsunade die gerade aus meinem Zimmer kommt.
„Wie sieht es aus, haben die Medikamente angeschlagen?", frage ich sie, als sie wieder am Tisch Platz genommen hat.
Tsunade schüttelt den Kopf, „Das Fieber ist zwar gesunken, aber er sollte mindestens bis Ende der Woche das Bett hüten und viel schlafen."
Nickend blicke ich zu meiner Zimmertür die noch einen Spalt offen steht, dort sehe ich Naruto friedlich schlafen.
Sakura blickt mich fragend an, nachdem sie meinen Blick in Narutos Richtung bemerkt hat, doch ich weiche ihrem Blick gekonnt aus.
Ich habe nicht das Bedürfnis über dieses Thema in Tsunades Anwesenheit zu sprechen, immerhin hat sie mir ihr Geheimnis vorhin auch nicht anvertrauen wollen.
Die Rosahaarige scheint sich damit abzufinden, vermutlich werde ich heute Abend noch einen Anruf von ihr bekommen.
Anschließend erinnert sie Tsunade daran, dass sie noch einen Termin in der Praxis hat.
Diese nickt und leert ihre Teetasse, bevor sich die beiden Frauen bei mir verabschieden. Ich geleite sie noch zur Tür, bevor ich mich wieder zu Kurenai in die Küche geselle.
Diese stellt gerade zwei Schüsseln mit der Nudelsuppe auf ein Tablett und drückt es mir in die Hand.
Leicht verwirrt schaue ich Kurenai an, „Abendessen ist im Kühlschrank, das Wasser im Wasserkocher ist heiß, also kannst du Naruto einen frischen Tee aufbrühen. Ich mache jetzt Feierabend, ich muss noch einkaufen, bevor ich Mana in zwei Stunden vom Training abhole. Also bis morgen."
Und mit diesen Worten verschwindet Kurenai Richtung Tür.
Verdattert schaue ich ihr hinterher, als ich mich wieder gefangen habe, begebe ich mich in mein Schlafzimmer und wecke Naruto vorsichtig.
Verschlafene blaue Augen blicken mir entgegen, als ich das Tablett auf dem Nachtisch abstelle.
„Ich weiß das du müde bist, aber du musst etwas essen, sonst wirken die Medikamente nicht richtig."
Da ich noch keinen Hunger habe, beobachte ich Naruto dabei wie er genüsslich seine Suppe verspeist. Als er damit fertig ist, rollt er sich wieder unter der Decke zusammen und ist kaum eine Minute später wieder eingeschlafen.
Lächelnd räume ich das Tablett in die Küche und begebe mich anschließend in mein Arbeitszimmer, um etwas von der liegengebliebenen Arbeit nachzuholen.

