Kapitel 18: Jonas?

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Das Radio surrte mit einem hohen Ton durch den Pkw. Mit einem schnellen Handgriff drehte Jonas die Lautstärke herunter. Plötzlich war es still. Das Radio welches leise im Hintergrund  unsere Unterhaltung verfolgte, war verschwunden. Jonas blickt war wieder starr auf die Fahrbahn gerichtet. Für eine weile fuhren wir schweigend die Landstraße entlang. Ich beobachtete die vorbeiziehenden Wälder deren schmale weiße Bäume bis in den Himmel reichten. Der Nebel folgte uns und ummantelte die alte Landstraße. Ich biss mir unruhig auf die Lippe und sah wieder zu Jonas. "Tut mir leid falls ich dich irgendwie" "Hast du nicht" unterbrach er mich mit einem erleichterten lächeln. Ich glaube er war selber erleichtert, dass ich die peinliche Stille unterbrach. "Es ist nur so... ich hatte vor einem Jahr einen streit mit einem anderen Jungen wegen.. diesem Mädchen" fügte er hinzu und seufzte. Jonas wendete seinen Blick von der nicht endenden Straße und sah mich grübelnd an. "Oh, das tut mir leid ich wollte keinen wunden Punkt ansprechen" nervös kratze ich mich am Hinterkopf. "Nein, mir tut es leid, ich hätte nicht so reagieren sollen. Frag mich was auch immer du magst" mit einem grinsen blickte er wieder zur Straße. Ich entspannte meine angespannten Muskeln ein wenig und holte tief Luft. Ich wusste dass ich aus Jonas einige Informationen über Bea herausfinden konnte, um vielleicht mehr über Stephan zu erfahren. "Dann erzähl mir doch mal wie das mit Beatrice passiert ist?" fragte ich ihn mit einem besorgten ton, ich wusste ganz genau dass ich ihn so zum reden bekomme. Auch wenn ich mich ein wenig schlecht fühle und Jonas benutze um an Informationen zu kommen, wir sind ja schließlich nur Freunde. Jonas schluckte. "Es fing damit an das wir wie jedes Jahr das Rafting Turnier gegen Schloss Rosenfels starteten. Ich war zum ersten mal mit im Team und war sehr aufgeregt. Unser Team Chef war Stephan, sehr streng aber dafür waren wir perfekt vorbereitet. Im gegnerischen Team war Beatrice das erste mal Teamleader. Sie war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht aufgefallen und mich hat es beim ersten Blick direkt erwischt." Mit einem fesselnden Blick starrte ich ihn an und schluckte jede einzelne Silbe die aus seinem Mund kam auf. Der Jeep bog in eine enge Kurve ein. "Bei den Vorbereitungen versuchte ich ihr näher zu kommen, was auch geklappt hatte. Dafür dass sie nicht einmal wusste wer ich war, wollte sie sich schon direkt mit mir und meinen Freunden treffen. Wir schrieben auch über unsere Handys und meine Gefühle wurden immer stärker, was ein riesen Fehler war." verärgert runzelte Jonas seine Stirn. Seine Hände waren fest um das Lenkrad geklammert und ich erkannte wie sehr ihm das Thema zu schaffen machte. "Was war mit dem anderen Jungen, du sagtest dass du einen Streit hattest wegen ihr" sagte ich schnell damit er sich nicht unnötig aufregte. "Es kam heraus, dass Bea mich nur die ganze Zeit benutzt hatte um an Stephan heran zu kommen" murmelte er traurig und nahm die nächste ausfahrt. Ich schluckte als ich das Wort "benutzten" hörte. War ich genau wie Beatrice? Jonas bemerkte die Stille und sah mich erwartungsvoll an. "Sonst noch ne Frage?" er sah mich schmunzelnd an. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah auf meine ausgelatschten Converse. Wir bogen in eine kleine Straße ein die von beiden Seiten mit Farnen und Sträuchern umringt war. Die Straße endete in einer Sackgasse wo ein kleiner Parkplatz ausgelegt war. Der Wagen hielt quietschend an und erschrocken knallte ich gegen die Sitzlehne. Jonas stieg aus und wanderte um den Wagen herum. Eilig schnallte ich mich mit aufgeregtem Puls aus. Ich hörte schon wie seine Schuhe auf der feuchten Erde lauter wurden und mit einem kräftigen ruck machte er meine Tür auf. "Da wären wir" er stellte sich neben die Auto Türe. Mit einem Sprung landeten meine alten Schuhe auf der rutschigen Erde. Beinah verlor ich mein Gleichgewicht, doch dann spürte ich eine kalte Hand an meinem Rücken. "Fall nicht wieder hin" lachend richtete er mich auf. Doch seine Hand hatte es nicht nötig meine Regenjacke zu verlassen. Unruhig schob ich meine Haare zur Seite. "Wo genau sind wir?" fragte ich schnell und sah mich verwirrt um. "Ich zeig dir den Weg" seine Hand drückte mich sanft nach vorne, so dass ich automatisch zu laufen begann. Dann verließ mich seine Hand und er lief direkt neben mir zu einem kleinen Weg am Waldrand. Er war sehr uneben und die Chance dass ich mich wieder auf hinlegen könnte war sehr groß. Doch das war es mir wert. Die Luft welche so klar und frisch war, die leicht vereisten Pflanzen welche durch die kurzen Lichtstrahlen glitzerten, es war wie in einem Traum. Selbst der Nebel welcher mich heute Nachmittag noch leicht beängstigte, war wie ein Schleier der sich um die alten Bäume des Waldes rangte. Der Waldweg spaltete sich in zwei auf. Wir nahmen den Linken welcher in einem weiteren Parkplatz endete. Dieser war jedoch asphaltiert und viel größer. Nicht weit vom Parkplatz, befand sich ein moderner Laden auf den Jonas zügig zuging. "Wir sind da" sagte er und blieb vor der Eingangstüre stehen. Staunend sah ich durch die Glastür wo man schon die riesigen Bücherregal entdecken konnte. Jonas machte die Türe auf. "Nach ihnen" 

