Kapitel 16

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Mit müden Augen blickte ich mich verwirrt in meinem Zimmer um. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und verdunkelten den kleinen Raum. Nur meine kleine Nachtischlampe flimmerte und erhellte die kalte Steinmauer gegenüber meinem Bett. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich auf meinen Wecker. Es war halb 8 morgens. Genervt ließ ich meinen Kopf wieder in mein Kissen fallen und starrte an die Decke. Mein Handy brummte kurz auf und ich wendete meinen Kopf zu meinem Nachtisch. Schnell streckte ich meine Hände aus der warmen Decke und schnappte mir mein Handy. Der kurze Luftzug ließ mich zusammen zucken und ich verstecke meine Hände wieder unter meiner warmen Bettdecke. Fünf Nachrichten erschlugen mich als ich auf den Bildschirm blickte. Alle waren von Lisa. "Was ist passiert?" "Warum bist du weggelaufen?" Genervt warf ich mein Handy auf die Bettdecke und vergrub mein Gesicht in mein Kissen. Ich wollte gerade nicht über das Nachdenken was gestern passiert war, auch wenn es mir bei jedem Gedanken ein neues Loch in meinen Körper stieß. Jeder Gedanke war wie ein Messer, dass nur darauf wartete ein weiteres Loch in mich zu bohren. Erschöpft an den Gedanken schloss ich wieder meine Augen und schlief weiter. Als ich ein weiteres mal zu meinem Wecker blinzelte, sah ich dass es schon Neun Uhr war. Mit einem ruck rollte ich mich zur Seite und plumpste auf meinen Teppich der meinen Aufprall etwas erträglicher machte. Langsam schob ich meine Gardinen zur Seite und erblickte den eingefrorenen See, der in aufgehenden Sonne leicht glitzerte. Ich seufzte und zog mir meine Schuluniform an. Mit zerzausten Haaren schlüpfte ich schnell in mein Badezimmer. Ich putzte mir die Zähne, bürstete so gut es ging meine verknoteten Haare und ließ sie durch ein dunkles Haarband, einigermaßen gut aussehen. "Halb Zehn, zeit fürs Frühstück" murmelte ich als ich schnell meine Tasche mit viel zu vielen Bücher vollstopfte. Da wir Freitags immer erst später Unterricht hatten, kam ich dieses mal nicht zu spät in die Mensa und setzte mich an einen weit entfernten Tisch mit Vier Stühlen. Ich nahm mir zwei frische Pfannkuchen auf mein Tablet und setzte mich mit einem Buch unter dem Arm an den runden Holztisch. "Morgen Elly" überraschte mich eine bekannte Stimme. Mit einem leichten lächeln drehte ich mich um und entdeckte Jonas der mit zwei anderen Jungen hinter mir stand. "Hey" antwortete ich schmunzelnd. "Ist bei dir noch platz?" fragte er und sah mich mit einem so unwiderstehlichen Blick an, dass aus mir kein Ton heraus kam und ich nur verwirrt nickte. Mit einem entzückendem lächeln setzte er sich mir gegenüber. "Das sind Charlie und Phil" erwähnte er als er sein Tablet auf den Tisch absetzte. Ich sah die beiden mit freundlicher Miene an und stoppte wieder in Jonas Augen. "Seit wann bist du so früh hier?" Jonas blickte mich mit einem konzentrierten Blick an. "Ich dachte mir dass es besser wäre in einer weniger gefüllten Mensa zu frühstücken" antwortete ich unsicher, obwohl ich den eigentlichen Grund für mein frühes Dasein wusste. "Ich komme auch immer früher, dann sind die Pfannkuchen noch warm" er sah mein Tablet an und lächelte leicht. "Scheint so als wäre ich nicht allein" Schnell senkte ich meinen Blick auf mein Tablet. Als wir fertig gegessen hatten, gingen ich und Jonas zur Theke um unser Geschirr abzulegen. Seine Freunde waren schon fertig und verschwanden in der nun gefüllten Mensa. Bevor ich mein Tablet auf die höhere Ablage schieben wollte, spürte ich wie zwei Arme hinter mir, das Tablet abnahmen und es mit Leichtigkeit in die Ablage schoben. Schnell drehte ich mich um. "Es war mir ein Vergnügen" antwortete Jonas ohne das ich ihm irgendeine Frage stellte. Es war komisch im ersten Moment das wir beide uns so nah standen, denn eigentlich hatte ich immer einen ausreichenden Abstand zu ihm, doch in diesem Moment störte es mich keinesfalls. Erwartungsvoll sah er zu mir runter. "Oh...danke" antwortete ich als ich meine Gedanken wieder fassen konnte. Schnell sah ich nach unten um mich nicht wieder in seinem Blick zu verlieren, doch ich wusste das sich leichtes schmunzeln in seinem Gesicht bildete. "Das Haarband steht dir gut" murmelte er und neugierig erhob ich meinen Kopf. "Ich meine es ernst" fügte er schnell hinzu und wartete ungeduldig auf meine Reaktion. Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf und ging zu meinem Platz zurück. Doch Jonas konnte meinen Schritten mit Leichtigkeit folgen und stand auch schon direkt wieder neben mir als ich den Tisch erreichte. Ich stopfte schnell mein Buch welches ich eigentlich am Tisch lesen wollte, in meine braune Umhängetasche. Als ich ein bekanntes lachen hörte erhob ich ruckartig meinen Kopf. An meinem Stammtisch saßen Ottokar, Florian und Stephan welche sich prächtig amüsierten. Jonas sah meinen hasserfüllten Blick und blickte mit runzelnder Stirn zu dem Tisch herüber. "Warum machen diese Jungen dich so wütend?" unterbrach er meinen Zorn und ich drehte mich zu ihm um. "Ich bin nicht wütend, ich wollte nur wissen warum sie lachen" "Das sehe ich, deine Zorn Falte über deiner Stirn verrät, dass du total entspannt bist" Schnell entspannte ich meine Gesichts Muskeln und starrte ihn verdutzt an. "Welche Zornes Falte" provozierte ich ihn mit einem kleinen schmunzeln. Mit einem wütendem Blick sah er mich an und verschränkte seine Arme. Sein Blick ließ mich zusammen zucken, doch ich wollte mich von ihm nicht einschüchtern lassen und verschränkte ebenfalls meine Arme. Als er das erkannte fing er leicht an zu lachen und schnappte sich meine Tasche. "Nicht schlecht Amelie" sagte er und ging mit schnellen Schritten an mir vorbei. "Warte, meine Tasche" eilig rannte ich ihm hinterher, was bei seiner Größe nicht einfach war und folgte ihm bis zum Mensa Eingang. "Du hast jetzt Spanisch, das heißt wir müssen in den Ost Turm" überlegte er mit konzentrierter Miene und wollte sich gerade auf dem Weg machen, als ich ihn an seinem Hemd festhielt. "Warte mal, wo willst du denn hin?" völlig außer Atem blieb ich vor ihm stehen. "Ich begleite dich zu deiner Spanisch Stunde" grinsend sah er mich an und guckte auf meine Hand die sein weißes Hemd panisch festhielt. Schnell ließ ich ihn los und strich mir eine nervige Haarsträhne aus meinem Gesicht. "Woher weißt du überhaupt dass ich Spanisch habe?" "Ich habe auf den Stundenplan gesehen welche Stunden du hast" erwiderte er, als sei es das normalste der Welt. Bevor ich ihm irgendetwas vorwerfen konnte, schlenderte er schon den langen Flur entlang. Er lief mit einem eleganten Gang durch den langen mit Mauern umhüllten Flur und es sah so aus als würde er genau wissen wo jede Unebenheiten in dem bröckeligen Steinboden war. Er wich jeder geschickt aus. Als ich wieder meine Sinne bei mir hatte, lief ich ihm kopfschüttelnd hinterher. Als wir am Spanisch Klassenraum ankamen setzte er meine schwere Tasche ab. "Dann bis nachher" mit einem schrägen lächeln wendete er sich von mir ab und joggte entspannt die Treppe, welche mir immer ewig vorkamen hinunter. Als ich bemerkte das ich immer noch die Luft anhielt, schnappte ich schnell nach Luft. Ich bemerkte das es nicht einfach für mich war in seiner Nähe zu atmen, geschweige ihn anzusehen. Ich öffnete die Klassentüre und setzte mich an einen Holztisch. 