Naruto

In der Nacht werde ich dadurch geweckt, das Sasuke sich aus dem Zimmer geschlichen hat, erst denke ich, dass er nur mal eben auf die Toilette ist, doch als er eine halbe Stunde später immer noch nicht wieder ins Zimmer gekommen ist, fange ich doch an, mir Sorgen zu machen.
Vorsichtig schwinge ich meine Beine über die Bettkante, schnappe mir die Decke die über der Lehne des Sessels hängt und wickle mich darin ein.
Dann mache ich mich auf die Suche nach Sasuke, ich finde ihn im Wohnzimmer, wo er vor der gewaltigen Fensterfront steht und in die Nacht hinausblickt.
Leise gehe ich zu ihm und berühre ihn vorsichtig an der Schulter, er zuckt zusammen, anscheinend hat er nicht gehört wie ich hinter ihn getreten bin.
Als er sieht das ich es bin, atmet er erleichtert auf und zieht mich in seine Arme.
Schweigend stehen wir einige Minuten nebeneinander und blicken hinaus auf die nächtliche Stadt hinunter.
Nach einer Weile lässt Sasuke mich los und fährt sich gestresst durch die Haare.
„Hab ich dich geweckt? Das wollte ich nicht, tut mir leid.", murmelt er und schaut wieder aus dem Fenster.
Interessiert beobachte ich, wie das Mondlicht auf sein Profil scheint, und zum wiederholten Male muss ich feststellen, wie gut Sasuke aussieht.
Irgendetwas scheint ihn zu beunruhigen, denn er ist nicht so entspannt, wie ich es von ihm gewohnt bin.
Deswegen trete ich nun auf ihn zu und umarme ihn vorsichtig. Sasuke sieht mich erst überrascht an, bevor er seinerseits die Arme um mich legt.
„Das war nicht deine Schuld, ich habe mich nur gefragt wo du bleibst und wollte nachsehen ob bei dir alles in Ordnung ist. Sind wohl die Nachwirkungen von gestern Nacht."
Lächelnd beugt Sasuke sich vor und drückt mir leicht einen Kuss auf den Scheitel.
„Na hoffen wir, dass so etwas nicht noch einmal passiert."
Erleichtert darüber, dass der Schwarzhaarige wieder etwas zur Ruhe gekommen ist, kuschle ich mich näher an ihn und schließe die Augen.
Doch schon wenige Augenblicke später, macht sich das Fieber wieder bemerkbar, denn ich werde von einem heftigen Frösteln geplagt.
Das Fieber ist zwar merklich gesunken, ich fühle mich nicht mehr so schwach wie noch wenige Tage vorher, allerdings bin ich noch immer nicht wieder im Besitz meiner gesamten Kraft.
Hoffentlich verschlafe ich Manas Besuch morgen nicht, das ist etwas, dass ich mir niemals verzeihen könnte.
Sasuke, der mal wieder zu merken scheint, dass ich beinahe im Stehen einschlafe, hebt mich kurzerhand auf seine Arme und trägt mich in sein Schlafzimmer.
Ich bin abermals darüber überrascht, mit welcher Leichtigkeit er mich durch die Gegend trägt.
Dabei hat er mir gegenüber behauptet, dass er nur sehr selten trainieren geht,
Aber langsam frage ich mich, ob er in dieser Hinsicht nicht ein wenig untertrieben hat.
Einen kurzen Augenblick später, spüre ich wieder das weiche Material von Sasukes Matratze unter mir und ich bekomme noch mit, wie Sasuke mich zudeckt, bevor ich wieder eingeschlafen bin.


Sasuke

Mein kleiner Schützling ist einfach zu niedlich, ich wollte ihn zwar nicht wecken, aber irgendwie wird mir ganz warm ums Herz, weil er dadurch wach geworden ist, dass ich nicht neben ihm geschlafen habe.
Hoffentlich gewöhnt er sich nicht zu sehr an mich, sicherlich wollen Kurenai und Asuma das Naruto bei ihnen wohnt, damit er Zeit mit Mana verbringen kann.
Doch alleine der Gedanke, dass Naruto gehen könnte, lässt eine kalte Hand nach meinem Herz greifen.
Vielleicht kann ich ja etwas mit ihnen aushandeln, das Naruto wenigstens ein paar Tage in der Woche bei mir übernachten kann, als Übergangslösung, bis er sich an die neue Situation mit der Familie gewöhnt hat.
Denn anscheinend hat er in meiner Nähe keine Probleme damit, sich wohl zu fühlen.
Aber das wird nur eintreten, wenn Naruto, Kurenais Angebot mit der Adoption annehmen wird, doch selbst wenn er es nicht tut, irgendwann wird er mich verlassen.
Nachdem ich Naruto wieder zugedeckt habe, schleiche ich, darum bemüht dieses Mal leiser zu sein aus dem Zimmer.
Dort nehme ich mein Handy vom Tresen und wähle eine Nummer die mir leider nur allzu vertraut ist.