Die Bücherreih war unglaublich. Selbst bei mir Zuhause gab es etwas was man mit dieser Bibliothek vergleichen könnte. Wir waren schon länger als eine Stunde hier und ich war immer noch nicht fertig damit, die Abteilung über Astronomie zu durchwühlen. Jonas hatte sich inzwischen zeit auf einen Dunklen Sessel in eine Ecke geworfen und sahs grübelnd vor einem dicken Buch. Vorsichtig schob das Buch wieder zurück in das Regal. Mein Blick wanderte zu Jonas. Verwundert sah ich ihn an und ging langsam auf ihn zu. "Du ließ ein Buch?" sarkastisch sah ich zu ihm herunter. "Es ist kompliziert, aber ich möchte es unbedingt verstehen" sein Blick war immer noch in seinem dicken Buch versteckt. Als ich den Einband erkannt horchte ich auf. "Interstellar?" lachte ich leise und sah ihn überrascht an. Jonas hob seinen Kopf. Mein lächelnd verschwand, da ich seine Mimik noch nicht richtig interpretieren konnte. Dann bildete sich auf seinem Gesicht langsam ein Lächeln. "Ich dachte dann hätten wir mehr Gesprächsthemen" ich fing auch wieder an zu lächeln. Als ich ihn so länger ansah musterte ich jedes Detail. Schnell atmete ich auf.  "Wie wärs wollen wir noch woanders hingehen?" er klappte das Buch zu. "Ich leih mir noch schnell das Buch aus in Ordnung?". Jonas legte auf meinen Bücherstapel noch sein Buch  darauf. "Leih meins bitte auch mit aus?" ich ginste leicht und lief zur Kasse. Draußen wartete schon Jonas, angelehnt an einer Steinwand. Schwer bepackt kam ich aus der Türe heraus. "Warte" Jonas schnappte sich den Bücherstapel. "Lass uns erst einmal zum Auto gehen" sagte ich erschöpft. "Ja klar, du musst mir auch noch ganz viele Fragen über das Buch beantworten. Ich verstehe nicht warum der Hauptcharakter seine Familie verlässt" geschockt schüttelte Jonas mit den Büchern unter seinen Arm den Kopf. Ich lachte. "Das ist doch offensichtlich." "Vorsichtig fall nicht hin" warnte mich Jonas als ich den Waldweg betrat. Genervt verdrehte ich meine Augen. "Danke" reif ich ihm zurück und marschierte zügig den Waldweg voran. Schnell holte er mich ein und wir wanderten den ganzen Weg wieder zurück. Die Mystische Atmosphäre die der Wald ausstrahlte ließ meinen Bauch kribbeln. "Elly" Jonas griff auf einmal meine Hand. Erschrocken drehte ich mich um. "Was ist?" entsetzt sah ich ihn an. "Du hast mir meine Frage nicht beantwortet." Fragend sah ich ihn an. "Na er hat die Mission angetreten weil er sie liebte" murmelte ich. Jonas sah mich lächelnd an. 

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