Als Mittags die letzte Stunde endlich zu ende war, stürmte ich eilig aus dem Chemie raum hinaus. Ich vergas sogar auf Lucas zu warten, welcher mir nur enttäuscht hinterher sah. Meine Energie die während der Chemie stunde eigentlich auf den Nullpunkt gesunken war, durchströmte plötzlich meinen gesamten Körper. Als ich endlich mein Zimmer erreichte warf ich meine Schultasche in die Ecke und warf mich auf mein Bett. Auf meinem Wecker war es 16 Uhr. Laut atmete ich ein und starrte wieder an meine Decke. Dann beschloss ich in mein Badezimmer zu gehen, um zu sehen wie ich überhaupt aussah. Ich erschrak ein wenig als ich in meinen kleinen Badezimmer Spiegel blickte. Unter meinen Augen schimmerten leichte dunkle Verfärbungen durch meine blasse, krank aussehende Haut. Enttäuscht seufzte ich und sah zu meiner Schminktasche. Doch schnell schüttelte ich meinen Kopf. "Ich bin so wie ich bin und das müssen die anderen eben akzeptieren" redete ich zu mir selber und bürstete noch einmal meine Haare. Ich ließ das dunkelblaue Haarband in meinen Haaren und stolperte aus meinem Badezimmer heraus. Ich öffnete meinen Kleiderschrank und blickte erschrocken hinein. Ich trug meistens nur Dunkelrot, blau oder Grau töne, welche mich am wenigsten auffallen ließen. Mit verärgerter Miene durchsuchte ich meine Kleidung. "Warum mach ich mir überhaupt Gedanken, es ist ja kein Date" fuhr es durch meinen Kopf. Ich blickte auf und schloss schnell wieder meinen Schrank. "Oder doch?"

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