Als ich am nächsten Morgen aufwache, finde ich mich seltsamerweise alleine im Bett vor. Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn ich habe bereits herausgefunden das Naruto, genau wie Sakura, ein totaler Morgenmuffel ist, und selten freiwillig vor neun Uhr aus dem Bett krabbelt.
Besorgt schaue ich mich im Zimmer um, nirgends eine Spur von meinem Schützling. Rasch stehe ich auf und schlüpfe in ein paar verwaschene Jeans und ein schlichtes schwarzes T-Shirt, Socken und Schuhe erachte ich für nicht so wichtig, als ich aus meinem Zimmer trete.
Im Flur lausche ich kurz und (ich entfernt) vernehme Stimmen die aus Richtung der Küche kommen. Verwundert gehe ich in diese Richtung, Kurenai wollte doch eigentlich erst gegen Mittag vorbei kommen...
Als ich die Küche betrete sehe ich Naruto mit Kurenai und Sakura am Tresen sitzen, er amüsiert sich sichtlich über etwas, was Sakura grade gesagt hat.
Wahrscheinlich lästern sie gerade über mich, genervt darüber, dass Sakura so eine Tratschtante ist verdrehe ich die Augen, aber noch, scheint mich keiner der drei bemerkt zu haben.
Mein inneres Teufelchen lugt über meine Schulter und ich beschließe ihnen ihre Lästerei heimzuzahlen.
Da alle drei mit dem Rücken zu mir gewandt an der Anrichte sitzen, schleiche ich mich an sie heran.
Hinter dem Blondschopf bleibe ich stehen, schlinge meine Arme um seine Taille und flüstere ihm leise: „Guten Morgen." ins Ohr.
Dieser zuckt zusammen und dreht sich mit weit aufgerissenen Augen zu mir herum.
„Sasuke, du bist das."
Erschrocken fasst er sich ans Herz und atmet mehrmals tief durch. Sakura, die zu seiner Linken sitzt wird etwas rot um die Nase
Aha, ich lag also mit meiner Vermutung richtig, sie haben über mich gelästert.
Kurenai die auf der anderen Seite sitzt, grinst einfach nur.
„Ja, ich bin das. Hast du etwa jemand anderes erwartet?" fragend und leicht gekränkt, hebe ich eine Augenbraue.
Naruto tut so, als ob er ernsthaft darüber nachdenken würde, bevor er lachend den Kopf schüttelt, „Nein, ich dachte nur, du würdest noch schlafen..."
Das strahlende Lächeln auf dem Gesicht des Blondschopfs ist ansteckend, während sich meine Lippen zu einem Lächeln verziehen, wende ich mich an Kurenai.
„Was gibt's denn heute zum Frühstück?"
Kurenai steht auf, bedeutet mir auf ihrem Stuhl Platz zu nehmen und umrundet den Tresen.
Wenige Minuten später, habe ich ein wunderbares Englisches Frühstück vor mir stehen.
Da Sakura und Naruto anscheinend ebenfalls noch nichts gegessen haben, machen sich die beiden gemeinsam mit mir über die Köstlichkeiten her.
Als mein Blick zur Uhr wandert, verschlucke ich mich beinahe an meinem Toast.
Verdammt! Ich muss in einer halben Stunde im Büro sein.
Schnell schlinge ich den Rest meines Frühstücks hinunter, springe auf, eile ins Bad und genehmige mir dort eine kurze Katzenwäsche, bevor ich mich in meinen verdammten Anzug zwänge.
Ich hasse diese Dinger, irgendwo zwicken sie immer, da ist es auch egal, dass man für einen Anzug ein halbes Vermögen ausgibt.
In der Küche sitzen noch immer eine verwirrte Sakura und ein noch verwirrterer Naruto, die mich mit fragendem Blick anschauen.
„Muss ins Büro. Bin schon spät dran. Wir sehen uns heute Abend."
Schnell wuschle ich Naruto durch die Haare und drücke der verdutzt aussehenden Sakura einen Kuss auf die Wange bevor ich Richtung Tür haste.
Als ich im Aufzug angekommen bin, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und rufe Shikamaru an.
„Hey Mann, ich werde mich wohl verspäten, hab verschlafen, kannst du meinen ersten Termin verschieben lassen?", erkläre ich meine Situation, nachdem er abgehoben hat.
„Dir auch einen guten Morgen, mach dir kein Stress, dein Termin hat vorhin angerufen und hat dir ausrichten lassen, dass ihm etwas dazwischengekommen ist. Also kein Grund zur Panik.", Shikamarus Stimme hat einen spöttischen Tonfall bei den letzten Worten angenommen, aber ich bin froh, dass ich mir noch etwas Zeit lassen kann.
„Soll ich von unterwegs Kaffee mitbringen?" So wie ich Shikamaru kenne, ist er eh wieder ohne eine Tasse des für ihn so überlebenswichtigen Getränks aus dem Haus gegangen. Mein bester Freund ist zwar ein Genie, aber ein Genie das gerne verschläft, „Klingt gut, wir sehen uns nachher im Büro."
Mit diesen Worten beendet er das Gespräch, ich bin inzwischen im Erdgeschoss angekommen und verstaue mein Handy wieder in der Hosentasche, bevor ich aus dem Aufzug trete.

Obdachlos - [Naruto Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt