"Ich wollte nicht stören" flüsterte ich und rannte weg. Ich lief wie ich noch nie in meinem Leben gelaufen bin. Ich durchquerte in Windeseile den Innenhof, vorbei an Ottokar und Lisa, vorbei an der wunderschönen Einrichtung des Schlosses, vorbei an meinem Schmerz. Mein Herz fing mit jedem weitern Schritt immer schneller an zu pochen. Die Rauhe Winterluft hinterließ einen trockenen Luftzug in meiner Kehle. Ich entfernte mich von dem prachtvollem Schloss und lief zu einem riesigen mit Schnee bedeckten Hügel. Krampfhaft stampfte ich meine Beine den steilen Hügel hinauf. Meine Hose war bis zu meinen Knien mit Schnee bedeckt, doch ich lief einfach weiter. Mein Atem wurde immer schneller und kraftloser und ich bemerkte wie mein Körper schwächer wurde. Ich sah das es nicht mehr weit war bis ich die Spitze erreichte und lief mit letzter Kraft den Hügel hinauf. Oben angekommen ließ ich mich erschöpft in den Schnee fallen. Der Schnee war hier oben viel höher und bedeckte fast meinen ganzen Körper als ich wie eine Mumie reglos im Schnee lag." Warum hat er das getan?" fragte ich mich während ich zitternd in den Grauen Himmel blickte. Plötzlich war alles still. Die verwirrten Stimmen in meinem Kopf waren nicht mehr da, nur noch das leise rauschen des Windes der durch die kahlen Bäume tanzte war zu hören. Da lag ich nun. Ich Amelie, liege wie ein toter Mensch im kalten Schnee und denke über alles nach was mir passiert ist. Ende Sommer hat alles angefangen, ich wurde nach Schreckenstein geschoben und habe die wohl besten Leute der Welt kennen gelernt. Doch ich glaube das dass hier alles nicht zu mir passt. Ich sah wie sich ein kleiner Sonnenstrahl durch die Graue Wolkendecke blinzelte. Dann passierte es. Ich spürte etwas warmes an meiner Wange herunter laufen, etwas nasses. Traurig sah ich zu wie der Sonnenstrahl wieder verschwand und somit auch der Stich. Der Stich welcher mich seit dem mich jemand aus dem See gezogen hatte verfolgte. Der Stich der sich nun in meinem ganzen Körper ausbreitete. Eine weitere Träne erwärmte mein kaltes Gesicht und auf einmal bemerkte ich etwas. Ich erhob meinen Oberkörper und setzte mich auf. "Kann es sein das ich ihn doch mochte?" sagte ich und starrte in den Schnee. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. "Naja, er hat sowieso keine Interesse wenn er schon jemand anderen küsste" murmelte ich wütend und ballte meine Hände zu Fäusten. Mit zitternden Knien trat ich meinen Heimweg an. Als ich den Hügel hinter mir gelassen hatte, spürte ich die Kälte die meinen ganzen Körper zusammen zucken ließ. Ein leichtes Lächeln trat in mein Gesicht als ich den Innenhof betrat. Dort parkte ein Auto welches mir sehr bekannt vorkam. Mit letzter Kraft rannte ich zum Burg Eingang und stoß mit jemanden zusammen. Ich blickte auf und entdeckte meinen Vater der mich besorgt ansah. Ohne irgend etwas zu sagen umarmte ich ihn mit all meiner Kraft die ich noch übrig hatte. Währenddessen liefen mir ein paar weitere salzige Tränen über meine Wangen. Ich spürte wie eine weitere Person mich umarmte. Der Geruch, die Berührung ich wusste sofort dass es meine Mutter war und ein strahlendes Lächeln zauberte sich auf meinem Gesicht.
30. November ;
"Möchtest du noch etwas Kakao?" meine Mutter nahm mir meine Tasse ab und lächelte mich an. "Mit vergnügen" ich lächelte und kuschelte mich wieder in meine Decke und sah mir weiter die DDR Dokumentation an die meine Mutter jeden Sonntag guckte. Als ich das Geräusch der Kaffee Maschine hörte, drehte ich mich strahlend um. "Hallo Papa" rief ich so laut das es bis zur Küche zu hören war. "Hallo Elly" schalte es zurück und mein Vater lugte hinter der Küchen Tür hervor. "Ich hab dir was von der Tankstelle mitgebracht" rief er mir zu und kramte etwas aus seiner Jackentasche hervor. Lachend schüttelte ich meinen Kopf und sprang vom Sofa herunter. Lächelnd kam er mit zwei Capri Sonne in seiner Hand aus der Küche hervor. "Ich glaube für deine Prüfungen nächste Woche kannst du die gut gebrauchen" schmunzelte er und setzte sich erschöpft auf den Sessel. "Kakao ist fertig" meine Mutter kam mit Drei heißen Tassen in das Wohnzimmer rein. "Bist du sicher das du fit für die Prüfungen bist?" fragte sie als sie die beiden Tassen auf den Wohnzimmer tisch absetzte. "Wir fahren dich natürlich heute Abend selbst zur Burg" fügte mein Vater nickend dazu und schnappte sich schnell eine Tasse. "Klar ich bin gut vorbereitet" antwortete ich ihr und nahm mir ebenfalls eine Tasse Kakao und wärmte meine Hände auf. "Und falls irgend etwas passiert, ruf mich an oke?" besorgt sah sie mich an und ließ sich in die Sofalehne fallen. "Ich rufe dich direkt an" sagte ich mit einem vertrauten Blick und kuschelte mich zurück in meine Decke. Ich hatte meinen Eltern alles erzählt was passiert war, wie ich mich gefühlt hatte und was ich alles gemacht habe. Ich hatte zuerst Angst das sie mich nicht verstehen würden als ich ihnen mit verweinten Augen die ganze Geschichte erzählte. Doch sie hörte sich jedes Wort an und trösteten mich. Als ich mich beruhigt hatte, versprachen sie mir das sie mich jedes Wochenende abholen würden und wir es zusammen Zuhause verbringen würden. Mir ging es seitdem sowieso viel besser, vielleicht lag es auch daran weil ich mich einen Tag nach meinem Zusammenbruch mit Jonas getroffen hatte.
"Wir holen dich Übermorgen direkt ab mein Schatz" sagte meinen Mutter mit feuchten Augen und verabschiedete sich von mir. Mein Vater sahs schon im Wagen und lächelte mich mit fühlend an. Dann fuhren sie aus der Burg raus und ich winkte ihnen noch, bis sie ganz verschwunden wahren. Ich ging zurück in die Burg und machte mich auf den Weg zum Lehrer Zimmer. Als ich die alten Holztüren öffnete saßen nur wenige Lehrer an den kleinen runden Tischen und die meisten arbeiteten konzentriert an ihren Laptops. Suchend blickte ich mich nach meinem Literatur Lehrer um. "Mister Michel?" fragte ich in den Raum hinein. Ich sah eine Hand am Ende des Raumes welche sich erhob. Mit eiligen Schritten ging ich auf ihn zu. Er sahs auf einem kleinen Sessel, sein Gesicht in einem Buch versunken. "Ich wollte nur sagen das wir die Flyer alle verteilt haben" ich sah ihn verwirrt an, weil sein Gesicht immer noch hinter einem alten grünen buch versteckt war. "Sehr gut wo sind die anderen?" sagte er kurz ohne von seinem Buch aufzublicken. Erstaunt sah ich ihn an. Wie konnte er wissen das nur ich vor ihm stand? Nervös biss ich mir auf die Zunge. "Ich weiß nicht genau wo die anderen sind, ich glaube die sind noch auf Schloss Rosenfels" murmelte ich verlegen. Nun blickte er mit runzelnder Stirn von seinem Wälzer zu mir hoch. "Das heißt deine Kameraden sind noch draußen, aber Sie sind schon hier?§" fragte er mich forsch. Ich schluckte, sein Blick fühlte sich so an als würde er durch meine Seele hindurch schauen. "Ich bin schon einmal los gegangen, weil... mir sehr kalt ist und ich erkältet bin" log ich schnell und setzte ein gespieltes Gesicht aus. "Bei nächsten mal kommt ihr bitte alle zusammen, sonst passiert noch jemanden etwas" mit desinteressierten Blick wendete er sich wieder seinem dicken Wälzer. Erleichtert sah ich ihn an. "Und eines noch, beim nächsten mal sollten sie sich nicht beim Flyer verteilen im Schnee wälzen" er deutete auf meine Jacke die voller Schnee war. Ich lächelte leicht und verließ schnell das Lehrer Zimmer. Im Flur zog ich wütend meine Jacke aus und schüttelte den Schnee ab. "Hey, willst du den kalten Schnee nach Schreckenstein bringen, ich bin ja schon genervt das dieses Zeug draußen liegt" rief ein Junge mir zu und zuckte erschrocken zusammen. "Ach stell dich nicht so an, das bisschen Schnee" fauchte ich genervt zurück. "Was hat Burg Schrecknestein nur aus dir gemacht" lachte der Junge und kam auf mich zu. Ich erkannte an dem Selbstbewussten Schritten, dass es Jonas war der schmunzelnd auf mich zu kam. Genervt verdrehte ich die Augen. "Hast du keinen Unterricht" murmelte ich und klopfte die letzten Schnee Reste aus meiner Jacke. Nachdenklich verschränkte er seine Arme und blieb vor mir stehen. "Was ist los?" fragte er, immer noch mit einem kleinen schmunzeln auf seinen Lippen. "Nichts ich mag nur keinen Schnee." Jonas sah mich nun mit ernster Miene an. "Was?" verdutzt sah ich ihn an. "Entschuldige, ich bin nur...ach keine Ahnung mir ist gerade alles zu viel" ich atmete kurz auf und sah ihn unschuldig an. "Dann kommt ja unser morgiges treffe ganz recht was?" seine Miene verbesserte sich. "Um wieviel Uhr denn?" fragte ich und atmete tief aus. "Um 18 Uhr" sagte er und lächelte aufgeregt. "Aber Jonas, um 20 Uhr holen mich meine Eltern ab, das schaffen wir mit dem Bus alles nicht. Die Bücherei ist doch nicht im Dorf" entsetzt sah ich ihn an. "Keine Sorge ich habe ein Auto, dann hol ich dich morgen einfach ab" ohne das ich etwas sagen konnte drehte er sich um und ließ mich mit meiner Schnee freien Jacke alleine. Ich lächelte kurz auf.
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Burg Schreckenstein Das beste halbe Jahr meines Lebens
Hayran KurguAmelie oder auch Elly genannt ist 17 Jahre alt und kann endlich durch ein Stipendium ihr Abitur auf Schloss Rosenfels machen. Jedoch verläuft alles ganz anders als erwartet und sie landet auf Burg Schreckenstein. Eigentlich kann es nicht noch schlim...