Nachdem das nächste Abenteuer, sich ins Auto zu setzten, auch gemeistert war, schloss Jessy erschöpft die Augen. Ihr Knie pochte.
,, Ich kann dir zu Hause etwas zum Kühlen geben“, sagte Spencer während er den Motor startete.
,, Soll ich noch etwas zu essen besorgen? Das im Krankenhaus war nicht unbedingt das Beste...“, redete er weiter drauf los.
Jessy war es etwas unangenehm mit Spencer in dem Auto zu sitzen. Zum einen machte er sich so viel Mühe und zum anderen kannten sie sich eigentlich kaum.
,, Wenn es Ihnen keine Umstände macht“, flüsterte sie also unsicher und lugte zu Spencer rüber.
,, Zuerst, du kannst mich ruhig duzen und zweitens bin ich jetzt für dich verantwortlich. Wenn du einen Wunsch hast, sprich ihn aus. Magst du Pizza?“ Reid war zwar nicht gerade der Verfechter für Fast Food aber Jugendliche standen da schließlich drauf.
,, Ja, schon... aber eigentlich habe ich gar keinen Hunger“, nuschelte sie.
,, Dann kannst du nachher vielleicht etwas Obst essen oder ich koche dir etwas.“ Spencer wusste genau, dass er sie jetzt nicht zum essen zwingen durfte aber würde sie zulange darauf verzichten, würde ihm nichts anderes übrigbleiben.Auf dem Weg vom Parkplatz zur Wohnung stütze Spencer Jessy wieder. Er merkte zwar, dass es ihr unangenehm war aber anscheinend fand sie es besser als die Schmerzen im Knie. Er schob sie vorsichtig von sich weg, als er nach dem Wohnungsschlüssel suchte. Schnell schloss er die Tür auf, stoppte aber in der Bewegung.
,, Ich wohne im dritten Stock“, flüsterte er und schaute beschämt auf den Boden. Daran hätte er doch denken müssen!
,, Ouh...“, stellte sie mit einem Blick auf ihr kaputtes Knie fest. Man sah die Schiene trotz Jogginghose deutlich an ihrem Bein.
Reid machte die Tür ganz auf und half Jessy noch bis zum Treppenansatz.
,, Ich schaffe das schon irgendwie. Was hatte der Arzt gesagt? So wenig wie möglich laufen und Treppen vermeiden?“, flüsterte sie zu sich selbst. Sie ging langsam auf die Treppe zu, mit der einen Hand hielt sie sich am Geländer fest und mit dem anderen stützte sie sich mit der Gehhilfe ab. Sie setzte zuerst das gesunde Bein auf die erste Stufe und zog sich dann am Geländer hoch, es funktionierte. Erste Stufe von etwa 60 geschafft. Spencer beobachtete sie dabei nur misstrauisch, aber das wollte sie selber schaffen. Treppen laufen war doch ein Klacks!
Erneut stellte sie zuerst das gesunde Bein eine Stufe höher und- schmerzerfüllt zog sie Luft ein. Sie hatte sich zu sehr auf das verletzte Bein gestützt und fluchte Laut auf. Tränen standen wieder in ihren Augen. Was war das denn? Sie konnte nicht einmal mehr Treppen laufen. Das war doch immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Hab dich nicht so, ermahnte sie sich selbst und versuchte es ein weiteres Mal, diesmal vorsichtiger.
,, Scheiße!“ Sie war noch zu schwach, konnte sich nicht mehr am Geländer festhalten und sich mit dem Bein abzufangen blieb aus. Mit zugekniffenen Augen fiel sie nach hinten und wartete auf den harten Treppenansatz, fand sich allerdings in Spencers Armen wieder.
Er drückte sie wieder hoch, sodass sie normal stehen konnte.
,, Danke“, nuschelte sie mit immer röter werdenden Wangen.
,, So geht das nicht, wenn du dir nicht auch noch dein Genick brechen willst.“
,, Hmm.“
,, Ich muss dich tragen“, stellte Spencer fest. Er wusste selber nicht, ob er die Idee gut oder schlecht finden sollte aber was blieb ihnen sonst?
,, Was?“, fragte Jessy schockiert. Sie war doch kein kleines Kind mehr und es waren nur verdammte Treppen. Sie wollte sich von dieser Verletzung nicht unterkriegen lassen!
,, Oder hast du eine bessere Idee?“
Peinlich berührt schüttelte sie den Kopf.
,, Jetzt ist nur die Frage, wie ich dich Trage, ohne, dass dein Knie schmerzt.“
Jessy musste wirklich unterdrücken sich mit der flachen Hand ins Gesicht zu schlagen. Diese Situation war einfach so peinlich! Jetzt musste sie sich schon von einem fremden Mann tragen lassen.
,, Achtung...“, warnte Reid sie vor, bevor er sie vorsichtig von hinten hoch hob. Die eine Hand hatte er hinter ihrem Rücken und die andere unter dem gesunden Knie, wodurch das andere in der geraden Position verweilen konnte. Erstaunt ließ Jessy sich tragen, nie hätte sie gedacht, dass so ein schmächtiger Typ so eine Kraft hätte. Bewundernd beobachtete sie, wie Spencer jeden Schritt vorsichtig und langsam trat. Er machte sich wirklich Mühe mit ihr.
