1. Der Umsturz meines Lebens

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Trigger Warnung, Kapitel kann übersprungen werden.

Ich wachte auf. Es war noch dunkel. Irgendetwas hatte mich gestört, aber ich konnte nicht genau sagen, was es war. Gereizt schob ich die viel zu warme Bettdecke von mir herunter und quälte mich aus dem Bett. Ich stolperte in Richtung des großen Fensters auf der Ostseite meines Zimmers und bekam den schweren Samtvorhang zu greifen. Noch etwas holprig auf den Beinen hielt ich mich daran fest und warf einen Blick auf das nächtliche London. Der Horizont wurde bereits hell.
Es lohnte sich also nicht, sich noch einmal hinzulegen. Schlafen könnte ich so oder so nicht mehr, eine leichte Unruhe hatte mich gepackt.

Ich entschied, schon einmal ins Bad zu huschen, warf mir schnell einen seidenen Morgenmantel über und schlüpfte in meine teuer verzierten Puschen. Immer noch leicht wankend ging ich zur Tür, die zu finden war auch im Dunkeln nicht schwierig. Vor meinem Zimmer brannte immer ein Licht und ein schwacher Schein kam unter der Tür hindurch. Meine Finger umschlossen das kalte Metall der Türklinke, ich zog und befand mich nun im Korridor des Ostflügels.

Dort wartete der Schock meines Lebens auf mich: Die beiden Bodyguards, die mich Tag und Nacht begleiteten, waren nicht wiederzuerkennen. Mit meinen brokatbesetzten Hausschuhen war ich in die riesige Blutlache getreten, die von meinen Beschützern herrührte. Das nicht mehr ganz frische, zäh gewordene Blut spiegelte matt das spärliche Licht der Lampe wider.

Franky, der schon auf mich Acht gab, seit ich klein war, der fast schon Familie für mich war, lag vor mir. Zweigeteilt. Sein Kopf war etwas weiter entfernt, den Blick leer zur Decke gerichtet, sein Körper ruhte mir zu Füßen.

Mir wurde schwindelig, taumelnd suchte ich Halt. Als ich gegen den Türrahmen sackte, fiel mein Blick auf den anderen Bewacher, Jonathan. Er war noch nicht so lange bei unserer Familie angestellt und hatte sich sehr gefreut, einen so gut bezahlten Job in einem vornehmen Haus wie diesem zu bekommen. Von Freude war nun nicht mehr das geringste bisschen in seinem Gesicht zu sehen.
Sein schönes und noch so junges Antlitz war überhaupt kaum wiederzuerkennen, so benetzt war es mit seinem eigenen Blut. Seine Bauchdecke war aufgeschlitzt worden, die fahl gewordene Haut hing in Fetzen an den Seiten, und es wirkte, als hätte jemand rücksichtslos in seinen Organen herumgewühlt. Es sah einfach nur grausam aus.

Meine Augen zuckten unruhig hin und her, konnten nicht fassen, was sie sahen. Dann streifte mein Blick etwas in der Lache. Ich zwang mich, genauer hinzusehen. Wie hypnotisiert streckte ich meine rechte Hand aus, um danach zu greifen. Meine Fingerkuppen berührten das klebrige Blut und ich schloss meine Lider. Die Überwindung, die ich aufbringen musste, war enorm. Langsam durchdrang ich die Oberfläche und die zähflüssige Masse umgab fast die Hälfte meiner Hand. Stoßartig atmete ich die Luft, die ich unterbewusst angehalten hatte, aus, schloss meine Finger um den Gegenstand und zog ihn hervor. Es war ein Messer. Ein triefendes, scharfes, tödliches Messer.

Plötzlich war mir alles zu viel. Das Messer fiel mir aus der Hand, als mir die Bedeutung dieser Szene bewusst wurde. Der Geruch von Blut war stechend in meiner Nase, auf einen Schlag wurde mir speiübel und ich musste mich übergeben. Würgend, keuchend und hustend kippte ich nach vorne über.

Das letzte, was ich sah, bevor ich mein Bewusstsein verlor, war, wie sich das Erbrochene mit dem Blut vermischte.

> Honeysuckle <
A/N: Don't be afraid, es ist nicht immer so grauselig! Die nächsten Kapitel sind freundlicher :)

Schwarz ist die Farbe der SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt