Albtraum

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Nun war Jessy alleine, alleine mit ihren Gedanken. Ans Schlafen verlor sie keinen einzigen Gedanken, viel zu viel schwirrte dafür in ihrem Kopf umher. Letztendlich blieb sie bei zwei Themen hängen. Der Beerdigung ihres Vaters und bei Spencer Reid.
Alleine der Gedanke an ihren Vater ließ sie erschaudern. Mit ihm kamen so viele schlimme Erinnerungen aus den letzten 6 Monaten hoch. Sie stellte sich die Frage, ob sie richtig gehandelt hatte. Zwar lag sie hier und war in Sicherheit aber ihr Dad war fort, für immer. War es das wirklich Wert gewesen? Dann war da noch dieser junge, hektische Mann. Spencer Reid. Warum nahm er sie mit zu sich? Sie war doch sicherlich nur eine von vielen Fällen beim FBI. Ein kleine Stimme aus ihrem Hinterkopf meldete sich plötzlich.
,,Du hattest unheimliches Glück jemanden vom FBI angesprochen zu haben, du hast richtig gehandelt! Sonst würdest du vielleicht nicht mal mehr leben, dein Vater wollte es genauso und er ist stolz auf dich! Schätze Spencer Reid dafür, was er dir gibt. Nicht jeder ist so unheimlich menschlich und würde dich aufnehmen. Du hattest sehr viel Glück, im Unglück." Mit dieser gewissensberuhigender Stimme schlief sie schließlich doch erschöpft an.

Kopfschüttelnd ließ sich Spencer auf sein Bett fallen, er war komplett fertig. Der Tag hatte ihn sehr beansprucht, aber noch nie im Leben war er glücklicher gewesen, durchgehalten zu haben. Er hatte diesem Mädchen, welches ihn nur kurz davor angesprochen hatte, tatsächlich helfen können. Zumindest beim ersten Schritt. Sie brauchte unbedingt Zeit, um sich an ein normales Leben zu gewöhnen und eine Person, an die sie sich festhalten konnte. Jemand, der ihr immer Sicherheit geben würde.
,, Dafür bin ich da", grummelte Spencer in sich hinein und kroch unter seine Bettdecke.

Ein lauter Schrei ließ Spencer das Blut in den Adern erfrieren, kerzengerade saß er in seinem Bett und versuchte sich zu orientieren. Kurz darauf fand er den Lichtschalter, schaltete ihn an und bemühte sich aus dem Bett zu kommen. Ein Blick auf den Wecker zeigte 3 Uhr nachts. Mit schnellen Schritten machte er sich auf ins Wohnzimmer, wo schon die kleine Lampe neben Jessys Bett leuchtete. Sie atmete schwer, hatte ein Tränen verschmiertes Gesicht und ihre Klamotten waren nass vom Schweiß.
,, Hey... es ist alles gut."
Erschrocken drehte sie sich zu Spencer um, seit wann stand er da?
,, T-t-tu-ut mi-ir lei-eid", schluchzte sie. Sie wollte ihn nicht wecken. Spencer ging nicht auf die Entschuldigung ein und kam näher auf sie zu. Er sah sie nur an und sein Herz zog sich zusammen. Sie tat ihm so leid, zu gerne würde er ihre Last auf sich nehmen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen.
,, Ist alles in Ordnung?", fragte er unnötigerweise. Er hätte sich in diesem Moment am liebsten eine Kopfnuss gegeben. Natürlich ging es ihr nicht gut...
,, Ge-eht sch-schon", flüsterte sie und stoppte immer wieder durch ruckartiges Atmen.
,, War es ein Albtraum?"
Sie nickte leicht. Spencer kam näher zu ihr und setzte sich auf die Kante des Sofas - ihrem Bettes.
,, Willst du mir davon erzählen?"
Ein starkes Kopfschütteln und ein starkes Schluchzen. Sie selber erinnerte sich aber augenblicklich an den Traum. Die starken Arme des großen Mannes griffen nach ihr, zerrten an ihr. Sie hörte das schmierige Lachen von ihm und spürte alle Schmerzen, die er ihr je zugefügt hatte, aufglühen.
,, Er soll aus meinem Kopf!", schrie sie, drückte sich die Hände an die Schläfen und fing hemmungslos an zu weinen. Sie klammerte sich an das Erstbeste, was sie fassen konnte - Spencer. Aus Reflex wollte er sofort wegrutschen, sie wegschieben, blieb aber nach kurzem Überlegen sitzen und sah hilflos dabei zu, wie sie ihren Kopf an seine Brust presste und sich an seinem Arm festklammerte. Ihr ganzer Körper vibrierte und zitterte.
,, Sch... sch...", versuchte es Reid erneut und strich ihr mit seiner freien Hand über den Rücken. Herzzerreißend weinte sie weiter. Sie bekam kaum Luft, konnte sich aber einfach nicht beruhigen. Alles schlechte, was in den letzten Monaten passiert war, prasselte auf sie ein und dann noch ihre momentane Lage. Sie hatte niemanden mehr...
,, Es ist alles gut. Nur ich bin hier und niemand anders. Hier bist du in Sicherheit", flüsterte Spencer und drückte sie instinktiv etwas fester an sich. Ein klein wenig verwundert war er schon, dass Jessy sein Herz so schnell erobert hatte.

Ich will nicht zurück (Spencer Reid fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt