Unheimliche Schmerzen zogen ohne Unterbrechung durch ihr Knie. Sie konnte es nicht mehr bewegen, sie wagte es nicht mehr es zu bewegen. Es blutete stark und war sehr dick angeschwollen. Wimmernd drückte sie sich gegen die Wand in dem kleinen, dunklen Raum.
Steve hatte sie, nachdem er erbarmungslos mit einem Hammer auf ihr Knie eingeschlagen hatte, wieder in den Raum gesperrt.
Sie biss sich auf die Zunge um nicht zu schreien. Im ersten Moment fühlte sich ihr Knie eiskalt an und im nächsten verbrannte es wieder. Noch nie hatte sie solche Schmerzen gehabt. Sie wollte ganz leise sein, vielleicht würde der Mann sie dann vergessen aber sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, danach fing sie hemmungslos an zu weinen. Diese Schmerzen waren nicht auszuhalten! Nichts. Nichts, tat so sehr weh, wie ihr Knie gerade.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und er stand im Türrahmen. Nein, nein bitte nicht, dachte Jessy sich. Hatte sie nicht schon genug gelitten?
,, Steh auf!“, befahl er. Wie bitte? Sie konnte ihr Bein nicht einmal mehr bewegen und er verlangte, dass sie lief.
,, Los!“ Erbarmungslos kam er auf sie zu und zog sie am Arm hoch. Schmerzerfüllt wimmerte Jessy auf. Das war ihr zu viel. Diese Schmerzen, am liebsten wäre sie an Ort und Stelle umgefallen und nie wieder aufgewacht. Würde sie hier jemals wieder heile herauskommen? Sie versuchte ihr Gewicht auf das rechte Bein zu verlagern. Erneut schluchzte sie hart. Sie wollte es nicht ertragen. Sie sah alles nur noch verschwommen.
,, Hab dich nicht so.“
Er zog sie mit schnellen Schritten hinter sich her. Das Mädchen humpelte mit zusammengepressten Zähnen hinterher. Jede noch so kleine Bewegung tat höllisch weh. Es sollte aufhören. Erlösend drückte er sie in einen großen Sessel.,, Warte hier.“ Das nahm sie nur zu gerne an. Nie mehr wollte sie sich bewegen. Sie rückte etwas zurück in den Sessel, trotz Schmerzen, und lehnte ihren pochenden Kopf an die Lehne, wodurch sie in die Küche gucken konnte. Sie stockte in der Bewegung.
Ihr Vater lag am Boden, er blutete sehr. Er bewegte sich nicht. Wann war das passiert? Wieso?
Plötzlich hustete er stark und drehte sich etwas auf den kalten Fliesen. Ein Stein fiel Jessy vom Herzen, er lebte. Sie wollte sich erheben und zu ihm gehen aber ihr Knie hinderte sie daran.
Auf einmal stand wieder der große Mann vor ihr. Erschrocken zog sie Luft ein.
,, Keine Sorge, alles okay. Ich habe hier was zum kühlen“, sagte er fast mit sanfter Stimme. Jessy schluckte und nahm das Kühlpack an. Vorsichtig hielt sie sich es ans Knie und zuckte sofort stark zusammen. Die Kühle tat zwar gut, das Knie zu berühren eher weniger.
,, Was, ähm, was passiert mit Dad“, fragte sie mit leiser und heiserer Stimme.
,, Oh, ich kann ihn gerne für dich holen“, erwiderte er gespielt freundlich. Sie konnte und wollte darauf nichts erwidern. Nie wusste sie, was ihn provozieren könnte oder was nicht und noch andere Schmerzen als am Knie, wollte sie wirklich nicht.
Steve packte Jessys Vater einfach am Bein und zog ihn ins Wohnzimmer. Bewegungsunfähig beobachtete das Mädchen ihn dabei.
Ihr Vater hatte eine große Wunde am Kopf und viele kleiner über den Körper verteilt. Überall klebte schon getrocknetes Blut an seinem Körper und man musste kein Arzt sein, um zu merken, dass es ihm absolut nicht gut ging. Jessica wollte ihn nicht angucken. Sie gab sich die Schuld. Hätte sie diesen jungen Mann am U-Bahnhof nicht angesprochen, hätte ihr Vater nicht so leiden müssen. Es hatte nichts gebracht den Mann anzusprechen. Gar nichts.
,, Jessy, guck mich an“, hustete ihr Dad auf einmal. Langsam und widerwillig ließ sie ihren Blick auf den Boden zu ihren sitzenden Vater gleiten. Steve beobachtete beide lächelnd.
,, Hör mir zu, egal was passiert, nichts davon ist deine Schuld. Du bist ein starkes Mädchen, ich bin stolz auf dich. Bald wird alles besser werden vertrau mir“, lächelte ihr Vater schwach. Dem Mädchen kamen die Tränen. Was sollte das heißen? Wollte ihr Dad sie jetzt etwa alleine lassen?
,, Ich hab dich lieb“, schluchzte sie. Sie zitterte am ganzen Leib.
,, Ich hab dich mehr lieb“, flüsterte er. Er sackte immer mehr in sich zusammen, konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Jetzt saß er nicht mehr auf dem Boden, sondern lag bewegungslos dort.
,, Dad?“ Nichts.
,, DAD!?“ Wieder nichts.
,, DADDY!“, kreischte das Mädchen. Sie stieß sich vom Sofa ab und setzte sich, trotz unheimlicher Schmerzen im Knie, neben ihren Dad. Sie schrie, kreischte vor Schmerzen. Es gab doch etwas, das mehr weh tat als das Knie.
Sie wollte ihn in ihre Arme ziehen aber ein lauter Knall hinderte sie daran.
,, Fuck!“, fluchte Steve und ging in die Hocke neben Jessica. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte er sie schon im Schwitzkasten und hielt ihr ein Messer vors Gesicht.
,, Lass mich los!“, schrie sie unter Tränen. Sie konnte nicht mehr. Ihr Dad war doch alles was sie noch hatte. Sie wollte zu ihrem Dad. Er brauchte sie jetzt! Der Typ sollte sie gefälligst loslassen! Er verstand nicht! Es war wichtig, sie musste zu ihrem Dad! Sie schrie, weinte und schluchzte aber nichts half.
,, Lassen Sie das Mädchen sofort los!“, brüllte auf einmal eine tiefe Männerstimme. Hotch ging näher auf die beiden zu.
Das war also der Knall gewesen, das Eintreten der Tür. Das FBI Team hatte sie gefunden. Ob es schon zu spät war, wusste man in diesem Moment noch nicht.
,, Sie wird mit mir sterben! Sie wird mit mir und ihrem Vater sterben!“, wimmerte der sonst so starke Steve und drückte seinen Arm enger um Jessys Hals.
Langsam wurde ihre Umwelt unscharf und verschwommen. Es fühlte sich an, als würde sie in weicher Watte eingemummt sein. Ihr Knie schmerzte nicht mehr. Die lauten Schreie der Agents verstummten langsam und sie fühlte sich ihrem Vater noch nie näher.,, Ruf einen Krankenwagen!“, schrie Reid.
Nachdem Steve Anderson Dereks Kugel direkt in den Kopf bekommen hatte, war das Mädchen zusammen gesackt. Ihr wurde die Luft zu lange abgeschnürt.
Schnell lief Spencer zu Jessy und löste Steves Hände endgültig von ihr. Ihr Puls war schwach, steigerte sich aber nachdem sie wieder frei atmen konnte. Reid hob sie vorsichtig hoch und legte sie behutsam auf das Sofa. Er sah sofort das Knie. Durch die Hose konnte er Blut erkennen, so viel Blut. Sie musste ganz schön was durchgemacht haben...
Langsam öffnete sie die Augen und sah als erstes in ein ihr ziemlich bekanntes Gesicht. Trotz Schmerzen am ganzen Körper und diesem Verlangen die Augen einfach wieder zu schließen, versuchte sie sich zu erinnern. Braune kurze Haare, braune Augen, dieser besorgte, erstaunte Gesichtsausdruck. Er sah jung aus und war ihr irgendwie vertraut, ein kleines bisschen zumindest.
Genau. Es war der Mann von der U-Bahn.
,,Danke“, hauchte sie schwach. Sie hatte doch richtig gehandelt. Ihr Dad hatte recht, es würde alles wieder gut werden. Ihr fielen die Augen sofort wieder zu, sie war so müde.
,, Wo bleibt der Notarzt?!“, brüllte Spencer durchs Haus, er fühlte sich so hilflos. Glücklicherweise traten in diesem Moment die Hilfskräfte mit einer Trage ein. Sie verscheuchten Spencer von ihrer Seite, legten das Mädchen vorsichtig auf die Liege und brachten sie in den Krankenwagen.
Noch nie in seinem Leben konnte Reid seine Gefühle so schwer einordnen. War es Freude? Trauer? Wut? Egal, er musst jetzt helfen.
Wie aus Selbstverständlichkeit folgte Spencer den Helfern und wollte mit in den Krankenwagen steigen, als Derek ihn zurück hielt.
,, Wo willst du denn hin?“
Mit einer einfachen Geste zeigte Reid zum Krankenwagen in den Jessica gerade geschoben wurde und stieg dann ein. Er setzte sich auf die kleine Bank neben der Liege und musterte das Mädchen besorgt. Sie hatte schon mehrere Infusionen und die Ärzte begutachteten gerade besorgt ihr Knie. Sie mussten das linke Hosenbein abschneiden, um an das Knie zu gelangen.
Jessica bekam nicht viel mit, zumindest dachte man das von außen, aber innerlich schrie sie vor Schmerz. Ihr tat alles weh. Von den äußerlichen Schmerzen an Knie und Hals bis hin zu einem sehr starken Druck an ihrem Herzen. Sie dachte an ihren Dad. Wo war er gerade? War er wirklich fort? Langsam ließen die Schmerzen nach, sie hatte Schmerzmittel bekommen.
,, Was ist mir ihr passiert?“, fragte Reid, als Jessica wieder die Augen zu fielen. Sie blinzelte immer mal wieder leicht auf.
,, Ich kann hier erst einmal nur von dem Offensichtlichen sprechen. Sie hat sehr viele Prellungen, vor allem im Gesicht. Sie hat leichte Würgemale am Hals und ihr Knie scheint es schwer erwischt zu haben. Wir werden aber erst weiteres bei den nächsten Untersuchungen und beim Röntgen feststellen können.“, erklärte der Arzt ruhig. Besorgt schaute er sich das Knie noch einmal genauer an. Das würde kein Zuckerschlecken werden.
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Ich will nicht zurück (Spencer Reid fanfiction)
FanficSpencer Reid ahnte nicht, was ihn alles erwarten würde, als ein junges Mädchen ihn um Hilfe bat. Sie wurde entführt und durchlebte die Hölle. Spencer macht es sich zur Aufgabe, ihr zu helfen. Aber war es schon zu spät? Hatte dieses Mädchen überhaupt...