,, Danke“, sagte sie und lächelte ihn leicht an. Spencer ließ sie fast vor Schreck fallen, sie hatte gelächelt! Er wurde etwas rot und guckte schnell wieder auf den Boden, um nicht zu stolpern. Vor der richtigen Tür angekommen, ließ er sie langsam runter und sie stützte sich sofort wieder auf ihre Krücken.
Spencer streckte sich kurz, bevor er die Tür aufschloss.
,, Ja, ähm, das ist es.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür und ließ sie in die Wohnung humpeln. Schnell trat er hinter ihr ein und schloss dann die Tür wieder.
,, Kannst du laufen?“, fragte er noch einmal sicherheitshalber.
,, Geht schon.“
Er zeigte ihr die Zimmer. Arbeitszimmer, Bibliothek, Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer.
,, Wenn du willst kannst du in meinem Bett schlafen. Ich nehme das Sofa im Wohnzimmer“, bot Spencer an.
,, Ich schlafe auf dem Sofa, schließlich wohnen Sie hier“, stellte Jessy fest und schaute Spencer unsicher an. Sie konnte noch nicht ganz einordnen, was er für ein Mensch war und wie sie mit ihm sprechen durfte. Wurde er schnell sauer oder sogar handgreiflich?
,, Du kannst ins Wohnzimmer gehen. Ich hole eben etwas zum Kühlen und ein bisschen Obst“, lächelte Spencer und machte sich dann schnell auf den Weg in die Küche. Die Tatsache, dass Jessica ihn immer noch siezte, überhörte er. Er wollte ihr einfach nur ein gutes und geborgenes Gefühl geben.
Jessy humpelte ins Wohnzimmer und ließ sich dort aufs Sofa sinken. Der komplette Raum war voll mit Büchern, obwohl Spencer noch eine Bibliothek hatte. Einen Fernseher gab es nicht einmal...
,, Ich habe leider nur ein paar Äpfel da, aber besser als gar nichts. Ich bin normalerweise nicht oft zuhause.“ Er reichte ihr einen Apfel und das Kühlpack.
,, Du kannst dein Bein ruhig hoch legen, warte.“ Er stand auf und holte schnell einen kleinen Hocker, der im Nebenraum stand. Erleichternd legte Jessy ihr Bein darauf ab und das Kühlpack aufs Knie.
,, Das tut gut“, seufzte sie und legte den Apfel auf den kleinen Glastisch.
,, Willst du nicht essen? Es wäre besser.“
,, Vielleicht später.“
Beide saßen still nebeneinander. Jeder ging seinen Gedanken nach. Bis Spencer sich räusperte.
,, Weißt du, ich habe vorhin erfahren, dass die Beerdigung von deinem Vater bald stattfindet. Ich bin mir nicht sicher, aber-“, fing Reid vorsichtig an. Er wusste, das Thema war heikel.
,, Kann ich jetzt schlafen gehen? Ich bin ziemlich kaputt“, unterbrach Jessy ihn sofort. Sie wollte von all dem erst einmal nichts mehr hören.
,, Ich hole eben ein paar Decken. Wenn du willst und es schaffst, kannst du schon einmal ins Bad gehen.“ Spencer stand zügig auf und holte aus einem Schrank in seinem Schlafzimmer zwei Decken.
Er fühlte sich die ganze Zeit schon so komisch. Zum einem die Sorge um dieses Mädchen, das gerade in seinem Wohnzimmer saß, zum anderen fühlte er auch Stolz. Er war stolz, dass er so eine Verantwortung bekommen hatte. Er würde seinen Job gut machen!
Als er wieder ins Wohnzimmer kam, war Jessy gerade erst aufgestanden und hatte dadurch das Sofa frei gemacht, welches Spencer jetzt bezog.
,, Entschuldigung, ich habe es nicht so schnell hoch geschafft...“, murmelte sie und blickte verlegen auf den Boden.
,, Es ist alles in Ordnung, wir haben alle Zeit der Welt. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, erwiderte Spencer mit weicher Stimme und lächelte leicht.
,, Ich bin es nicht mehr so gewöhnt“, flüsterte das Mädchen eher zu sich selbst als zu Spencer. Er sagte darauf nichts, er wollte nicht weiter bohren.
,, Soll ich dir helfen ins Badezimmer zu kommen?“, fragte Spencer, als er sah wie hilflos Jessy versuchte sich ohne Schmerzen voranzubewegen.
,, Wenn es Ihnen nichts aus macht, gerne...“ Reid schüttelte leicht den Kopf, immer noch siezte sie ihn. Er ging auf sie zu und stützte sie so wie im Krankenhaus. Schritt für Schritt arbeiteten sie sich durch die Wohnung.
,, Ich muss dir noch ein paar Tabletten geben, die der Arzt mir gegeben hat. Ich bin zwar nicht unbedingt für die Einnahme von Tabletten aber... ich schweife ab... außerdem muss deine Wunde im Gesicht noch eingecremt werden. Du solltest morgen versuchen duschen zu gehen, das letzte Mal wurdest du nach der OP richtig gewaschen“, erzählte Spencer vor sich hin. Jessy hörte nur mit einem Ohr zu, sie konzentrierte sich aufs Laufen. Trotzdem musste sie feststellen, dass sie sich bei Spencer ungewöhnlich wohl fühlte. Auch wenn sie es nicht so zeigte aber sie war erleichtert. Ihr hätte so viel schlimmeres passieren können aber sie war jetzt bei Spencer. Er würde hoffentlich acht auf sie geben... Trotzdem streiften ihre Gedanken immer wieder zu ihren Eltern ab. Sie fragte sich einfach nur: Wieso?
,, So wir sind da, hier deine Gehhilfe. Warte kurz, ich hole dir eine Zahnbürste. Emily, von der du auch deine Klamotten hast, hat einige Sachen eingekauft. Zum einen auch eine Zahnbürste für dich. Du kannst dich dort auf den Stuhl setzen und dann Zähne putzen oder du bleibst einfach stehen, beides ist okay. Mach das, was besser für dich ist. Ich hole in der Zwischenzeit die Salbe und die Tabletten.“
Jessy musste trotz der Umstände leicht in sich hinein lächeln, er redete viel und war fürsorglich. Er machte sich so viel Mühe.
Während Jessy sich im sitzen Zähne putzte, kam Reid wieder mit der Medizin zurück.
,, Ich stell dir alles hier auf das Regal. Du musst von den beiden Packungen eine Tablette nehmen und die Salbe großzügig über dein Auge auftragen. Ich habe dir ein Glas Wasser zum runterspülen mitgebracht. Ruf mich, wenn du etwas brauchst.“
Und schon war er wieder verschwunden. Sie zierte sich etwas vor dem Tabletten nehmen, überwand sich aber schließlich und schluckte sie mit einem großen Schluck Wasser herunter. Die Salbe brannte im ersten Moment extrem auf der Haut, danach breitete sich ein angenehmes Gefühl über der Wunde aus.
Sie schnappte sich ihre Krücken und humpelte wieder ins Wohnzimmer. Auf die Schmerzen ging sie nicht ein, sie wollte Spencer nicht rufen. Er machte sich schon zu viel Mühe. Es war so ungewohnt, fast schon unangenehm.
,, Hey, ich hätte dir doch helfen können“, begrüßte Reid sie, als sie wieder ins Wohnzimmer kam. Unbeholfen zuckte sie leicht mit den Schultern.
,, Wie auch immer, ich habe dir dein Bett bezogen und dir eine kleine Lampe ans Sofa gestellt. Ich gehe auch gleich schlafen. Versprich mir bitte, dass wenn du Schmerzen hast oder ähnliches mich weckst“, erklärte Reid und wurde zu den letzten Worten ernster.
,, Okay“, flüsterte Jessy und ließ sich vorsichtig aufs Sofa nieder.
,, Brauchst du noch etwas?“
Sie schüttelte den Kopf.
,, Du hast keinen Schlafanzug! Ich könnte dir ein Hemd holen. Ich habe sehr viele, mir würde das nichts ausmachen“, gab Reid zu verstehen und machte sich schon auf den Weg zu seinem Kleiderschrank, bevor sie überhaupt etwas antworten konnte.
In der Zeit färbte sich Jessys Kopf ungesund rot. Jetzt übertrieb Spencer wirklich...
,, Ich kann auch so schlafen, ich habe kein Problem damit. Wirklich!“, versicherte Jessy und deutete auf 'ihre' Jogginghose und dem T-Shirt, noch bevor der junge Mann den Raum ganz betreten hatte.
,, Na gut aber ich lege es dir hier auf den Stuhl, falls du es dir anders überlegst“, meinte Reid und ging vor Jessy, die auf dem Sofa saß, in die Knie.
,, Wenn in der Nacht irgendetwas passieren sollte oder du reden willst, ich bin nur eine Tür weiter“, erklärte er beruhigend. Jessy sah ihn nur zweifelnd an.
,, Gute Nacht, Jessy“, meinte er dann mit einem Lächeln und drückte sich am Sofa ab, um aufzustehen.
,, Gute Nacht und Danke“, murmelte sie und legte sich vorsichtig hin. Ihr Knie fühlte sich so an, als würde ein sehr starker Druck darauf lasten aber sie wollte nichts sagen. Es war bestimmt ganz normal.
,, Bis morgen“, mit den Worten schaltete Spencer das Licht aus und verließ den Raum.
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Ich will nicht zurück (Spencer Reid fanfiction)
Fiksi PenggemarSpencer Reid ahnte nicht, was ihn alles erwarten würde, als ein junges Mädchen ihn um Hilfe bat. Sie wurde entführt und durchlebte die Hölle. Spencer macht es sich zur Aufgabe, ihr zu helfen. Aber war es schon zu spät? Hatte dieses Mädchen überhaupt...